Wolfgang Platter, am Tag der Heiligen Katharina von Siena, 29. April 2013
In die Monate April und Mai fällt in unserem kontinentalen Klima die Blüte vieler einheimischer Sträucher und Bäume aus der Wildflora, der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen aber auch der Zierpflanzen im Gartenbau.
Blühen, Fruchten und Samenbilden dient der Erhaltung der Art. Mein heutiger Beitrag ist den Blütenpflanzen in ihrem Blütenaufbau und deren Bestäubungsmechanismen gewidmet.
Ungeschlechtliche und geschlechtliche Vermehrung
Die Vermehrung der Pflanzen über Blüten und Samen ist nicht die einzige Art der Fortpflanzung, welche die Pflanzen im Laufe der Erdgeschichte hervorgebracht haben. Die zehntausende Arten von Pilzen, Moosen und Farnen vermehren sich über Sporen. In der botanischen Systematik werden die zwei großen Gruppen der Sporenpflanzen und der Blütenpflanzen unterschieden. Bei den noch niedrigeren Pflanzen wie den Algen oder Bakterien kommt die Teilung oder bei den Hefepilzen die Sprossung als Form der ungeschlechtlichen Vermehrung vor. Bei der ungeschlechtlichen Vermehrung erfolgt kein Austausch von Erbsubstanz, die Folgegeneration der geteilten Zellen trägt dieselbe Erbsubstanz wie die Muttergeneration. Bei der Fremdbestäubung von Blütenpflanzen erfolgt hingegen eine Durchmischung und ein Austausch von Erbsubstanz.
Windbestäubung
Unter den Blütenpflanzen ist die Windbestäubung die erdgeschichtlich ältere Art der Bestäubung gegenüber der Insektenbestäubung. Vom Winde bestäubt werden beispielsweise alle Arten von Süß- und Sauergräsern, aber auch die Arten der einheimischen Nadelbäume. Die Windbestäubung ist eine ungezielte Art der Pollenübertragung auf die weibliche Blüte: Der männliche Pollenstaub wird durch die Windverfrachtung zufällig auf die weiblichen Samenanlagen geweht. Wegen dieser Art des Pollenfluges mit statistisch niedriger Wahrscheinlichkeit des „Zufallstreffers“ müssen windbestäubte Pflanzen große Mengen von Pollenstaub als Verschleiß erzeugen. Die massenhafte Erzeugung von Pollenstaub fällt uns etwa dann auf, wenn in Blütenjahren der Föhrenwald in den Vinschger Leiten bei Windstößen staubt und gelbe Wolken von Pollenstaub um die Bäume streichen.
Insektenbestäubung
Die Insektenbestäubung ist im Vergleich zur Windbestäubung ein zielgerichtete Art der Bestäubung. Im Laufe der Evolution der Blütenpflanzen haben sich dabei viele faszinierende Formen der Anpassung und Abstimmung zwischen Blütenart und Bestäubungsinsekt herausgebildet. Auf der Suche nach Nektar fliegen die Bestäubungsinsekten von Blüte zu Blüte. Honigbienen sind dabei beispielsweise sehr blütenstet. Das heißt sie wechseln nicht von einer Pflanzenart zu einer anderen, sondern fliegen etwa von Apfelblüte zu Apfelblüte. Bei der Insektenbestäubung ist die Wahrscheinlichkeit, dass Pollenkörner auf die Narbe mit Fruchtknoten als Teil der weiblichen Blüte treffen, viel größer als bei der Windbestäubung. Daher müssen insektenbestäubte Pflanzenarten auch nicht so große Mengen an Pollenstaub erzeugen wie windbestäubte Pflanzen.
Die Zwitterblüte
Die Zwitterblüte ist die häufigste Ausprägung von Blütenformen: Weibliche und männliche Organe sind bei der Zwitterblüte in einer Blütenkrone vereint. Obwohl männliche Staubgefäße und weibliche Narbe bei der Zwitterblüte unmittelbar und oft eng nebeneinander stehen, kommt Selbstbestäubung der Samenanlagen mit dem Pollenstaub aus ein und derselben Blüte aber selten vor. Meist kommt der Pollenstaub über das Bestäubungsinsekt von einer anderen Blüte. Durch diesen Zutransport von außen ist die Durchmischung von Erbgut gewährleistet. Wir sprechen von Fremdbestäubung. Bei manchen Hochgebirgspflanzen an Extremstandorten ist bei Schlechtwetterperioden während der Blütezeit der Anflug von Bestäubungsinsekten unterbunden. In solchen Fällen greifen manche Pflanzenarten vor dem Abblühen zur Selbstbestäubung. So senken sich zum Beispiel bei manchen Arten von Glockenblumen („Fingerhüatl“) die Staubgefäße zur Narbe und bestäuben diese somit blütenintern. Wie schon oben gesagt, ist ja der Auftrag aus der Evolution, durch Blühen, Fruchten und Samenbilden die Art zu erhalten. Beim Ausbleiben von Bestäubungsinsekten wird also die Selbstbestäubung als letzter Ausweg gewählt!
Wechsel der Blütenfarbe
Wussten Sie übrigens, dass manche Blütenpflanzen durch den Wechsel der Blütenfarbe den Bestäubungsinsekten signalisieren, ob sie schon befruchtet sind oder noch nicht. So ersparen die Pflanzen ihren Bestäubungsinsekten unnötige und energievergeudende Anflüge. So sind die noch unbestäubten Blüten des Gletscher-Hahnenfußes (Ranunculus glacialis) rein weiß gefärbt, während die bereits bestäubten Blüten sich rosa umfärben.
Einhäusigkeit und Zweihäusigkeit
Neben den Zwitterblüten hat die Natur im Pflanzenreich aber noch eingeschlechtige Blüten zu bieten. Eingeschlechtige Blüten heißt, das die männlichen und weiblichen Blütenteile auf zwei getrennte Blüten verteilt sind.
Sind die getrenntgeschlechtigen weiblichen und männlichen Blüten dabei auf einer Pflanze angesiedelt, sprechen wir von einhäusigen Pflanzen: Männchen und Weibchen sind in einem Haus vereint. Beispiele für einhäusige Pflanzen sind die einheimischen Nadelbäume Fichte, Lärche, Föhre, Zirbe, aber auch Laubbäume und Sträucher wie Erle, Birke, Ulme, Hasel.
Von zweihäusigen Pflanzen sprechen wir, wenn die männlichen Kätzchen und die weiblichen Blüten auf zwei Pflanzen (oder Häuser) verteilt sind. Beispiele für zweihäusige Pflanzen sind die verschiedenen Arten von Weiden (Salix), der Wacholder-Strauch oder die „Kranewitt-Staud“ oder unter den Kulturpflanzen der Kiwi-Strauch.
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