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Mittwoch, 21 März 2012 00:00

Nach Mutters Rezept

Hildegard Prieth Wallnöfer vom „Schlosshof“ in Lichtenberg (61 Jahre): Mit der Marillenmarmelade zur Direktvermarktung.

von Magdalena Dietl Sapelza

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Das Geheimnis einer guten Marillenmarmelade liegt in der Qualität der verarbeiteten Früchte. Diese müssen reif und frisch sein. Das bedeutet für Hildegard, dass sie während der Erntezeit zwei bis dreimal täglich die Marillen-Felder absucht, die gefallenen Früchte aufhebt und die reifen Früchte von den rund 250 Bäumen pflückt. „Wenn die Marillen zu lange auf dem Boden liegen, riechen sie nach Erde und das beeinträchtigt den Geschmack der Marmelade“, erklärt sie. Sie verarbeitet nur einwandfreie Früchte. Angeschlagene Marillen wandern in einen Gär-Topf, der dann gefüllt an einen Schnapsbrenner abgegeben wird. Marillenzeit ist eine arbeitsintensive Zeit für Hildegard. Tag für Tag ist sie unzählige Stunden mit dem Einsammeln, dem Entkernen, dem Schneiden, dem Verrühren und dem Marmeladekochen beschäftigt.  „Das Rezept ist einfach und stammt von meiner Mutter. Ein halbes Kilogramm Zucker kommt auf ein Kilogramm Früchte“, erklärt sie und verrät einige Tipps: 1. Wichtig ist es, die Marmelade fleißig zu rühren. Je mehr gerührt wird, umso schöner bleibt die Farbe, der Dampf kann entweichen. Die Früchte zerfallen besser und die Marmelade wird dicker. 2. Die Kochmenge von je drei Kilogramm Früchten mit eineinhalb Kilogramm Zucker sollte man bei herkömmlichem Kochgeschirr nicht überschreiten. Je kleiner die Menge, umso schneller ist die Marmelade gekocht. Jahrzehntelang hat Hildegard kleine Mengen eingekocht. Nachdem sie begonnen hatte, Marmelade zu verkaufen, stand sie nächtelang an den Töpfen. Mittlerweile verfügt sie über dampfbetriebene Spezialtöpfe mit größerem Fassungsvermögen, in denen die Marmelade nicht mehr anbrennt. Hildegards Marillenmarmelade ist einzigartig und findet auf den Bauernmärkten guten  Absatz.

Zwischen Marillenbäumen aufgewachsen
Hildegard ist auf einem Kortscher Bauernhof zwischen den Marillenbäumen aufgewachsen. Als sie sieben Jahre alt war, tauschte ihr Vater ein Grundstück an der Staatsstraße gegen einen Acker mit Marillen nahe Göflan. Hildegard freundete sich mit den goldgelben Früchten an und half tatkräftig bei der Ernte mit. Diese war oft wie ein Lotteriespiel. Immer wieder fielen Teile der Ernte dem Frost zum Opfer. In guten Jahren lieferte die Familie Prieth Marillen an die GEOS und verkaufte sie privat.  „Der Vater und ich sind mit dem Motoguzzi und mit Körben voller Marillen oft ins Oberland gefahren“, erzählt sie. Der Weg führte sie auch nach Lichtenberg, wo sie ihren späteren Mann Sepp Wallnöfer kennenlernte. Dieser war ein Verfechter des Marillenanbaus und pflanzte im Rahmen eines Förderungsprogrammes zahlreiche Bäume. Man hoffte, eine späte Blüte in der Höhenlage garantiere die Ernte. Doch der Frost blieb unberechenbar und viele Bauern gaben auf. Sepp behielt die Marillenbäume. Als Hildegard 1979 auf dem „Schlosshof“ einzog, teilte sie sich mit ihm die Freude an den süßen Früchten. „Während in der Nachbarschaft wegen der Missernten die Marillenbäume nach und nach verschwanden, haben wir das Ganze weitergezogen“, betont sie. Den Weg zur Direktvermarktung wies ihr Cilly Folie aus Prad, die auf Bauernmärkten Brot aus hofeigenem Getreide verkaufte. „Die ersten zehn Marmelade Gläser hat die Cilly mit auf den Markt genommen und sofort verkauft“, erinnert sich Hildegard. Dieser Erfolg spornte sie an. Im Jahr 2000 bot sie Marmelade und Marmeladekuchen erstmals selbst bei den langen Donnerstagen in Prad an. Sie verkaufte gut und das beflügelte sie. „Von nun an begann das Ganze zu wachsen“, sagt sie. Noch im selben Jahr nahm sie erfolgreich bei einer Marmeladeverkostung teil, wirkte beim Kochbuch „Vinschger Köstlichkeiten“ und beim Kulturfestival „Marmor&Marille“ mit.

Bahnbrecherin  für Produktveredelung
Ihre Tätigkeit als Marktfrau beobachteten ihr Mann und ihre Söhne Florian und David anfangs mit Skepsis. „Direktvermarkterin zu werden,0 war für mich nicht einfach“, sagt sie. Doch sie ließ sich nicht beirren und besuchte Fortbildungskurse. Heute kann sie sich „Bäuerin als Botschafterin ihrer Produkte“ und „Bäuerin als Referentin“ nennen. Neben ihrem Geschick für Marillen-Köstlichkeiten hat Hildegard auch eine gute Hand für verschiedenste Handarbeiten und gibt landauf landab Kurse. Ihr Erfolg als Direktvermarkterin überzeugte letztendlich auch ihren Mann und war zukunftsweisend für ihren Sohn Florian, der den „Schlosshof“ übernahm und zusammen mit seiner Frau Manuela Schöpf entschied „Urlaub auf dem Bauernhof“ anzubieten. Das junge Paar erkannte, auch Dank Hildegards Vorreiterrolle, den Wert der hofeigenen Produkte und wurde schließlich selbst kreativ. Spätestens als Florian seine Mutter vor einem Marktbesuch einmal fragte, ob er ihr beim Einladen helfen könne, sagte sie sich im Stillen: „Jetzt Hildegard bist du durch, jetzt bekommen Produktveredelung und Direktvermarktung auf dem Hof ein Chance.“  Mittlerweile wechseln sich Jung und Alt bei den Marktterminen ab. Die Angebotspalette wurde mit Speck, Wurst- und Fleischwaren aus eigener Produktion erweitert. Hildegard bedient wie eh und je am liebsten die kleinen geselligen Bauernmärkte im Tal. „Ich habe immer gesagt, wenn ich die Rente habe, gehe ich nicht mehr auf den Markt“, verrät sie. „Jetzt habe ich die Rente und kann es nicht lassen“. Die Liebe zur Marille und zu den Kundinnen und Kunden lässt sie nicht los. Und auch darin liegt das Geheimnis ihres Erfolgs. 

Publiziert in Ausgabe 6/2012

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