Schlanders erzählt... Märchenherbst

Maerchenherbst24

 
 
Dienstag, 04 Februar 2014 00:00

Ein moderner Ablasshandel

Aus dem Gerichtssaal - „Vor dem Gesetz sind alle gleich“. Der Gleichheitssatz ist so oder in ähnlichem Wortlaut in allen europäischen Verfassungen festgeschrieben. Auch in den italienischen Gerichtssälen wird er in großen Lettern verkündet. Der Grundsatz entspricht im Übrigen einem allgemein ausgeprägten Rechtsempfinden: Der Staat und die öffentliche Verwaltung sind verpflichtet, vergleichbare Fälle rechtlich gleich zu behandeln und sich jeder Willkür zu enthalten. Wenn also der Gesetzgeber den Bürgern bestimmte Pflichten auferlegt, dann müssen diese von allen und ohne Ahnsehen der Person eingehalten werden. Es widerspräche dem elementarsten Rechtsempfinden, wenn sich Einzelne von solchen Verpflichtungen freikaufen, z.B. die allgemeine Wehrpflicht durch Bezahlung einer Geldsumme umgehen könnten. Diese Betrachtungen drängen sich auf im Zusammenhang mit der leidigen Herilu-Geschichte in Latsch. Da hat doch Anfang der 80er Jahre die Gemeinde – auf Antrag von Fuchs Heinz wohlgemerkt! – die Wohnbauzone „Fuchs-Säge“ ausgewiesen. Laut Landesgesetz unterliegt eine solche Erweiterungszone der Teilung in freien und geförderten Wohnbau. Den freien Teil nutzte der Eigentümer in der Weise, dass er darauf das Einkaufszentrum Herilu errichtete. Bei der Realisierung der geförderten Wohnungen geriet er hingegen ins Stocken. Die Baukonzession für das Herilu war jedoch an die Auflage gebunden, dass auch das für den sozialen Wohnbau reservierte Areal dieser Nutzung zugeführt würde. Diese Auflage blieb bis heute weitgehend toter Buchstabe. Den ganzen damit verbundenen Rattenschwanz an Illegalitäten wollte Fuchs Heinz nun in der Weise aus der Welt schaffen, dass er der Gemeinde Latsch folgenden „Deal“ in der Form eines Raumordnungsvertrages vorschlug: Ich zahle Euch 230.000 Euro, dafür hebt ihr alle auf dem restlichen Areal lastenden Bindungen auf, lasst mir freie Hand bei dessen zukünftiger Nutzung und  saniert alle Unregelmäßigkeiten. Aus der Sicht von Heinz Fuchs macht das alles Sinn, käme es doch nach der Art einer päpstlichen Generalabsolution einem vollkommenen Nachlass aller Bausünden gleich. Die Gemeinde Latsch hat er mit diesem zweifelhaften Angebot jedoch in arge Verlegenheit gebracht. Die kann nämlich als dem Gemeinwohl verpflichtete öffentliche Körperschaft nicht einfach nur auf ihren Säckel schauen, sondern muss bei ihrem Handeln die Gesetze und den Gleichheitssatz beachten. Dies dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, dass die Landesregierung mit Beschluss vom 21.10.2013 die „heiße Kartoffel“ wieder nach Latsch zurückschickte, worauf die Gemeinde „den Ball“ prompt mit der gleichen Begründung wieder nach Bozen „weiterspielte“.
Diesem „Spiel“ könnte man ja mit etwas sportlicher Einstellung einen gewissen Reiz abgewinnen, ginge es dabei nicht um ernsthafte Dinge, nämlich um die Frage, ob wirklich alle Bürger gleich sind und ob nicht manche etwas gleicher als andere behandelt werden. Was schließlich der ganzen „Geschichte“ eine zusätzliche Brisanz verleiht: Sie spielt sich praktisch vor der Haustür des Parteiobmannes Richard Theiner ab und ist wohl schwer mit dem Stil der neuen Landesregierung unter Arno Kompatscher zu vereinbaren!   

 Peter Tappeiner, Rechtsanwalt

Publiziert in Ausgabe 3/2014

Ausgaben zum Blättern

titel 22 24

titel Vinschgerwind 21-24

titel vinschgerwind 20-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.