Martell
Eine besondere Buchpräsentation erlebten rund 40 interessierte Zuhörer vorletzten Dienstag in Martell. Vorgestellt wurde dabei von der Autorin Luise Ruatti und dem Historiker Leopold Steurer im Vereinshaus eines der interessantesten deutschsprachigen Werke der letzten Jahre zum Zweiten Weltkrieg. Anwesend war auch Luis Raffeiner, auf den dieses Buch zurückgeht.
Vor rund 16 Jahren hat der heute 93-jährige Karthauser begonnen, seine Lebenserinnerungen auf Band zu sprechen. Unterstützt wurde er dabei von der Naturnserin Luise Ruatti, die die Aufnahmen schließlich 2010 zu einem Manuskript bündelte. Dieses gab sie in der Folge an namhafte Historiker weiter, die sofort den Wert der Arbeit erkannten.
Luis Raffeiners Sicht auf seine Zeit als deutscher Wehrmachtssoldat an der Ostfront ist einzigartig: Er erzählt nicht nur vom Krieg, sondern benennt auch die schrecklichen Ereignisse, die er gesehen und an denen er selbst beteiligt war. Über Schuld reflektiert er dabei nicht. Stattdessen zeigt er, wie Soldaten von Tätern zu Gejagten wurden und nicht die Gelegenheit fanden, sich offen Schuld, Scham und Trauer zu stellen. Raffeiner benennt in seinem Buch auch die Folge dieses kollektiven Defizits: Die Mehrzahl der überlebenden deutschen Soldaten hat zeitlebens - wie er selbst auch - am Krieg weitergelitten.
Auf all dies wurde während der Buchpräsentation eingegangen. Der Meraner Historiker Leopold Steurer führte anschaulich in die Problematik des Vernichtungskrieges an der Ostfront ein und ordnete das Werk von Raffeiner wissenschaftlich ein. Luise Ruatti umriss die Entstehung des Buches. Sie schilderte auch, wie der Kontakt zum bekannten deutschen Historiker Hannes Heer zustande gekommen war. Heer hat Raffeiners Werk wissenschaftlich überprüft und analysiert. Sein Urteil kann dem ausführlichen Nachwort entnommen werden.
Luis Raffeiner hat sich selbst gegen Ende der Veranstaltung bereitwillig, überraschend detailreich und wortgewaltig den Fragen aus dem Publikum gestellt. (jan)
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