Mals
Wem gehört die Landschaft? Kann man mit ihr tun, was man will?“ Diese Frage, gestellt von Moderator Hanspeter Staffler, beantwortet die Rechtsanwältin und Mitglied der Umweltschutzgruppe Eppan, Elisabeth Ladinser, mit einem klaren Nein. „Das Allgemeingut und das Recht aller steht über dem Privateigentum“. Ladinser war Podiumsgast zum Abschluss der Kulturlandschaftstage in Mals, die sich zwei Tage lang bei Tagungen und Exkursionen mit der Vinschger Landschaft auseinander gestetzt hatten. Träger der Veranstaltung waren das Vintschger Museum, die Gemeinden Schluderns und Mals. Neben Ladinser saßen Christoph Engl von der Südtiroler Marketing Gesellschaft, Andreas Tappeiner, Vertreter des Südtiroler Bauernbundes und Bezirkspräsident sowie Markus Joos vom Landwirtschaftsinspektorat Schlanders mit in der Runde.
Was macht eine wertvolle Landschaft aus? In zwei Punkten waren sich alle einig: Die einzige Konstante ist der Wandel. Die Wahrnehmungen und Interessen sind unterschiedlich je nachdem aus welchem Blickwinkel man die Landschaft betrachtet. Für umweltbewusste Menschen bedeutet Landschaft sensibler Lebensraum, wertvoll durch Vielfalt. Für die Bauern bedeutet die Landschaft nutzbare Fläche und Existenzgrundlage. Die Touristen betrachten Landschaft aus einem ästhetischen Blickwinkel. „Sie lieben Südtirols Kulturlandschaft und meinen, es sei eine Naturlandschaft“, erklärt Engl. Reine Naturlandschaften ohne Hütten seien wenig attraktiv für Gäste und nicht werbewirksam. Wertvoll seien auch die architektonischen Landschaften, die Städte und Dörfer. Bei Eingriffen in die Landschaft gehe es darum, wie etwas passiert. In Südtirol werde über das „Wie“ nicht diskutiert. Es werde einfach entschieden. Auf die Frage: Hat Vielfalt im Spannungsfeld zwischen Produktionsdruck und EU Regelwerk überhaupt noch Platz, antwortete Joos: „Sie muss Platz haben“. Derzeit sei ein gesamtgesellschaftlicher Wandel im Gange und es brauche Vernetzungen, um den Herausforderungen begegnen zu können. Joos sprach die vielen Initiativen im Bereich der landwirtschaftlichen Nischenprodukte an, die der Vielfalt eine Chance geben. Eine Wertediskussion müsse dringend einsetzen, forderte Ladinser. „Wir müssen uns gut überlegen, wie wir weitergehen.“ Der Wandel sei zu rasant, und man müsse sich weniger Geschwindigkeit leisten. Weniger könne oft mehr sein und mehr Lebensqualität bedeuten. Das Recht auf eine gesunde Landschaft müsse in die Diskussion eingebaut werden, denn Herbizide und Pestizide belasten zunehmend. Diese Anregung kam aus dem Publikum. Andere Wortmeldungen gingen mit der Bauernlobby hart ins Gericht. Diese könne mit politischer Rückendeckung schonungslos über alles drüber fahren. Wenn man in der Landwirtschaft alles in die falsche Richtung fördere, laufe alles falsch, und das geschehe in Südtirol seit langem aus politischem Kalkül, so eine weitere Stimme. Verhalten reagierte Andreas Tappeiner: „Es ist durch Reglement Sorge getragen, dass nicht zu intensiv gewirtschaftet wird.“
Ladinser gab zu bedenken: „Es sind nicht nur die Bauern. Alle knabbern an der Landschaft“. Zukünftig wird es um die grundsätzliche Frage gehen: Wie schaffen wir es, dass die Landwirte die Landschaft in ihrer Vielfalt pflegen und auch davon leben können. Entscheidend wird dabei nicht zuletzt das Verhalten der Konsumenten sein, die bereit sein müssen, mehr für Nahrungsmittel auszugeben. (mds)
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