Dienstag, 02 Oktober 2018 00:00

Gefangen im Paragraphenwald

Aus dem Gerichtssaal - Nun, liebe Leserinnen und Leser, falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, der Summer isch ummer! Und damit tritt auch der Autor dieser Rubrik wieder in Aktion, auch um etwaigen Entzugserscheinungen entgegenzuwirken. Denn einige geneigte Leser haben schon gemeint, ohne dem Tappeiner seiner Rubrik würde der Vinschgerwind nur mit halber Kraft wehen! Also, eigentlich wollte ich diesmal über den Beschluss des Eppaner Gemeinderates schreiben, der die akademischen Titel in die Rumpelkammer verbannen will. Doch da kamen mir buchstäblich die Wildschweine in die Quere! Dazu muss ich erklärend etwas ausholen: Also, in meinem Urlaubsdomizil im untersten Messenien in Griechenland haben sie seit einiger Zeit eine Wildschweinplage. Vorausschicken muss man ebenfalls, dass es vor einigen Jahren auf dem Peloponnes verhehrende Waldbrände gegeben hat. Davon waren auch die in der Nähe von Olympia gelegenen Feuchtgebiete betroffen. Die dort siedelnden Wildscheine nahmen ob der plötzlichen Hitze reißaus, um sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen. Und wissen Sie, wo es die Tiere hin verschlagen hat? Schweine zählen ja bekanntlich zu den intelligentesten Viechern und die Wildschweine sind mit einem besonders scharfen Verstand ausgestattet. Sie flüchteten vor dem Feuer nicht etwa panikartig irgendwohin, nein, ihre Wanderschaft beendeten sie erst im ausgewiesenen Natura 2000-Gebiet an der Südspitze von Messenien rund um das Kap Akritas (wo das genau liegt erfahren Sie bei Dr. Google!). Und können Sie sich denken, warum die Schweine sich ausgerechnet dort niedergelassen haben? Im Naturschutzgebiet herrscht nämlich Jagdverbot! Und davon müssen die Schweine wohl Wind bekommen haben, denn seither vermehren sie sich prächtig, ja sie haben sich zu einer wahren Landplage entwickelt. Davon ausgehend habe ich an die Wölfe in unserer Heimat gedacht, die ebenfalls ungehindert und von Paragraphen geschützt über die Herden herfallen können. Irgendetwas läuft da nach meiner Meinung schief. Das Wild soll durch geordnete Jagd Schutz genießen, aber dann kommt zuerst der Mensch und erst später der Wolf und das Wildschwein! Und die Ordnungskraft des Gesetzes muss dann enden, wenn dem Menschen die Möglichkeit verwehrt ist, sich vom Wust der Paragraphen zu befreien. Wenn nicht, dann wird, um aus Goethe’s Faust zu zitieren, „Vernunft Unsinn und Wohltat Plage“!
Peter Tappeiner
Rechtsanwalt 

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Publiziert in Ausgabe 20/2018

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