Dienstag, 13 Mai 2014 09:06

Alle Fäden in der Hand

s32sp23 666Stilfs - Alles hat vor 12 Jahren anlässlich einer Jubiläumsausstellung des Schafzuchtvereines begonnen“, erinnert sich Agnes Moser. „Wir hatten damals diesen alten Webstuhl (sie zeigt auf einen sehr alten Webstuhl) auf dem Ausstellungsgelände aufgestellt und das Weben eines einfachen Fleckerlteppichs gezeigt. Das war ein voller Erfolg“.
Angespornt vom großen Interesse der heimischen Bevölkerung und unterstützt vom Kulturreferenten der Gemeinde Stilfs Roland Angerer organisierte Agnes eine offene Webgruppe. Im alten Kindergartensaal wurden acht revitalisierte Webstühle aufgestellt. Nahezu alle aus Stilfs.  „Früher wurde in fast jedem Haus gewebt“, weiß Agnes. „Unser Ziel ist es, dieses wunderbare, alte und kreative Handwerk zu erhalten und zu fördern und wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen zu bringen“. Deshalb organisierte die Gruppe in Zusammenarbeit mit dem Bildungsausschuss und mit Ludwig Fabi von der GWR Spondinig Weiterbildungskurse mit Waltraud Holzner aus Kortsch. Anhand von Musterketten wurde Schritt für Schritt erklärt und gezeigt, wie man eine Kette schärt und den Webstuhl einrichtet. Weitere Inhalte der Kurse waren: Bindungslehre, Materialkunde, Farberfahrung am Webstuhl, Gestalten eines Gewebes, Erstellen einer Mustermappe und  Entwerfen und Weben eines eigenen Webstückes.
s32sp4 673Als bereicherndes Mitglied kam Maria Eller Fritz aus Graun zur Gruppe. Sie ist Absolventin der Winterschule Ulten, Mitarbeiterin in der Erlebnisschule in Langtaufers und Schafzüchterin. Sie beherrscht alle Techniken der Wollverarbeitung (Spinnen, Weben, Färben und Filzen). Sie gibt ihre reiche Erfahrung gerne an die Mitglieder weiter. „Ich brauche keinen Fitnessraum“, sagt Maria. „Weben ist Gymnastik von oben bis unten. Bei dieser Tätigkeit muss ich immer wieder von der Web-Bank  runtersteigen und zum Kettbaum vorgehen und das Radl weiter drehen. Ich bin ständig in Bewegung, mit Armen und Beinen und sogar mit dem Hirn. Beim Weben ist volle Konzentration angesagt. Der kleinste Fehler hat fatale Folgen“.
Neben dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch ist natürlich das gesellige Beisammensein wesentlich. Die Frauen aus dem Obervinschgau treffen sich mehrmals in der Woche in ihrer Webstube. Sie sind dabei, einen offiziellen Verein zu gründen und haben vor, ihre Unikate auf dem Kunsthandwerksmarkt zu verkaufen. Weiters ist ein Internetauftritt in Vorbereitung. Für den 8. Juni 2014 ist eine Ausstellung im Rahmen eines Tages der offenen Tür vorgesehen. Es kann dabei die Webstube besichtig werden. Einige Weberinnen werden den Besuchern die einzelnen Arbeitsschritte am Webstuhl vorführen. Andreas Waldner

Publiziert in Ausgabe 10/2014

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