Renate und Hubert Stillebacher haben den Schritt vom privaten Imker hin zum Direktvermarkter gewagt. Honig ist seitdem nur ein Produkt von vielen, das auf großes Interesse stößt.
von Magdalena Dietl Sapelza
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau
Der angenehme Geruch vom frischen Bienenwachs durchströmt das Wohnzimmer. Der Duft kommt aus dem blitzblanken Arbeitsraum nebenan, in dem Renate und Hubert Stillebacher derzeit Mittelwände für die Waben der „Holzbeuten“ (Bienenkästen) gießen. „Ich pflege ausschließlich den eigenen Wachskreislauf und kaufe kein Wachs dazu“, erklärt Hubert. Die „Holzbeuten“ zimmert Hubert selbst, meist aus Zirm-Holz, genauso wie die Rahmen für die Waben. Das Handwerk beherrscht er als gelernter Zimmermann. Seit fünfzehn Jahren übt er den Beruf des Försters aus. Nebenbei ist er für den Imker-Verband als Wanderlehrer und Gesundheitswart unterwegs. Die Freizeit widmen er und seine Frau den Bienen und ihrer Imkerei. Diese führen sie mittlerweile im Rahmen der kontrollierten Qualitätsbestimmungen der „Südtiroler Schutzmarke“ und verkaufen ihren Honig seit 2005 als Direktvermarkter. Strikte Hygienebestimmungen sind einzuhalten. Laufend können Experten diese kontrollieren und unangemeldet Honigproben holen und untersuchen. Anhand der Pollenanalyse lässt sich der Ursprung feststellen. „Der Schritt vom privaten Imker bis hin zum Direktvermarkter ist mit einiger Bürokratie verbunden“, sagt Hubert. „Kontrolle ist wichtig zum Schutz der Konsumenten und auch der Imker.“ Renate und Hubert haben den Schritt bisher nicht bereut. 2012 stellten sie sich mit ihren Honigsorten den Fachexperten der Südtiroler Honigbewertung und eroberten zweimal Gold. Honig ist nur eines von vielen Produkten, das ein Bienenvolk produziert. Blütenpollen, Wachs, Propolis und Gelee Royale (Königinnenfuttersaft) sind sehr hochwertige und gesunde Bienenprodukte. „ Es wird eine neue Herausforderung diese Produkte in Zukunft zu ernten, um sie unseren Kunden anzubieten“ sagt Hubert.
Huberts Interesse an den Bienen weckte ein Imker mit seinen Bienenstöcken am Prader Berg. Fortan half Hubert mit, bis er sich 1984 entschied, eigene Bienen anzuschaffen. Später teilte seine Frau Renate mit ihm die Freude an der Imkerei. „Anfangs hatte ich Angst vor den Bienenstichen und musste mich überwinden“, beschreibt sie. Mittlerweile weiß sie mit den Tieren umzugehen und ist fasziniert vom Leben der Bienen. Zum Beispiel von der Aufzucht von Königinnen, die für die Jungvölker benötigt werden und um alte Königinnen auszutauschen. Hubert und Renate betreuen bis zu 60 Bienenvölker. Das größte Problem ist derzeit die Varroa Milbe.
„Diese Milbe lebt auf der Biene und entwickelt sich in der Bienenbrut“, erklärt Hubert. Entscheidend bei der Bekämpfung ist es, das Leben der Milbe zu kennen und zu wissen, ab wann sie dem Bienenvolk gefährlich wird.
Hubert und Renate behandeln ihre fleißigen Insekten sorgsam, ob beim Einsammeln neuer Schwärme, bei der wöchentlichen Durchsicht der Völker… „Wir legen Wert auf artgerechte Bienenhaltung“, betont Hubert. Die naturbelassenen „Holzbeuten“ lassen sich beliebig aufstapeln, sodass die Bienenvölker entsprechend ihrer Größe (im Sommer sind es bis zu 70.000 Bienen in einem Volk) immer genügend Platz haben. Nach der Blüte im Frühjahr bringt das Ehepaar die Bienen vom Tal in die höher gelegenen Regionen. Besonders schmackhaft und wertvoll ist der Honig aus Gebirgskräutern. Im Spätsommer ist die Zeit der Haupternte. Die mit wertvollem Honig gefüllten und mit Wachs versiegelten Waben können entnommen werden. Diese werden in Handarbeit „entdeckelt“ (d.h. die Wachsschicht wird entfernt). Die aufwändige Arbeit erledigen Renate und ihre Schwiegermutter Martina. Anschließend wird der Honig aus den Waben herausgeschleudert. Dessen Konsistenz hängt von der Honigsorte und der Reife des Honigs ab. Verkauft wird der Honig ab Hof oder auf Bauernmärkten. „Der Honig ist meist viel zu schnell aufgebraucht. Heuer mussten wir viele Kunden auf den Sommer vertrösten.“ Der Blütenhonig im Frühjahr dient zuerst dem Aufbau des Bienenvolkes. Erst dann werden die Bienen wieder die Waben füllen, die ihnen Hubert und Renate derzeit gießen.
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