Schlanders
Eine typische Situation: Die Mutter sitzt in der Küche und liest. Der Jugendliche, pubertierend, kommt herein und hört laute Musik. Die Mutter wird wütend: „Ja siehst du nicht, dass ich lese. Mach die Musik leiser und geh sofort auf dein Zimmer.“ Was passiert? Mutter und Kind stehen mitten in einem Konflikt. Bevor das geschieht, sagt Alexandra Schreiner-Hirsch, müssen Eltern eines tun: den Pausenknopf drücken. Die Sozialpädagogin ist überzeugt: Eltern brauchen eine Pause, eine Strategie, um von ihrer Wut wieder runterzukommen. Das kann bis zehn zählen sein, das kann aber auch jemanden anrufen sein, um das Ganze abzuladen. Denn: „Ich muss den Kopf freihaben, um Grenzen setzen zu können.“ Kindern sind zwar alle Gefühle erlaubt, nicht aber jedes Verhalten. Es mangelt Eltern heute an Konsequenz, die Erziehung ist ein schwankender Kurs – zwischen Nachgeben und Explodieren – geworden: Einmal gewinnen die Eltern, einmal das Kind. Aber wie in jedem guten Unternehmen braucht es einen Chef, der die Regeln aufstellt.
Gleichzeitig, sagt Schreiner-Hirsch gibt es ein emotionales Bankkonto, wo wir einzahlen und abheben. 5:1 fürs Einzahlen lautet das Verhältnis, damit eine Beziehung funktioniert. Einzahlen ist jedes nette Wort, jedes Lob, abheben jedes Schimpfen, Nörgeln, Beleidigen. Ist die Beziehung unausgeglichen, kommt spätestens in der Pubertät der Rachefeldzug. Und der ist alles andere als angenehm.
Die Alternative zum erwähnten Beispiel sieht so aus: Die Mutter bleibt ruhig: „Ich lese hier und kann mich nicht konzentrieren, wenn du hier laute Musik hörst. Ich würde gern weiterlesen.“ Anstelle eines Verbotes bietet sie Wahlmöglichkeiten an: „Du kannst in deinem Zimmer laute Musik hören oder hier bleiben und die Kopfhörer aufsetzen.“ Diese Wahlmöglichkeiten wiederholt die Mutter und fordert konsequent ein, dass in der Küche nicht laut Musik gehört wird. Die Grenzen werden gesetzt. Liebevoll und bestimmt. So lautete auch der Titel des Vortrages von Schreiner-Hirsch kürzlich in Schlanders. Die Arbeitsgruppe „Gemeindeorientierte Präventionsarbeit“ hat jenes Thema gewählt, das Eltern bewegt. Proppenvoll war die Aula. Der Vortrag bot einen Vorgeschmack auf das, was in einem zweiten Moment, in einem sogenannten Elterncoaching trainiert wird. Gegen eine Gebühr von 15 Euro werden am 13./14. April, 11./12. Mai und 18./19. Mai Eltern stark für die Herausforderungen gemacht. (ap)
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