Montag, 07 September 2015 12:00

UNESCO-Weltnatur- und Weltkulturerbe im Zentrum der Alpen

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

s28 Alpenbogen 2Der Schweizer Nationalpark und der Stilfserjoch Nationalpark als gemeinsames Weltnaturerbe. Die Stadt Glurns und die Stilfserjochstraße als Weltkulturerbe 

von Heinrich Zoderer

In der UNESCO Liste des Welterbes gibt aktuell 1031 Denkmäler in 163 Ländern, davon zählen 802 zum Weltkulturerbe und 197 zum Weltnaturerbe.

Alle diese Denkmäler haben aufgrund ihrer Einzigartigkeit eine weltweite Bedeutung. Das Kloster St. Johann in Müstair zählt seit 1983 zum Weltkulturerbe, die Rhätische Bahn ist es seit 2008. Eine Arbeitsgruppe bemüht sich die Stilfserjochstraße zum Weltkulturerbe zu erheben. Die Stadt Glurns ist klein, aber in seinem Erscheinungsbild einmalig in den Alpen und auf der Welt. Seit 1914 gibt es den Schweizer Nationalpark als einzigen Nationalpark der Schweiz in unserer Nachbarschaft und seit 1935 gibt es den Stilfserjoch Nationalpark im Zentrum der Alpen, aufgeteilt auf die beiden Provinzen Trient und Südtirol und die Region Lombardei. Die beiden Nationalparks sollen auch in Zukunft ihre Selbständigkeit bewahren und die Autonomie besonders im Stilfserjoch Nationalpark noch ausbauen und die Verwaltung weiter nach unten delegieren, aber sie müssen sich auch stärker vernetzen und kooperieren. Ein Zusammenschluss als Weltnaturerbe unter dem Dach der UNESCO wäre eine Möglichkeit und würde die globale Bedeutung der vielfältigen Naturräume in den Zentralalpen mit einer beeindruckenden Gebirgsbahn, der höchsten Passstraße der Ostalpen, einem alten Kloster und einer mittelalterlichen Stadt in ein neues Licht setzen.   
Eine verrückte Idee? Eine Vision? Vielleicht! Vielleicht aber auch nicht!
Seit 2009 sind Teile der Dolomiten UNESCO-Weltnaturerbe und damit neben dem Ötzi in Bozen das Aushängeschild Südtirols in der Welt. Ein Zusammenschluss des Stilfserjoch Nationalparks mit dem Schweizer Nationalpark als Weltnaturerbe mit kulturellen Perlen im Park bzw. der unmittelbaren Umgebung  könnte zum dritten Aushängeschild Südtirols werden. Es beinhaltet ein unschätzbares Potential. Im Zentrum der Alpen findet man alles vor, was eine Gebirgsregion anbieten kann: Gletscher, Berggipfel, Täler, Seen, Flüsse, Wälder, Schluchten, Felsen, Klettersteige, Wanderwege, Höhenwege, Radwege, Bahnlinien, Pässe, Übergänge, Straßen, Seilbahnen, Schutzhütten, Almen, Weiler, Dörfer, Burgen, Ruinen, Klöster, Kirchen, Ansitze, Museen, Bauernhöfe, Handwerksbetriebe, Bergbau, kirchliche und weltliche Bräuche, Feste, Musik, Vereine,  Genossenschaften und Interessentschaften, Sprachen, Dialekte, Kriegsschauplätze (Ortlerfront), Sportarten, Wiesen, Blumen, Wein, Äpfel, Kastanien, Erdbeeren, Käse, Haustiere und Wildtiere, Landstriche nach Naturkatastrophen und vom Menschen verursachte Katastrophen, Lawinenverbauungen …Hier präsentiert sich eine Jahrtausende alte Lebensweise in den Bergen, es ist eine Begegnung mit der Natur, der Kultur, der Geschichte und der Technik. In einer globalisierten Welt müssen wir Grenzen überschreiten und uns mit den umliegenden Räumen vernetzen. Durch eine stärkere Vernetzung kann aus heutigen Randregionen eine interessante Region im Zentrum der Alpen entsteht, eine Region vielleicht mit der größten Vielfalt auf der Welt, Vielfalt in der Natur und Vielfalt in der Kultur. Dabei werden wir unseren Raum und unsere Kultur nicht verlieren, im Gegenteil. In der Begegnung mit den anderen gewinnt jeder Raum an Bedeutung und Wert. Durch die Vernetzung und eine stärkere Zusammenarbeit und Profilbildung kann sich ein neues  Zentrum im Herzen der Alpen bilden. Ein Zentrum an kultureller und natürlicher Vielfalt von Sprachen, Staaten, Lebensweisen, Tälern, Orten und Naturschönheiten. Der Stilfserjoch Nationalpark ist mehr als eine Zwangsjacke, den Gemeinden übergestülpt durch den Faschismus, er ist mehr als nur ein Gebiet mit einem Jagdverbot bzw. einer besonderen Jagdregelung. Es liegt an uns, aus diesem Park mehr zu machen. Das Potential ist vorhanden.
Die Stadt Glurns und die Stilfserjoch Straße – mehr als nur eine Stadt und eine Straße
Die Stadt Glurns ist mehr als eine mittelalterliche Stadt. Sie war ein altes Handelszentrum mit weit verzweigten Handelswegen, wobei nicht nur das Salz eine wichtige Rolle spielte. Hier gab es Machtkämpfe, Kriege, Plünderungen und Brände. Stadtrechte, die städtische Lebensweise und die Verteidigungsstrategie einer kleinen Bevölkerung  versteckt sich hinter den Stadtmauern. Und vieles mehr. Die Stilfserjoch Straße war 1825 bei seiner Fertigstellung die höchste Passstraße Europas, ein technisches Wunderwerk, erbaut in nur fünf Jahren. Die effektive Bauzeit betrug wegen der Winterpausen weniger als zwei Jahre. Carlo Donegani, ein Bauingenier aus Brescia, wurde mit der Projektierung und der Bauleitung beauftragt.  Zweitweise waren bis zu 2.000 Arbeiter am Straßenbau beschäftigt. Wir sehen die Stilfserjochstraße meistens nur bis zum Joch. Tatsächlich aber geht sie von Spondinig bis Bormio, das sind insgesamt 49,2435 km, von Spondinig bis zur Passhöhe sind es 27,45 km und von der Passhöhe bis Bormio 21,7935 km. 48 kehren gibt es auf Südtiroler Seite und 34 bis Bormio. Die maximale Steigung beträgt nur 10%. Wie viele Straßen, wurde sie in erster Linie aus strategischen und militärischen Gründen gebaut. Die Lombardei gehörte damals zur Habsburgermonarchie. Wie in der Festschrift anlässlich des hundertjährigen Bestandes der Stilfserjochsrtaße, herausgegeben von Hermann Pernter nachzulesen ist, sollte ursprünglich der Weg von St. Maria im Münstertal über das Wormser Joch (Umbrailpass) ausgebaut werden. Diese Variante wäre technisch einfacher gewesen. Da sich St. Maria auf Schweizer Gebiet befindet, wollten die Österreicher einen Gebietstausch vornehmen. Die Schweizer lehten dies ab und so musste eine neue Verbindung gesucht werden. Donegani fand einen Weg über das Stilfser Joch. Und er baute in kurzer Zeit eine Prachtstraße im Zentrum der Alpen.

 

{jcomments on}


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2927 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 3-25

titel Vinschgerwind 2-25

titel vinschgerwind 1-25

 winterwind 2024

WINDMAGAZINE

  • Warm und trotzdem atmungsaktiv. Funktionsbekleidung ermöglicht es uns, selbst bei klirrenden Temperaturen den Schnee und die traumhafte Winterlandschaft zu genießen, ohne ins Frösteln zu kommen. Baumwolle, Fleece oder Daunen? Was…
    weiterlesen...
  • Die tierischen Protagonisten aus der Weihnachtsgeschichte an den Futterkrippen anzutreffen, war einigermaßen überraschend. Weniger unerwartet war, dass ihre Landwirte auch im Winter tüchtig sind. Ein bisschen Zeit für die Ofenbank…
    weiterlesen...
  • Der junge Vinschger Martin Fahrner ist seit 2018 Chef der World Racing  Academy WRA. In der Skisaison 2024/2025 ist er mit 12 Athleten im  internationalen Skizirkus unterwegs. Sein Vater Hans…
    weiterlesen...
  • Promenaden verfügen standesgemäß über besondere Flanierqualitäten, bieten interessante Blickbeziehungen und dienen in der Regel dem Lustwandeln.  Der fünf Kilometer lange Rundweg um den Haider See im Vinschger Oberland vereinigt diese…
    weiterlesen...
  • Ein paar winterliche Überlebensstrategien von Alpentieren und -pflanzen stelle in diesem Beitrag vor. Vereinfacht und in einer systematisierenden Übersicht kann man aktive und passive Überwinterer unterscheiden. Von Wolfgang Platter, dem…
    weiterlesen...
  • Un racconto per immagini di Gianni Bodini   La Val Venosta offre agli amanti degli sport invernali diversi centri ben attrezzati, ma anche per chi si “accontenta” della natura non…
    weiterlesen...
  • Die magische Geschichte der „VALANGA AZZURRA“ („blaue Lawine“),  dem damals erfolgreichsten Ski-Team der Welt rund um Gustav Thöni wurde  verfilmt. Vorgestellt wurde der Kino-Film jüngst am Filmfestival in Rom. von…
    weiterlesen...
  • Unvergessliche Pistenerlebnisse Atemberaubendes Panorama und 44 bestens präparierte Pistenkilometer: In Sulden sind Wintersportträume Wirklichkeit.   Das Skigebiet in Sulden ist kein Geheimtipp, Sulden ist höchstes Niveau, Sulden ist „First Class“:…
    weiterlesen...
  • Schließen Sie die Augen und träumen Sie vom perfekten Winterurlaub mit der Familie … Text: Stephan GanderFotos: Lucas Pitsch / Sebastian Stip In Trafoi, mitten im Nationalpark Stilfserjoch erlebt man…
    weiterlesen...
  • Eine Oase der Ruhe, ein Ziel für Wanderungen, ein beliebter Treffpunkt für Genießer, auch zum Feiern, Ausgangspunkt für Skitouren, eingebettet in einer wunderbaren Bergkulisse: das ist die Berghütte Maseben. Die…
    weiterlesen...
  • Wusstest du, dass die Nährstoffe in Äpfeln die gesundheitliche Wirkung von anderen Lebensmitteln verstärken? VIP hat spezielle Kombinationen mit Vinschger Apfelsorten entwickelt, die überraschend gut schmecken und die Gesundheit fördern.…
    weiterlesen...
  • Die Tage werden kürzer, die Luft frischer, und die Landschaft erstrahlt in reinem Weiß – der Winter in der Ferienregion Reschensee ist da! Eingebettet im malerischen DreiländereckItalien-Österreich-Schweiz erwartet euch ein…
    weiterlesen...
  • Wo die heimischen Alpen in ein winterliches Wunderland verwandelt werden! Dieses Gebiet bietet nicht nur erstklassige Skimöglichkeiten, sondern ist auch ein Ort, der Tradition und Gemeinschaft inmitten der atemberaubenden Natur…
    weiterlesen...
  • Latsch-Martelltal Zwischen kristallklaren Bergseen, dem ursprünglichen Martelltal, dem kargen Sonnenberg und dem sattgrünen Nörderberg liegt das Feriengebiet Latsch-Martell - unterschiedlicher könnte es nicht sein. Als wahres Skitouren Eldorado ist das…
    weiterlesen...

Winterwind 2024

zum Blättern

Winter Magazin - Winterwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Skigebiete Skifahren Rodeln Langlaufen Winterwandern Schneeschuhwandern Eislaufen Schöneben Haideralm Sulden Trafoi Watles Ferienregion