David Wallnöfer
Ollm noch vorne schaugn, ollm kämpf´m!“ war der zweite Gedanke des David Wallnöfer aus Agums als vor acht Jahren ein Dickdarmkrebs bei ihm diagnostiziert wurde. Nach einer Schrecksekunde, fasste er seinen ganzen Mut und schaute nach vorne. Viele Untersuchungen, eine Operation und eine sechsmonatige Chemotherapie folgten. Sein starker Wille, die Krankheit zu besiegen, haben ihn geholfen den Krebs zu bekämpfen. „I hon des it zuaglott, zur Chemo bin i ollm selbr mit´n Auto gfohr´n! Oll´s Kopfsoch!“ Die Ausflüge und Treffen mit der Südtiroler Krebshilfe gaben ihm ebenso Kraft – wie der Glaube an die Heilkräfte der Medizin. Sein ungebrochener Humor, ein flotter Spruch auf den Lippen zeichnen David aus.
Geboren in Agums, am 03. Mai 1934 im Haus Nummer 37 als ältester von fünf Buben, war er stets Vorbild für seine jüngeren Brüder. Das tägliche Beten am Abend war ein strenges Ritual, die Mithilfe am elterlichen Hof eine Selbstverständlichkeit. In der Freizeit waren die Gassen von Agums Spielplatz für die kinderreichen Jahrgänge. Beim „Verstackalus“, „Verbandalis“, „Lausalis“, „Kessl – Kessl – Pudium“, dem Völkerball und „Roafenrennen“ wurde mit wenigen Hilfsmitteln die Freizeit sinnvoll gestaltet. Nach dem Besuch der Pflichtschule, im ersten Schuljahr lernte er noch die deutsche Kurrentschrift, zog es ihn 15-jährig in die Schweizer Almen. „I bin koa guater Hirt gwees´n, hon´s Vieh nia sicher kopp!“ Die Einsamkeit der Bergwelt, die Vielfalt der Natur faszinierte ihn, das Mineraliensammeln war ein willkommener Zeitvertreib. Nach drei Almsommern im schweizerischen Zernez mit Ludwig Blaas aus Mals besuchte er den Sennkurs im österreichischen Zillertal. In der Zentralschweiz begann er eine ganzjährige Arbeit als Senn in einer Molkerei. Nach einem Streit verließ er seine Arbeitsstelle und kehrte der Schweiz den Rücken. „Sell isch mein Glick gwees´n!“ 19-jährig ging er zur Aufforstung im Vinschgau als Arbeiter und dann als Vorarbeiter. Nach 1956 hat er in seiner Heimatgemeinde Prad als Waldaufseher gearbeitet. In Cittaducale (Provinz Rieti) nahe Rom, besuchte er mit weiteren vier Südtirolern die staatliche Forstschule. Nach einem strengen Auswahlverfahren in Bologna, war David unter den glücklichen 600 Schülern ausgewählt von 12.000 auf gesamtstaatlicher Ebene. Die Ausbildungsstätte „Scuola per allievi-guardie forestali” für die angehenden Forstwachen wurde nach militärischem Drill geführt. Die jungen Männer mussten ihre Zivilkleidung per Paket nach Hause schicken, sie wurden von Kopf bis Fuß neu eingekleidet. Die Uniform war Dienst- und Freizeitbekleidung. „Wenn i af Heimurlaub gongen bin, hot mi neamed kenn´t mit d´r Uniform!“ sagt er schmunzelnd. Schon bei der Musikkapelle Prad gab er in den Jugendjahren als Schlagzeuger den Takt an, so spielte er auch in der Kapelle der Forstwache in Rom mit. Die Abschlussprüfungen nach dem intensiven Lehrjahr dauerten einen Monat lang. Am Nationalfeiertag, dem 02. Juni sollte David beim Aufmarsch von Militär und Polizeikräften durch Rom marschieren. Durch den plötzlichen Tod des Papstes Roncalli wurde der Umzug abgesagt, so konnte er 1963 die Heimreise antreten und wurde der Forststation in Neumarkt zugeteilt. Bald lernte er seine Frau Gertraud Dallavaja kennen und lieben. Nach zweijähriger Freundschaft heirateten sie in Neumarkt. Sein Revier – rund um die Bletterbachschlucht – mit Aldein, Radein, Truden und Montan kannte er bald wie seine Westentasche. Das Leiten der Forststation mit dem artenreiche Mischwald und der viele Privatwald war eine große Herausforderung, der Kontakt mit den Besitzern eine schöne Erfahrung. Bald übernahm er die Forststation Kaltenbrunn, war Chef von drei Waldaufsehern. Hier musste er viel Aufbauarbeit leisten, die Bestände aufnehmen, die Büroarbeit von null aufbauen. Jung und motiviert wie er war, fühlte er sich glücklich im Berufsleben. Der kleine Ort Kaltenbrunn in Richtung Fleimstal war ruhig und ein richtiges Bergidyll, jedoch für die junge Familie, mit den Kindern Sabine, Brigitte, Felix und Klaus wenig zukunftsweisend. So wurde er 1974 in den Vinschger Hauptort nach Schlanders versetzt, wo er als Stationskommandant die Forstation Schlanders-Laas bis zu seiner Pensionierung 1992 leitete. Seine Familie begleitete ihn in den Vinschgau, in Agums übernahmen sie sein Geburtshaus, welches er liebevoll sanierte. Die Zirbenstube fertigte ein bekannter Tischler aus Radein, das Holz zur Fertigung wurde damals von David ausgezeigt. Das Mineraliensammeln war stets eine große Leidenschaft von David, liebevoll arrangiert schmückt eine beschauliche Sammlung das Wohnhaus. Die Verbundenheit zur Natur spiegelte sich auch nach der Pensionierung wider. So baute er Sauerkirschen und Äpfel an, welche er bis zu seiner Krebsdiagnose 2003 versorgte. Lesen ist für ihn ein schöner Zeitvertreib. Als Kind musste er für die geliebten Karl May Romane mit dem Fahrrad nach Stilfs radeln. Heute ist er gerne in der Bibliothek. Das tägliche „Karterle“ sieht er als „unschuldige Unterholtung“. Gemeinsam mit seiner Frau ist er recht aktiv bei der Seniorenvereinigung, sein Humor und die flotten Sprüche stets ein Begleiter und das „Salz des Lebens“.
Brigitte Thoma
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