Schlanders - Werden und Vergehen bilden den Kreislauf der Natur. Leben bedeutet Veränderung und ständiger Wandel. Schmerzhafte Verluste, Enttäuschungen und schwere Schicksalsschläge gehören dazu. Trauer und Freude sind Geschwister. Wenn trauern gelingt, kommt Kraft und Freude. Wenn sie nicht gelingt, verfallen Menschen in Depression und ziehen sich zurück. Trauer kann sogar an die nächste Generation vererbt werden. Diese Aussagen machte Patrizia Pichler bei einer Veranstaltung in Schlanders. Sie war Krankenschwester und arbeitet heute in Nordtirol als Hospizfachfrau, als Trauerbegleiterin und als Leiterin der Selbsthilfegruppe Trauernde Eltern. Zum Vortrag brachte sie einen Topf mit Trauerpaketen mit. Wir schleppen diese mit uns mit, schlucken vieles, drücken es weg, verdrängen unsere Trauer, denn wir müssen funktionieren und haben keine Zeit. Wir sind gefühlsmäßige Analphabeten, es fehlt eine Kultur des Trauerns, meinte Pichler. Der Grund für unsere Trauer ist vielfältig. Wir trauern nicht nur über den Verlust geliebter Menschen, sondern auch über schmerzhafte Lebensveränderungen und unerfüllte Träume. Im Topf befand sich ein gefährliches Trauergemisch: Verlust der Arbeit, älter werden, verlorene Kindheit, ökologische Trauer über Umweltzerstörung, verlorene Träume, unerfüllter Kinderwunsch, Verlust eines Haustieres, gebrochenes Herz, verlorene Werte, ungelebtes Leben. Wenn wir die Trauer zulassen, ihr Raum und Zeit geben, kann sie sich in Hoffnung verwandeln und neue Lebenskraft geben. (hzg)
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