Er scheint am Sonnenberg zu kleben, der Niedermairhof am Trumsberg. Was den Gästen im Hofschank kredenzt wird, stammt fast alles vom Hof selbst. Stolz ist Ernst Kaserer, der Hausherr auf seinen Hofschank. Und: auf sein Grauvieh.
Niedrmoar wird er im Volksmund genannt, der Niedermairhof auf dem Trumsberg und Niedermoar wird auch Ernst Kaserer, der Bauer selbst - mit seinen schneidigen Lederhosen, dem dazu passenden Trachtenhemd und dem Tableau in der Hand - genannt. Zweifelsohne: Wer einmal hier oben war, der kommt wieder. Denn es sind 90 Prozent einheimische Stammgäste, sagt Ernst Kaserer, die bei uns einkehren.
Und das zu schätzen wissen, was da am Niedermairhof auf den Tisch kommt: mit wenigen Ausnahmen alles vom Hof selbst. Das wissen die Leute, die hier herauf kommen. Und deshalb haben Annemarie und Ernst Kaserer heuer auch eine gebührende Anerkennung bekommen: Als bester bäuerlicher Hofschank 2011 ist der Niedermairhof vom Südtiroler Bauernbund ausgezeichnet worden. Alles was in bäuerlichen Kreisen Rang und Namen hat, ist heraufgekommen, viel Laudatio für die ganze Familie hat’s gegeben, den Ernst, die Annemarie, die Evelyn, den Reinhard, den Manuel, die Tamara und die Elena.
Alle helfen mit, besonders jetzt, im Herbst. Da ist nämlich Hochsaison hier auf 1.300 Meter hoch über Kastelbell. Es gibt Tage, an denen weit über hundert Knödel die Küche von Annemarie Kaserer verlassen und zu Schöpsernem oder Rindsbraten gereicht werden. Das Fleisch stammt von den Kühen am Hof. Ausschließlich Grauvieh ist’s, eine andere Rasse kommt für den Niedermoar gar nicht in Frage. „Man muass von Grauvieh überzeig sein“, lacht er, „i tua do niamant belehren.“ Robuster sind die Grauen, weidetüchtiger, langlebiger und genügsamer. Genügsamer auch im Heuverbrauch. Die Menge Heu, die zwei Graue fressen, sagt Ernst Kaserer, brauchen drei Braune oder Schwarzbunte alleweil. Und das Fleisch, das ist feinfasriger als ein anderes, geschmacklich von hervorragender Qualität. Das hat das Grauvieh auch zu „Slow Food“ gebracht. „Innigekugelt bin i do“, sagt er. Weil man von diesem „Slow Food“ so viel gehört hat, ist Ernst Kaserer bei einer Messe in Trient, Rovereto und Turin mit seinen Kaminwurzen und dem geräucherten Rindfleisch vorstellig geworden. Beide Produkte wurden aufgenommen und gehören seitdem mit dem Ahrntaler Graukäse und dem Vinschger Urpaarl zu den Slow Food – Präsidien, den sogenannten „Förderkreisprodukten“, die höchste Slow-Food-Auszeichnung für traditionelle Lebensmittel. Diesen Sprung schaffen nur jene regionale Delikatessen, die mit Erfolg wieder in den Markt aufgenommen wurden.
Der Markt für den Niedermairhof sind jene, die oben essen. Denn die meisten nehmen – weil’s geschmeckt hat - eines seiner Produkte mit. Rund tausend Kilogramm Fleisch verarbeitet Sohn Reinhard Kaserer, gelernter Metzger, im Jahr. Das Prinzip, nach dem er arbeitet, stammt von Vater Ernst: „Wenn nix gscheits innikimp, konn a nix gscheits auserkemmen.“ Das gilt auch für die anderen Hofprodukte: das Bauernbrot, den Speck, dem Schöpsernen oder der Butter und dem Käse, die mit der Milch jener Kühe hergestellt werden, die auf der Laatscher Alm Sommerfrische machen. Seit wenigen Wochen grasen sie wieder auf den Wiesen rund um den 800 Jahre alten Hof und empfangen die Gäste mit dem Schellen ihrer Glocken. Der Großvater von Ernst Kaserer hat den Hof 1934 gekauft, seitdem wird er von der Familie Kaserer bewirtschaftet. Und seitdem pilgern Einheimische und Gäste herauf zum Niedermoar, um die fantastische Aussicht von der Sonnenterrasse aus und die ausgezeichnete, traditionelle Küche zu genießen.
von Angelika Ploner
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