Sepp Mall, Autor und Mittelschullehrer wurde 1955 in Graun geboren und wuchs in einer Bauernfamilie auf. Er lebt heute gemeinsam mit seiner Frau, Psychologin und Psychotherapeutin, in Meran.

von Christine Weithaler

Schon in der Kindheit hörte er gerne den Erzählungen aus der Nachbarschaft zu und spann Geschichten daraus in seinem Kopf. Er verbrachte viel Zeit in der Pfarrbibliothek, las viel und wurde oft ermahnt, dass seine Lektüre nicht seinem Alter entspreche. Doch er ließ sich nicht vom Lesen abhalten. Spannend erlebte er die Gegensätze der zwei Welten, in denen er aufwuchs: Die einfache Welt des bäuerlichen Lebens ohne viel Worte und die Welt der Geschichten, der Fantasie, einer Fülle an Worten. Das Lesen und der intensive Kontakt zu den Tieren und der Natur haben ihm viele Bilder für spätere Werke mitgegeben.
Mall besuchte die Mittelschule und das Gymnasium im „Bischöflichen Knabenseminar Johanneum“ in Dorf Tirol, wo Pfarrer Alfred Gruber, Literaturpapst zur damaligen Zeit, sein Deutschlehrer und sein erster Förderer war. Gruber lud kunstinteressierte Schüler ins Theater oder ins Kino ein und förderte bei jährlichen literarischen Wettbewerben. Auch Sepp Mall gewann dabei Preise. Dies gab ihm die Bestätigung, dass ihm das Schreiben lag und er sich damit ausdrücken kann. Es faszinierte ihn aus Worten Texte zu formen. Damals schrieb er nur, um an den Wettbewerben teilzunehmen, was sich nach der Matura und seinem Studium der Germanistik und Erziehungswissenschaften in Innsbruck änderte. Er entdeckte das Schreiben als Möglichkeit, mit dem Außen zu kommunizieren, schrieb bewusster.
Sepp Malls erste Veröffentlichung ergab sich mit einem Katalog des Laaser Künstlers Jörg Hofer. Hofer bat Mall Texte zu seinen Arbeiten zu schreiben. Auch die Kulturzeitschrift „Arunda“ bot ihm zu dieser Zeit die Möglichkeit zu ersten Veröffentlichungen. Durch die Zusammenarbeit mit Jörg Hofer begegnete Sepp Mall erstmals der bildenden Kunst, und es entstanden weitere gemeinsame Arbeiten mit Künstlern aus dem Vinschgau, wie etwa mit Ulrich Egger. Das Studium in Innsbruck ermöglichte dem jungen Schriftsteller viele Kontakte zu Autoren, auch zu Felix Mitterer. Auf dessen Empfehlung wurden Malls Texte im ORF Radio Tirol gelesen. Innsbruck, Tirol und Österreich boten ihm Raum für Lesungen, ein intensiveres literarisches Leben als Südtirol. Sepp Mall erhielt in Innsbruck 1990 den Lyrikpreis. Er unterrichtete damals in Latsch und erfuhr über einen Anruf seiner späteren Frau, dass er diesen begehrten Preis erhalten habe.
Zu dieser Zeit sprach ihn Michael Forcher, Besitzer des jungen Haymonverlags an und bot ihm an, in seinem Verlag ein erstes Buch zu veröffentlichen. Seitdem ist Sepp Mall Autor. Trotz seiner vielen Veröffentlichungen, mehrerer Auftragsarbeiten und Hörspielen könnte er aber „mehr schlecht als recht“ vom Schreiben leben, wie er selber sagt. Seine Halbtagsstelle als Lehrer bietet ihm auch die gewünschte finanzielle Absicherung. Im Gegenzug hat er Zeit für die Arbeit als Autor. So kann er schreiben, was er möchte - eine elementare Freiheit, wie er selber sagt - und ist nicht auf bezahlte Auftragsarbeiten angewiesen. Gleichzeitig hat er aber auch seine fixen Schreibtischzeiten. Vieles entsteht frei, aber auch bei der künstlerischen Tätigkeit braucht es Sitzleder und Kontinuität. Nur in der Stille und im notwendigen Rückzug findet Sepp Mall Bilder, es entstehen Dialoge mit Protagonisten für Geschichten, die von seinem Inneren nach Außen dringen. Er braucht Lektüre zur Inspiration, beobachtet viel und verfolgt auch das Zeitgeschehen intensiv. Sepp Mall verwendet vielfach für seine Werke geschichtliche Hintergründe, wie beispielsweise den Südtiroler „Freiheitskampf“ der 60er Jahre für seinen Roman „Wundränder“.

Vor kurzem erschien im Meraner Verlag Alphabeta ein Sammelband von italienischen und österreichischen Autoren, Sepp Mall als Südtiroler mittendrin. Es handelt sich dabei um jeweils fünf Kurzgeschichten zum Thema „Ressentiment“. Das Projekt geht weiter, indem die Geschichten nächstes Jahr in die jeweils andere Sprache übersetzt werden. Übersetzungen sind generell wichtig und spannend für Sepp Mall. Ein literarischer Traum von ihm ging mit der Übersetzung seiner Texte ins Italienische, Bulgarische und Tschechische in Erfüllung.
So auch ein kleiner Traum, dass seine Tochter aus erster Beziehung, die in Frankreich als Buchhändlerin lebt, sein ins Französische übersetzt Buch verkauft. So träumen wir doch alle von etwas….

Publiziert in Ausgabe 10/2019

Ausgaben zum Blättern

titel 21 24

titel Vinschgerwind 20-24

titel vinschgerwind 19-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.