Dienstag, 21 August 2018 00:00

„Peter mit dem hölzernen Glachter“

s22 abendPartschins - Am 27. August 2018 jährt sich der Todestag von Peter Mitterhofer zum 125. Mal.
Peter Mitterhofer wurde am 20. September 1822 als erstes von 9 Kindern des Tischlermeisters Peter Mitterhofer und der Anna Gschwenter geboren. Nach erfolgreichem Abschluss der Dorfschule erlernte Peter bei seinem Vater das Tischler - und später das Zimmermannshandwerk, wobei seine große Geschicklichkeit und Erfindungsgabe schon frühzeitig zutage traten. Peter Mitterhofer galt in Partschins als Sonderling oder gar als Narr. Er war nicht nur ein genialer, allerdings missverstandener Erfinder, der zudem zu seinen selbst inszenierten „Abendunterhaltungen“ einlud, wo er als „Musiker, Sänger, Tonkünstler und Bauchredner“ auftrat. Dazu soll er – nach mündlicher Überlieferung – 14 Musikinstrumente nach eigenen Ideen gebaut haben. Darunter waren nicht nur die üblichen Musikinstrumente, sondern auch „Phantasieinstrumente“, u. a. das „Hölzerne Glachter“. Es handelte sich dabei um eine Art Xylophon bzw. ein leicht tragbares Klavier mit Tasten, Verbindungshebeln und Hämmerchen, die auf abgestimmte Holzblättchen schlugen, wobei „lachende Töne“ erzeugt wurden. Das sonderbare Instrument brachte ihm den Spitznamen „Peter mit dem hölzernen Glachter“ ein. Nach Aussage von Zeitzeugen soll ihn dieses Instrument zur Erfindung der Schreibmaschine angeregt haben.
Peter Mitterhofer konstruierte ohne jegliche technische Hilfsmittel, mit einfachstem Werkzeug, in der Zeit von 1864 bis 1869 fünf Schreibmaschinenmodelle, und zwar zwei in Holz mit Stechschriftbuchstaben und drei in Metallausführung für Typendruck. Mit dem 3. und 5. Modell ging der Erfinder zweimal zu Fuß nach Wien und wandte sich an den Kaiser Franz Joseph I. um Unterstützung. Dieser befürwortete aufgrund eines Gutachten seiner Sachverständigen eine Subvention von 350 Gulden und die Übertragung des 5. Modells in die Sammlung des Polytechnischen Institutes, dem späteren Technischen Museum in Wien.
Es war für Peter Mitterhofer tragisch, dass die prominenten Gutachter nicht den wahren Wert seiner großartigen Erfindung erkannten. Entmutigt und resigniert zog er sich in sein Heimatdorf Partschins zurück, wo er am 27. August 1893 eines einsamen Todes starb. Auf seinem Grabstein, der sich im Pfarrfriedhof von Partschins befindet, stehen die Worte: „Die Andern, die von ihm s22 geburtshaus mitterhoferlernten, durften die Früchte seines Talentes ernten“. Der Erfinder geriet vollständig in Vergessenheit, und erst die zufällige Auffindung seiner Schreibapparate rückte ihn wieder ins Licht der Öffentlichkeit und weckte das Interesse für das verkannte Genie.
Peter Mitterhofers Modelle waren technisch hervorragend durchdacht und hatten schon alle notwendigen Einrichtungen einer richtigen funktionsfähigen Schreibmaschine. Seine ursprünglichen Gedanken sind es, die in ununterbrochener Linie in die hohe Entwicklung der modernen Schreibmaschinen-Industrie hineinführten. Er gilt damit zu Recht als der Erfinder der Schreibmaschine.

25 Jahre „Weltmuseum der Schreibmaschine“
Um ihrem großen Sohn ein bleibendes Andenken zu bewahren, hat die Gemeinde Partschins , anlässlich des 100. Todestages von Peter Mitterhofer im Jahre 1993, ein provisorisches Schreibmaschinenmuseum im ehemaligen Grundschulgebäude im Ortsteil Töll eingerichtet. Im August 1997 übersiedelte das Schreibmaschinenmuseum in den Neubau „Teisenhaus“ im Zentrum von Partschins, wo es einen würdigen und nunmehr endgültigen Platz gefunden hat. Das Schreibmaschinenmuseum beherbergt über 2000 Schreibmaschinen und zusätzlich über 1000 verschiedenste Exponate. Die weltweit um- fangreichste Sammlung wurde von Kurt Ryba aus München, einem gebürtigen Meraner, der Gemeinde Partschins als „unveräußerliches Kulturgut“ gestiftet.

Dingwerth-Archiv
Das Schreibmaschinenmuseum beherbergt zudem eines der weltweit größten Archive zum Thema Schreibmaschine. Dieses wurde mit Unterstützung der Südtiroler Landesregierung und der Stiftung Südtiroler Sparkasse, um 89.000 Euro  von Leonhard Dingwerth aus Delbrück (bei Paderborn) erworben. Das Archiv wird von zahlreichen Forschern genutzt, wodurch sich das Schreibmaschinenmuseum zu einer internationalen Forschungsstätte entwickelt hat.
Ewald Lassnig

{jcomments on}

Publiziert in Ausgabe 17/2018

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.