Montag, 31 Oktober 2011 00:00

Keine Rücksicht auf Verluste

Tipps aus der Verbraucherzentrale Südtirol

s38_geldBanken und Finanzvermittler denken nur ans Anlegen, aber bei der Geldanlage ist Ausstieg mindestens genauso wichtig

In der Verbraucherzentrale fragt man sich, warum die Banken ihren Kunden nicht auch zu einem guten Ausstieg raten, wenn sie ihnen schon Produkte verkaufen, die so gut nicht sind, wie sie angepriesen werden. „Ein guter Finanzvermittler verkauft nicht nur gut, sondern weiß auch, wann es gut ist, aus dem Produkt wieder auszusteigen und anders zu investieren“, heißt es in der VZS.

Generell kann bei Geldanlagen folgendes festgehalten werden:

Das Risiko ist immer mit einzukalkulieren. Um es möglichst gering zu halten, sollte man das Produkt möglichst gut kennen. Wenn man Zweifel am Produkt hat, sollte man davon Abstand nehmen.

Bedenken Sie immer: Je größer und verlockender die Gewinnaussichten, umso größer das Risiko, in kürzester Zeit alles wieder zu verlieren.

Bei einem Risikoprodukt sollte man die Verluste genauso einkalkulieren, wie die Gewinne (die offizielle Darstellung spricht immer nur von den in der Vergangenheit gemachten Gewinnen, nie von den in der Zukunft möglichen Verlusten)

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, von Anfang an festzulegen, welches die „Leidensgrenze“ für eventuelle Verluste sein kann (5%. 10%, 20% oder mehr?). Wenn die Verluste diese Grenze übersteigen, ist es besser, zu verkaufen, anstatt (jahrelang vergebens) auf eine Besserung zu warten, wie es in vielen Fällen passiert ist.

Ebenfalls vorher festzulegen ist ein Rahmen für die erwarteten Gewinne für einen bestimmten Zeitraum, der auch sehr kurz sein kann (bei Aktien zum Beispiel). Wenn das gesteckte Ziel nicht erreicht wird, ist es besser, zu verkaufen und sich nach anderen Produkten umzusehen.

Mit gutem Recht muss man von Banken und Finanzvermittlern verlangen, ständig auf dem Laufenden gehalten zu werden: das Gesetz sieht klare Informationspflichten für die Finanzvermittler gegenüber den Kunden vor allem bei Vermögensverwaltungen vor, besonders dann, wenn sich Verluste ankündigen.

Wenn sich die erhofften großen Gewinne einstellen, ist es ebenfalls ratsam, sie einzustreichen, anstatt auf neue, noch größere zu warten und zum Schluss wieder mit leeren Händen da zu stehen.

Bei fondgebundenen Anlagen sollte man sich die Vertragsbedingungen bezüglich der Laufzeiten gut durchsehen. Oft ist die Liquidation der Fonds dem Vermögensverwalter vorbehalten. Dies ist eine beunruhigende Option. Achtung auch auf Klauseln, wonach der Verwalter etwa den Risikograd einseitig abändern, oder den Fond an einen anderen Verwalter weitergeben kann.

Bei der längerfristigen Geldanlage sollte man sich vorher auch diese drei Fragen stellen: Wie sicher ist es, dass das Geld nicht früher als geplant benötigt wird (vor allem bei Steuersparmodellen)? Welche Probleme und Nachteile drohen bei einem vorzeitigen Ausstieg? Und: Macht es Sinn, diese Risiken in Kauf zu nehmen, oder gibt es bessere Alternativen?

Publiziert in Ausgabe 22/2011

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