Wolfgang Pfaundler von Hadermur, geboren am 1. Jänner 1924 in Innsbruck, ist Volkskundler, Schriftsteller, Fotograf und Aktivist aus Tirol - so die Information aus dem Internet.
Er war jahrzehntelang instiktsicherer Redakteur der Tiroler Kulturzeitschrift „Das Fenster“ und so kam er zusammen mit Wendelin Weingartner, dem ehemaligen Landeshauptmann von Nordtirol, anlässlich der Dreißigjahrfeier der Südtiroler Kulturzeitschrift ARUNDA als Gast zum Fest in die Schlandersburg.
Weingartner, dessen Vorfahren aus Osttirol stammen, erzählt in seinem Artikel über „Obertilliach und das Cadore“ liebevoll von seinem italienischen Urgroßvater Giovanni, der aus dem Cadore kam (in „Tirol an Isel und Drau“, ARUNDA 65). In seinem Buch „Nachdenken über Tirol“ (erschienen 1993 im Innsbrucker Haymon Verlag) schreiben er und zahlreiche Mitarbeiter über das alte und ewig junge Thema zum Tiroler Selbstverständnis. Seit Jahren erscheinen in der Südtiroler Sonntagszeitung „Zett“ kulturpolitische Glossen aus seiner Feder.
Was aber bedeutet - auf Pfaundler bezogen - die Bezeichnung „Aktivist aus Tirol“? Im Zweiten Welt-krieg kämpfte er gegen das Hitler-Regime, wo er gemeinsam mit Hubert Sauerwein Initiator und Leiter der Widerstandsgruppe im Ötztal war. Im Gebirge konnte sich diese Gruppe bis Kriegsende erfolgreich vor den Nationalsozialisten verstecken und übernahm im Mai 1945 die Macht im Ötztal, die sie darauf hin den kampflos einmarschierenden Amerikanern übergaben. 1958 veröffentlichte Pfaundler „Südtirol – Versprechen und Wirklichkeit“, ein Kompendium der diplomatischen Verhandlungen und politischen Geschehnisse in und um Südtirol seit 1919. Als es dem Nachschlagewerk allerdings nicht gelang, die Öffentlichkeit für die Sache der unterdrückten Südtiroler zu mobilisieren, griff Pfaundler zu radikaleren Methoden, um seinem Wunsch nach „Freiheit für Südtirol“ nachzuhelfen. Selbst habe er nach eigener Aussage aber nie Bomben gezündet. Er trat vielmehr als „logistischer“ Helfer und Ratgeber auf den Plan.
Dennoch wurde Pfaundler 1962 in einem Mailänder Sprengstoffprozeß beschuldigt, die berüchtigten Herz-Jesu-Nacht vom Juni 1961, in der 48 Strommasten gesprengt wurden, organisiert zu haben und wurde in Abwesenheit zu zwanzig Jahren und elf Monaten Haft verurteilt, woraufhin er über Jahrzehnte nicht die italienische Grenze passieren konnte. Erst im Jänner 1998 informierte der italienische Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro Bundespräsident Thomas Klestil, daß er vier ehemalige Südtirolaktivisten, nämlich Dr. Heinrich Klier, Peter Matern, Prof. Wolfgang Pfaundler und Gerhard Pfeffer begnadigt habe.
2006 saßen also die verschiedensten Temperamente, die sich allerdings in einer besonderen Weise gegenseitig ergänzten, hier beim Fest im Schlosshof zusammen. Unter anderem auch Martha, die charmante Frau des Rechtsanwaltes Sandro Canestrini. Er hat wiederholt die Südtiroler Freiheitskämpfer vor Gericht verteidigt. Er, Sohn einer alten Roveretaner Familie, die einst für die Autonomie des Trentino gekämpft hat, weiß genau, dass das Freiheitsrecht für alle gelten muss. Was für die Trentiner Irredentisten ein Anliegen war, muss auch den Südtirolern zugestanden werden. Eine Überzeugung, die er immer wieder durch großen Einsatz unterstrichen hat; dafür bekam er auch das Tiroler Verdienstkreuz, worüber er sich sehr gefreut hat. Das Fest zu diesem Anlass auf Schloss Tirol, die Feier mit den Psairer Schildhofbauern, die Trachten, die Erinnerung an den Ursprung Tirols hier in diesem Land - all das hat ihn, den gebildeten Weltmann, sehr gefreut.
Freude auf einem ganz anderen Gebiet bereitet seine Frau Martha Debiasi (geboren 1942 in Schlanders, ihr Vater war Stationsvorsteher) mit zahlreichen Sendungen über Blumen und Gärten und mit ihrem Buch über „Bauerngärten in Tirol und im Trentino“. Diese 1987 erschienene Arbeit ist noch in italienischer Sprache lieferbar: „Orti in Tirolo e Trentino“. Gemeint ist damit natürlich ganz Tirol, das bis Ala reichte. Wobei die Gartenspezialistin - wollte sagen „die Blumenkönigin“ - den Bauerngärten brauchtumsmäßig, geographisch und klimatisch bis in den angrenzenden Süden folgte und dabei uralte Wurzeln freigelegt und das Verbindende zwischen Tirol und Trentino aufgewiesen hat.
Ein Fenster öffnen, in alle Richtungen, das war auch das Anliegen der 1967 von Fritz Prior gegründeten Tiroler Kulturzeitschrift „Das Fenster“. Bis in unser Jahrtausend von Wolfgang Pfaundler betreut, enthielt es ausgezeichnete, das ganze Tirol umfassende Kulturreportagen und eigene Werke auf dem Gebiet der Volkskunde und Fotografie.
„Das Fenster“ kam allerdings dem Südtiroler Athesia Verlag in die Quere und wurde anfangs buchstäblich sabotiert, mit allerhand warnenden Analysen, unter anderem mit dem Hinweis auf die „zu modische Aufmachung“. Und, ohne es auszusprechen, wegen der liberalen Ausrichtung, besonders auch in literarischen und künstlerischen Fragen.
Wolfgang Pfaundler, einst Widerstandskämpfer gegen die Ideologie der Nazi, aber auch gegen die Hybris des italienischen Staates, eckte schon wieder an! Er gleicht und erfüllt die Aufgabe der drohenden Wächterfiguren des Kapellenportals von Schloss Tirol.
Hans Wielander
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