Dienstag, 01 April 2014 09:06

Wir brauchen eine Fehlerkultur

s20 zukicMarienberg - Man sah es Schwester Teresa Zukic nicht an, aber sie war mal Spitzensportlerin und sogar Hessische Meisterin am Schwebebalken. Damals trainierte sie 40 Stunden in der Woche. Aber dieses Leben hat sie schon lange hinter sich gelassen. Geboren in Kroatien, kam sie in jungen Jahren nach Deutschland, weil ihr Vater dort Profifußballer war. Sie wurde atheistisch erzogen, las im Internat die Bibel und fand so zum Glauben. Dadurch veränderte sich ihr Leben radikal. Sie machte eine Ausbildung als Altenpflegehelferin und später studierte sie Religionspädagogik und wurde Klosterfrau. 1993 wurde sie bekannt als die coole Nonne auf dem Skateboard. Heute ist sie 49 Jahre alt, hat mehrere Bücher und neun Musicals geschrieben und hält im ganzen deutschen Sprachraum Vorträge, letztes Jahr waren es insgesamt 184. Für ihr Engagement bekam sie 2013 das Bundesverdienstkreuz. Im Kloster Marienberg hielt sie Mitte März zwei Vorträge: „Über den befreienden Umgang mit Fehlern“ und „Das Abenteuer Christsein“. Schwester Teresa ist eine stattliche Erscheinung, die sehr überzeugend auftritt, recht humorvoll und frei redet und so die Besucher begeistern kann. Viele sind heute ständig darum bemüht, keine Fehler zu machen und perfekt zu sein. Damit machen wir uns und auch den anderen das Leben schwer. Wer Fehler macht, kann lernen und wer mit Fehlern umgehen kann, der ist stark, so
Schwester Teresa. Jeder Mensch hat Schwächen und Stärken. Wir müssen lernen nicht nur unsere Stärken zu zeigen, sondern auch zu unseren Schwächen zu stehen. Es braucht eine Fehlerkultur und fehlerfreundliche Gemeinden, dann wird es für uns alle leichter. Wer eigene Schwächen akzeptiert, der kann auch mit Fehlern anderer Menschen umgeben. Dann wird auch das Verzeihen leichter. Nach Sr. Teresa verletzen tief verletzte Menschen andere Menschen. Wer verzeiht, der bleibt seelisch gesund. In Marienberg rief Schwester Teresa die zahlreichen Zuhörer auf, jeden Tag bewusst zu leben, zu lieben und zu verzeihen. Wir trauen uns nicht mehr, leidenschaftlich und ein bisschen verrückt zu sein und unpopuläre Sachen zu machen. Schwester Teresa forderte am Ende die Zuhörer auf, andere Menschen bewusst wahrzunehmen und ihnen Zuneigung und Anerkennung zu zeigen, denn die Menschen hungern danach. (hzg)

Publiziert in Ausgabe 7/2014

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