Freibad Schlanders - Verschnaufpause gab es ob des eng getakteten Terminkalenders keine. Im Hochdruck arbeiteten die Handwerker bis zur letzten Minute; bis am 13. Juni. Das war dann auch der erste Badetag im neuen Freibad Schlanders. Badegäste und Handwerker drückten sich sozusagen die Klinke in die Hand, mit den ersten Gästen gingen die letzten Handwerker.
Text: Angelika Ploner | Fotos: Rene Riller
Das Provisorium der vergangenen zwei Jahre hat ein Ende. Pünktlich zu den Sommerferien öffnete das Schwimmbad Schlanders seine Türen - so wie vom Zeitplan vorgegeben. Die zweite Etappe – das Baulos Nummer zwei – ist damit geschafft und ein weiterer Schritt in Richtung Familien- Erlebnisbad gemacht. Ein Familien-Erlebnisbad soll nämlich am Ende der über Jahre andauernden Projekt- und Bauphase stehen. Der Entwurf, dem die alten und neuen Gemeindeverwalter den Vorzug gegeben haben, stammt vom Vinschger Architekt Jürgen Wallnöfer.
Die Meinungen über das neue Freibad gehen auseinander. Bei einem öffentlichen Großprojekt ist das ganz normal, sagt der Architekt Jürgen Wallnöfer. „Jeder soll sich selbst ein Bild machen und dann eine eigene Meinung bilden.“ Und um es gleich vorneweg zu nehmen: Der zweite Stock des Gebäuderiegels, eine immerhin über 800 Quadratmeter große Fläche, wird - bis voraussichtlich 2014 - in Rohbau bleiben. Denn 2014 soll das Freibad Schlanders in seine dritte und letzte Bauphase gehen und mit einer Wellness-Anlage in eben diesem zweiten Geschoss seinen Abschluss finden. Weil eine Photovoltaikanlage auf dem Dach bereits jetzt Strom einbringen soll, hat man das zweite Geschoss oben drauf gesetzt – und in Rohbau belassen. „Die Photovoltaikanlage hätten wir bei der Realisierung des dritten Bauloses wieder abmontieren und neuerdings anbringen müssen“, sagt Kurt Leggeri, der zuständige Referent, „es war eine rein wirtschaftliche Entscheidung.“
Die Orientierung im neuen Freibad Schlanders gelingt auf Anhieb, denn die Zufahrtsstraße führt unmittelbar ins Schwimmbad, in den neuen Eingangsbereich. Die Natursteinmauer vor dem Eingang grenzt Tennisanlagen und Schwimmbad ab und wirkt wie eine der Stelen, der Trockenmauern, die für den Sonnenberg typisch sind. Der Eingangsbereich selbst ist überdacht und mit einer Holzbank ausgestattet. Wallnöfer: „Dieser Eingangsbereich ist so konzipiert, dass er Schutz vor Regen bietet oder einfach nur zum Ausruhen dient.“ Ihr Ticket lösen die Badegäste an der rechts angelegten Kasse, die sich den Raum mit der Küche teilt. Auf der gegenüberliegenden Seite sorgt dann ein Drehkreuz für Ordnung und verschafft einmal Zugang zum Freibad und führt auch direkt in den Umkleidebereich. Entlang eines Ganges reihen sich Umkleiden und Spinte – nicht zu wenige -, Toiletten und Duschen und gliedern sich in einen Damen- und Herrenbereich.
Die Anzahl der Umkleiden ist gesetzlich vorgeschrieben und wird pro Quadratmeter Wasser errechnet. Die ungeteilte Aufmerksamkeit im neuen Freibad in Schlanders gehört aber der großen Wellenrutsche und zwei Beachvolleyball-Feldern. Die Wellenrutsche nimmt jenen Platz ein, den einst der in die Jahre gekommene Umkleideriegel eingenommen hat und macht sich gleichzeitig den Nachteil der Hanglage zu Nutze, nimmt den Hang auf. Betonstiegen führen hinauf zum nassen Vergnügen, zum Einstieg in die Wellenrutsche.
Gleichzeitig gelangen die Badegäste auf diesem Weg auch zu den drei Stelen, die zwar im Zuge der Arbeiten, aber in einem separatem Baulos entstanden sind und als Sonnenterrassen zusätzliche Liegemöglichkeiten bieten. Die Wellenrutsche ist in Edelstahl gehalten und bietet gleich mehrere Vorteile: Hohe Lebensdauer, optimale hygienische Bedingungen und fugenlose und glatte Oberflächen. Und: vor allem viel Vergnügen für die Kinder.
Den zwei Beachvolleyball-Feldern wurde ein großzügiger Platz eingeräumt. Das Publikum sitzt auf der Zuschauertribüne, die - in Fichtenholz gehalten – wie eine Nische in der grauen Betonwand wirkt und aus einer Vertiefung in die Mauer entstanden ist. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Regenschutz und kühlende Verschattung gibt’s dadurch inklusive. Etwas geschützt liegt auch die Boulderwand – gleich angrenzend - , mit der ein lang gehegter Wunsch der Sportkletterer in der Gemeinde Schlanders in Erfüllung geht. „Die Sportkletterer sind von der Boulderwand begeistert“, sagt Leggeri.
Nahtlos in das Konzept des Familienschwimmbads fügt sich der Barbereich ein. Großzügige Fensterflächen ermöglichen Müttern Blickkontakt zu ihren Kindern. Schiebetüren garantieren der Pächterin Doris Kolleritsch Flexibilität. Je nach Wetter können die Türen geöffnet oder geschlossen werden. Dahinter liegen mehrere Nebenräume, die entsprechend ihrer Funktion ihre Anordnung finden. Auf der davor gelagerten Liegewiese direkt am Kinder-Plantschbecken sorgen fest montierte Sonnenschirme für Schatten und schützen vor direkter Sonneneinstrahlung.
Fichtenholz und grauer Naturstein – Sarner Porphyr - sind jene zwei Materialien, die im neuen Freibad Schlanders ihren unverwechselbaren Auftritt haben. Sarner Porphyr ist bereits im ersten Teil der Sanierung und Erweiterung des Freibades Schlanders , als die Schwimmbadtechnik erneuert und der Kinderbereich realisiert wurde, zum Einsatz gekommen. Rutschfest, druckfest, kompakt und ästhetisch anspruchsvoll sind seine Eigenschaften, sagt Jürgen Wallnöfer. Und: Es ist ein heimisches Material, für Wallnöfer von besonderer Wichtigkeit. Daneben bestimmt Cortenstahl das Erscheinungsbild, der, wenn er über die Jahre gerostet ist, dem Farbton der Stelen nahe kommt. Dann wird vielleicht schon der Sauna- und Wellnessbereich realisiert und eine der größten Baustellen der Gemeinde Schlanders beendet sein.
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