Donnerstag, 10 März 2011 10:23

Diplome für neue Baubiologen

Latsch/Vinschgau

s8_6852Wie einen guten Wein hat die Berufsschule Schlanders die Feier für die Diplomverleihung der vierzehn frisch gebackenen Baubiologen ausgebaut. „Eine besondere Umgebung, eine besondere Veranstaltung“, sagte Berufsschuldirektor Franz Waldner in seiner Begrüßung. Peter Spechtenhauser, der Verantwortliche für die Weiterbildung an der Berufsschule, hatte mit seinem Team vor vierzehn Tagen an die 100 Gäste in das Spazio Rizzi geladen. Offene Arme fand man beim Hausherren Walter Rizzi vor. Drei Impulsreferate namhafter Persönlichkeiten, Musikeinlagen, der Gaumenschmaus von der LBS Savoy zum Schluss und Bilderausstellungen haben die Diplomverleihung umrahmt.
Werner Tscholl, der architektonisch unübersehbare Spuren hinterlassende Architekt aus Morter, dozierte unter anderem über „Form und Funktion“, über „Funktion und Material“ und provozierte bewusst. Beispiel: Alles ist erlaubt. Tscholl lässt ein Bild aus Mals zu seiner Aussage wirken: Der romanische Turm der Benediktskirche neben dem gotischen Pfarrturm. Ein Stilbruch sondergleichen. Tscholl spricht von der Sprache der Architektur. Beispiel: Das rote Schloss in Latsch und der Rizziwürfel. Beide haben, so Tscholl, eine gemeinsame barocke Architektursprache. Als ein Beispiel für Nachhaltigkeit bringt Tscholl Schloss Sigmundskron. Das Schloss wurde mit Steinen vor Ort gebaut, sehr teuer und es wurde nie benutzt. Es wurde umsonst gebaut. Das Gegenteil von Nachhaltigkeit. „In Miete, in Lehen haben wir das Schloss übernommen und geben es der nächsten Generation weiter“, sagt Tscholl. Er habe das Schloss reversibel mit wiederverwertbaren Stahl architektonisch bespielt. Von „Gewinn und Gewissen“ sprach Michl Seeber, seines Zeichens Chef der Firma Leitner. Um konkurrenzfähig bleiben zu können, sei Innovation unabdingbar. Eine solche Innovation sind die Windkraftanlagen. Völlig verwundert, so Seeber, sei man allerdings über eine andere Innovation: der Minimetro. Verwundert darüber, dass es nach dem erfolgreichen Start in Perugia keine Nachfolgeaufträge gegeben habe. „Ist ein Betrieb mit technischen Produkten nicht innovativ, hat er langfristig keine Chance“, sagte Seeber.
„Ich bin denn der Kontrapunkt“, bezeichnete sich Sepp Brunner, der Osttiroler Permakulturbauer, der sich als Südtiroler Pendant, als Autonomer nämlich, titulierte. Bisher sei es nicht gelungen, ein annehmbaers ökologisches, ökonomisches und soziales Modell zu finden. Schräg zum Anlass der Veranstaltung sprach Brunner von einer „Zertifikatsinflation“ in der Weiterbildung. Brunner forderte, der Zeit Leben zu geben.
Im Anschluss an die Vorträge fand die Diplomverleihung an die frisch gebackenen Baubiologen, darunter Architekten, Ingenieure und Zimmerer, statt. Was früher ein Fernstudium war, konnte, so Spechtenhauser, nach Schlanders geholt werden. Bei Bedarf, auf Wunsch von Betrieben, organisiert die Berufsschule Fortbildungen in den verschiedensten Bereichen. (eb)

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Publiziert in Ausgabe 2/2011

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