Mittwoch, 22 Februar 2012 00:00

Chancen für obervinschger Betriebe

Obervinschgau

Das Jahr 2011 ist, laut Erhard Joos, kein schlechtes Jahr für das Handwerk gewesen. Und Joos muss es wissen. Er ist Obmann der 52 Handwerker in der Gemeinde Graun, einerseits und Chef der insgesamt 410 Handwerks-Mitglieder im Bezirk Obervinschgau andererseits. Etwas pessimistischer schaut er in die Zukunft: „Die Krise ist da, die Aufträge sind zurückgegangen“, sagt er und relativiert: „Die Guten haben immer Arbeit“.

von Magdalena Dietl Sapelza

Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau

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Daraus lässt sich schließen, die Qualität der Produkte und der Dienstleistungen sind entscheidend bei der Auftragsvergabe. Top-Qualität, Fachkompetenz und ein ausgewogenes Preis-Leistungsverhältnis sind mehr denn je die Grundpfeiler des Erfolgs. Die Betriebe in der Gemeinde Graun machen ihre Geschäfte vor allem im Baugewerbe. Vom Baustoffhandel, über Maurerbetriebe bis hin zu Tischlern profitieren alle hauptsächlich vom Tourismus. Wenn dieser floriert, wird investiert. Der Tourismus in der Reschenpass-Region ist eine tragende Säule, diesseits und  jenseits der Grenze.  Der Standort Reschenpass ist prädestiniert für grenzüberschreitende Tätigkeiten, die langsam in Bewegung kommen. Betriebe in der Gemeinde Graun arbeiten bereits regelmäßig im Tiroler Oberland, vor allem in Nauders. In umgekehrter Richtung ist, laut Joos, etwas weniger Bewegung. Die offene Grenze hat vieles einfacher gemacht, wenn auch Grenzbestimmungen nach wie vor gelten. Trotz Liberalisierung im EU Binnenmarkt gibt es immer noch eine Vielzahl an Regelungen, die zu beachten sind.  „Wer nicht in Ordnung ist, riskiert“, so Joos.
Die 2007 gegründete EOS-Export Organisation Südtirol der Handelskammer Bozen kümmert sich um die Besonderheiten und Vorschriften und ist Ansprechpartner für Betriebe, die grenzüberschreitend tätig sind  (siehe Infokasten).  Über die EOS wurden bereits Informationsveranstaltungen und Treffen zwischen Vinschger und Tiroler Unternehmern organisiert. „Die Vinschger Handwerker haben sich vor allem für arbeitstechnische Angelegenheiten und die Auflagen in Tirol interessiert“, erklärt Joos. Als besonders wichtig erachtet er in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, sich gegenseitig kennen zu lernen, um in einem zweiten Moment Geschäftsbeziehungen knüpfen und diese festigen zu können. „Das könnte für die Oberländer Betriebe, wie auch für alle übrigen im Vinschgau neue Chancen eröffnen“, sagt Joos. Allerdings brauche das Ganze noch viel Zeit. Ein unliebsames Hindernis für „Grenzgänger“ ist die Kontrollstelle auf österreichischer Seite. Die Vinschger Handwerker  stellen den Kontrolleuren, die sporadisch Transporte unter die Lupe nehmen, kein gutes Zeugnis aus. „Etwas finden die immer. Wer aufgehalten wird, zahlt“, diese Klagen bekommt Joos regelmäßig zu hören. Zwar seien die Strafen nicht so hoch wie in Italien, doch das ändere wenig an der unguten Situation.
Was den Betriebsinhabern allerdings derzeit mehr Sorgen bereitet, sind die Sparmaßnahmen der Regierung Monti und speziell die neue Immobiliensteuer IMU. „Diese könnte sich für Handwerksbetriebe im Vergleich zur bisher bezahlten Summe verdoppeln“, schätzt der Bürgermeister von Graun Heinrich Noggler. „Wir werden das Thema demnächst in der Bezirksgemeinschaft ausloten und schauen, wie niedrig der Steuersatz sein kann, doch bei Zweitwohnungen und Betriebsgebäuden wird uns die staatliche Vorgabe kaum Spielraum lassen.“ Wie andere Gesellschaftsschichten werden auch die Unternehmer in den sauren Apfel beißen müssen. Weniger Immobiliensteuer-Last könnte künftig  auf jene Unternehmer zukommen, die sich im geplanten Betriebsgründer-Zentrum im so genannten „Eller Areal“ am Eingang des Langtauferer Tales einmieten (möglich für neun Jahre). „Im Betriebsgründerzentrum, mit dem wir bald Ernst machen wollen, können sich Handwerker und Jungunternehmer ansiedeln, die über keine geeigneten Räumlichkeiten verfügen.“ Für die baldige Entstehung des Betriebsgründer-Zentrums im Oberland spricht auch die Unterstützung von Seiten der Landesregierung. „Landesrat Thomas Widmann hat uns bereits eine schriftliche Zusage gegeben“, so Joos. Die Betriebe in der Gemeinde Graun können, laut Noggler, in absehbarer Zukunft mit einigen öffentlichen Bauvorhaben rechnen, so werden beispielsweise die Erweiterungszonen St. Valentin, Reschen und Pedross  bald bereit stehen, auch die Sanierung des Kindergartens in Graun ist fällig. Positiv sehen Joos und Noggler, dass künftig bei öffentlichen Bauvorhaben die Gewerke aufgeteilt werden können. Das eröffnet den kleinen strukturierten einheimischen Betrieben neue Chancen.

EOS – Export Organisation Südtirol

Die Aufgabe der EOS - der Handelskammer Bozen ist es, die heimischen Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte über die Grenzen hinaus und bei der Festigung bestehender Märkte zu unterstützen. Die EOS konzentriert sich auf zwei Tätigkeitsfelder: 1. auf die Förderung des Handels mit Geschäftspartnervermittlung und Beratung in der Exportabwicklung; 2. Marketing - Förderung mit dem Ziel, das Image der Südtiroler Qualitätsprodukte zu verbessern und deren Bekanntheitsgrad zu steigern.

Publiziert in Ausgabe 4/2012

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