Dienstag, 21 Februar 2017 12:00

Bienen vor Gericht

Aus dem Gerichtssaal - Der Titel soll nicht irreführen! Es hat zwar in der Vergangenheit Prozesse gegeben, in denen Tiere strafrechtlich verfolgt wurden. Am bekanntesten in unserer Gegend ist der Glurnser Mäuseprozess aus dem Jahre 1519, als die Stilfser die Feldmäuse vor dem dortigen landesfürstlichen Gericht unter Anklage stellten, weil sie große Schäden an ihren Feldern anrichteten. In unserem heutigen Fall sind nicht etwa Bienen auf der Anklagebank, sondern als stumme Zeugen in einem Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg zugegen, welches der Chemiekonzern Bayer gegen die Europäische Kommission angestrengt hat. Anlass des Verfahrens war ein massives Bienensterben im badischen Rheintal im Jahre 2008. Der millionenfache Tod setzte unmittelbar nach der Mais-Aussaat ein. Später zeigte sich, dass viele der Samenkörner zur Insektenbekämpfung mit einem Bayer-Pestizid behandelt worden waren, das ein Nervengift enthält. Doch weil das Insektengift nicht richtig an den Maiskörnern haftete, wurde giftiger Staub vom Wind weit verteilt, was zum Massensterben der Bienen führte. Auf Betreiben der Imkerverbände und der Umweltschützer schritt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) ein. Die Industrie wollte zwar die Varroa-Milbe und nicht die Pestizide für das Bienensterben verantwortlich machen, doch die Efsa bestätigte, dass …“diese Pflanzenschutzmittel die europäische Population der Honigbienen gefährden.“ Daraufhin zog die Europäische Kommission die Reißleine und erließ ein EU-weites Verbot der kritischen Stoffe. Das juristische Problem dabei ist, dass die nun verbotenen Pestizide zuvor die Zulassung durch die zuständigen Stellen in Brüssel erhalten hatten. Ein ganz schöner Spagat für die Richter des EuGH! Die Hersteller können sich nämlich auf einen besonderen Schutz berufen, haben sie doch im Vertrauen auf die Zulassung viel investiert, weshalb sie für ihre Umsatzausfälle mit einer milliardenschweren Schadenersatzklage drohen. Für die Kommission hingegen geht es bei den auf den Weg gebrachten Beschränkungen „um einen Meilenstein auf dem Weg zur Sicherstellung einer gesünderen Zukunft“, weshalb sie für sich das Recht in Anspruch nimmt, zugelassenen Produkte auch nachträglich aus Umweltschutzgründen verbieten zu können. Die anstehende Entscheidung des EuGH ist auch für unsere Landwirtschaft von großem Interesse, und nicht nur weil die Bienen als Bestäuber unverzichtbar sind.
Peter Tappeiner, Rechtsanwalt

{jcomments on}

Publiziert in Ausgabe 4/2017

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.