Dienstag, 07 Januar 2014 09:06

„Spatr sing i vielleicht wiedr in an Chor”

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s17 0319Zwei Jahre lang sang Gabriel Jörg aus Schluderns im Chor der „Wiener Sängerknaben“.  Als erster Junge Südtirols und Italiens hat er als Neunjähriger die Aufnahme in die Reihen des weltbekannten Elitechores geschafft und von 2005 bis 2007 als singender Botschafter Österreichs die Welt bereist.

von Magdalena Dietl Sapelza

Lampenfieber ist für Gabriel kein Problem. Das zeigt er derzeit bei seinen Auftritten als „Peter Van Daan“ im Schauspiel „Das Tagebuch der Anne Frank“ auf der Schludernser Bühne. Das kommt nicht von ungefähr, denn als Sängerknabe stand er oft im Rampenlicht.


Bereits als Kind liebte Gabriel das Singen. Die Eltern förderten sein musikalisches Talent. Kurz nachdem er die Grundschule hinter sich gebracht hatte, rief sein Onkel aus Wien an und teilte mit, dass bei den  „Wiener Sängerknaben“ Sänger gesucht werden. Sofort schickte der Vater die Bewerbung für Gabriel über E-Mail ab, ohne sich jedoch Hoffnungen auf Erfolg zu machen. Deshalb war die Überraschung groß, als in der Antwort bereits ein Termin zum Vorsingen bestimmt war. Was sollte er vorsingen, das war nun die Frage und der Chorleiter Robert Ruepp wurde zu Rate gezogen. Schließlich fiel die Entscheidung für das Lied „Wenn ich ein Vöglein wär“ von J. G.Herder. Aufgeregt sang Gabriel es kurz darauf dem Chorleiter der „Wiener Sängerknaben“ vor. Seine glockenhelle Stimme überzeugte. Er wurde zur Probewoche eingeladen und dem Bruckner-Chor zugeteilt. Die Wiener Sängerknaben bestehen aus vier Chören zu je 25 Knaben, um das Pensum an Auftritten zu bewältigen. Es gibt den Bruckner-, den Mozart- den Hayden- und den Schubert-Chor.  „Oa Chor isch meischtns af Touree“, erklärt Gabriel. Nach außen hin ist jedoch nur von den „Wiener Sängerknaben“ die Rede. Seine definitive Aufnahme in das Internat im Au-Garten-Palais  in Wien erfolgte nach einem weiteren Probemonat.  Den jungen Sängern wird Zeit gegeben, damit sie sich mit der strengen Disziplin anfreunden können. Wer nicht zurechtkommt oder Heimweh hat darf auszusteigen. „Hoamwea hon i nia kopp“, sagt Gabriel. „Für sel hon i koa Zeit kopp“. Das dicht gedrängte Programm machte s17 Saengerknabeihm nichts aus und auch nicht der ganztägige Unterricht. Von 11.00 bis 13.00 war täglich Chorprobe. Zum ersten Mal sang er in der Kirche der Hofburg, wo jeden Sonntag einer der Sängerknabenchöre die Messe gestaltet. Er liebte das Repertoire aus klassischer und geistlicher Musik. „Es gibt nichts Schwierigs pan Singan, es sain olz lai Liadr“, meint er. Der Unterricht musste so kompakt sein, um jene Schulstunden zu kompensieren, die durch Tourneen ausfallen. Denn jeder Chor absolviert einmal im Jahr eine Haupttournee von rund zwei Monaten. Gabriels erste Tournee führt ihn nach Japan, wo alle zwei drei Tage ein Konzert geplant war. Die überschwängliche  Begeisterung  überraschte ihn. Es folgten Tourneen in den USA, in Südkorea und in vielen europäischen Ländern.  Gabriel stand  vor vielen  Sehenswürdigkeiten, doch diese interessieten ihn damals wenig. Er war noch zu jung. „Heint tat i olz viel mea genießn“, meint er. Zu den Höhepunkten zählten seine Auftritte in Mals, Schlanders und Gröden. Dort stand er als Vinschger im Mittelpunkt. „Deis isch cool gweesn“, lacht er. Nach zwei Jahren im Chor setzte der Stimmbruch ein und Gabriel musste sich schweren Herzens von den Sängerknaben verabschieden. Er stieg in die dritte Klasse der Mittelschule Glurns ein. Die Umstellung fiel ihm schwer. Plötzlich hatte er viel Freizeit und wusste nichts mit ihr anzufangen.  „Miar hots lai mea drloadat“, betont er. Oft wurde er aufgefordert etwas zu singen, doch er weigerte sich. „I honn nimmer singan gwellt“, betonte er. „Spater sing i vielleicht wiedr in an Chor“.
Eine kleine Kostprobe seiner Männerstimme gibt er derzeit auf der Schludernser Bühne, wo er beim Chanukka-Lied mitsingt, beherzt und ohne Lampenfieber.


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