Der Hofschank Tedoldi in Laatsch wurde vor kurzem eröffnet. Die Familie Tedoldi hat Wohnraum für die Familienmitglieder geschaffen und Räumlichkeiten für Gäste, die sie mit Vinschger Kost aus hofeigenen Produkten verwöhnen. Der Charakter des alten Hofes spiegelt sich im neuen Gebäude wider.
Text und Fotos: Magdalena Dietl Sapelza
Die Charakteristik des alten Bauernhauses sollte sich in der Fassade des Neubaues widerspiegeln. Das war eine Vorgabe des Bauherrn Franz Sepp Tedoldi und seiner Familiemitglieder an die Planer, nachdem die Entscheidung gefallen war, die alte Bausubstanz durch einen Neubau zu ersetzen. Auch der uralte Palapir-Baum unmittelbar neben dem Haus sollte stehen bleiben. Die Charakteristik des Hofes ist durch sensible, gut ausgeklügelte Planung und nach gründlicher Auseinandersetzung mit der Geschichte des alten Hofes auch erhalten geblieben.
Der neue Hof, in dem kürzlich der „Hofschank Tedoldi“ nach der Segnung durch Dekan Stefan Hainz in geselligem Rahmen eröffnet worden ist, bildet nicht zuletzt wegen der Fassade ein harmonisches Ganzes im Ensemble mit Kirche, romanischem Turm, Friedhof und Widum. Der alte Palapir-Baum hat die Bauphase gut überstanden. Man merkt es ihm zwar noch an, dass seine Wurzeln gelitten haben, doch er erholt sich. Gäste, die am Spätnachmittag am massiven Holztisch vor dem Hofschank sitzen, sind dankbar für den Schatten des Baumes. Der Neubau entspricht den Anforderungen der modernen Bau- und Wohnkultur und hat Klimahaus Standard B. Warmwasser produzieren Solarplatten. Die Stromgewinnung durch eine Photovoltaik-Anlage ist aus Sicht des Denkmalschutzes wegen der Nähe zur Kirche nicht gestattet. Die Entscheidung den alten Hof abzureißen war den Bauherren und den Planern nicht leicht gefallen. „Der Abriss hat schon weh getan, doch wir kamen nicht umhin“, erklärt Tedoldi. „Wir haben lange hin und her überlegt und die verschiedenen Möglichkeiten ausgelotet“, sagt auch Karl Christandl vom Planungsbüro Patscheider&Partner in Mals. Die Mauern waren brüchig, die Einteilung der bestehenden Räumlichkeiten hätte es unmöglich gemacht, die Wohnbedürfnisse der Familienmitglieder zu befriedigen und den Hofschank zu errichten.
„Mit einer Sanierung wären unsere Wohnungsprobleme nicht gelöst worden“, so Tedoldi. Das Haus musste zudem behindertengerecht gebaut und mit einem Lift ausgestattet werden, um den Ansprüchen der beeinträchtigten Tochter Bernadette gerecht zu werden, die von allen im Haus liebevoll umsorgt wird. Zudem war die Hofstelle nicht unterkellert, was ein großer Nachteil für die künftige Nutzungen gewesen wäre.
Die fehlende Unterkellerung war ein ausschlaggebender Punkt für den Abriss mit Wiederaufbau. Ein Hofschank braucht Keller, zudem plant Tedoldi, der Erfahrungen als Senner hat, die Inbetriebnahme einer eigenen Hofkäserei, für die er ebenfalls entsprechende Räumlichkeiten benötigt.
Da die bestehende Kubatur nicht ausgereichend war, um den verschiedenen Bedürfnissen zu entsprechen, wurde zusätzlich0e Kubatur dazugekauft, die eine Bauleitplanänderung nach sich zog.
„Der Neubau musste wegen der Anpassung an die Friedhofsmauer und an den romanischen Turm mit einem ziemlichen Aufwand betrieben werden. „Doch die Fachleute vom Planungsbüro Patscheider&Partner in Mals hatten alles bestens im Griff“, lobt Tedoldi. Der schiefe Turm (Schieflage zirka 50 Meter) musste gesichert werden. Dieser wird nun im Auftrag der Gemeinde Mals saniert. Ein großes Lob ernten auch die am Bau beteiligten Handwerker, Firmen und die verschiedenen Zulieferer.
Die alte Hofstelle dürfte aus mittelalterlicher Zeit stammen, vermutet Tedoldi. Er hatte das Anwesen mit Haus, Stall und Stadel im Jahre 1995 von den Schwestern Wandet gekauft, die sich bereits viele Jahre zuvor in der Schweiz niedergelassen hatten. Er restaurierte das Gebäude notdürftig und zog mit seiner Familie ein. Der Platz für die sechsköpfige Familie war allerdings begrenzt, und es musste nach einem neuen Weg gesucht werden, Wohnraum zu schaffen. Das Anwesen stand weder unter Denkmal- noch unter Ensembleschutz. Die Nähe zu Friedhof, Kirche und Widum rief das Dankmalamt und das Amt für Baudenkmäler dennoch auf den Plan. Lange wurden die Für und Wider von Sanierung oder Neubau diskutiert. Tedoldis Gespür für Historisches ermöglichte eine Vereinbarung mit den Vertretern des Landesdenkmalamtes, die in eine Bau-Dokumentation der alten Hofstelle mündete. Es wurde also alles fotografiert, dokumentiert und bleibt so als geschichtliche Quelle erhalten.
Bauherr Tedoldi integrierte in Absprache mit den Fachleuten alle brauchbaren Materialien des alten Gebäudes in den Neubau, als Hommage an die Vorbesitzer. Verwendung fanden sämtliche alte Holzbalken, die nun gereinigt und angepasst in neuer Form im Hofschank zur Geltung kommen. Altes Holz wurde beispielsweise für Tische, Stühle, Holzverkleidungen verwendet und in die Decke eingearbeitet. Original alt ist auch die Eingangstür ins Gastlokal samt Beschlägen. Die Familienmitglieder und die Besucher des Hofschankes nehmen eine Klinke in die Hand, die Generationen vor ihnen schon gedrückt haben. Und sie werden mit Gerichten aus der Vinschger Küche bewirtet, die seit jeher die bäuerliche Kultur prägen. Serviert werden Erzeugnisse aus der heimischen Produktion, zum Beispiel Lamm- und Kitzgerichte, Rind- und Schweinsbraten oder Gulasch, Speck- oder Semmelknödel und vieles mehr. Vorbestellung ist für Gruppen und bei warmen Speisen erwünscht. Eine „Brettlmarende“ mit Speck, Käse, Brot und Wein aus heimischer Produktion kann im Hofschank jederzeit unangemeldet genossen werden.
Telefon: 3495483088
Zum Bau: Hofschank Tedoldi – Laatsch
Bau von drei Wohneinheiten
und einem Hofschank, Klimahaus B
Bauherr: Franz Sepp Tedoldi, Laatsch
Planer: Ingenieurbüro Patscheider&Partner, Mals
Ausführende: Handwerker, Firmen und Zulieferer
vorwiegend aus dem Vinschgau
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