Tanas/Laas - Wann kam der Wald zu uns? Mit dieser Frage begann Hanspeter Staffler, der Vorsitzende der Stiftung Landschaft in Südtirol, seinen Vortrag vor rund 40 Personen in der Grundschule von Tanas. Nach Ende der letzten Eiszeit vor 11.000 Jahren kam mit dem Rückzug der Gletscher auch der Wald. Die geschlossene Waldgrenze, die heute bei rund 2.300 m liegt, war damals rund 100 bis 200 m höher. Die Baumgrenze, d.h. einzelne Bäume, gab es sogar bis 2.600m Meereshöhe. Durch zahlreiche Baumfunde in Bergseen und Hochmooren kann das belegt werden. Da auch zahlreiche Feuerstellen in diesen Höhen gefunden wurden, geht man heute davon aus, dass Hirten mit Schafen und Ziegen besonders in den Sommermonaten an der Waldgrenze gelebt haben. Sie nutzten die darüber liegenden alpinen Naturweiden. Staffler teilte die Entwicklung der Waldgrenzregion nach der Eiszeit in drei Hauptphasen ein: die Waldphase von 10.000 bis ca. 5.400 vor heute, die Kultivierungsphase von ca. 5.000 vor heute bis Christi Geburt und die Nutzungsphase von Christi Geburt bis heute. Typisch für die Waldphase ist ein geschlossener Zirbelwaldbestand bis auf 2.450 Höhenmeter, im Vinschgau an manchen Stellen bis 2.500m. Aus dieser Phase ist die Funddichte am höchsten. Vor rund 5.000 Jahren, der Zeit von Ötzi, kam es zu einem deutlichen Waldrückgang, besonders durch menschliche Einflüsse. Durch die Weidewirtschaft kam kein Jungwald auf, der Wald brach durch Überalterung zusammen und so ging die Waldgrenze nach unten. Von den letzten 2.000 Jahren gibt es fast keine Fundstücke und auch keine Feuerstellen über 2.300 m. In tiefer gelegenen Standorten wurden neue Unterkünfte errichtet. In dieser Zeit kam es zu einer Wende von der fleischorientierten Weide- zur milchorientierten Almwirtschaft. Wie Klaus Bliem, der Referatsleiter für Natur und Umwelt im AVS mitteilte, diente dieser Vortrag als Auftaktveranstaltung für den 1. Almpflegetag, der am Samstag, 11. Juni auf der Dörferalm in Tanaser in Zusammenarbeit mit dem Forstinspektorat Schlanders abgehalten wird. Trockenmauern werden an dem Tag repariert, Kranewitten und Alpenrosen werden ausgehackt, um die Weidefläche zu verbessern. Damit soll auch der nicht bäuerlichen Bevölkerung der Wert der Almen vermittelt werden. Wie Julius Schönthaler, der Präsident der Fraktion Tanas mitteilte, werden auf der Dörferalm rund 200 Stück Galtvieh und 15 Pferde gehalten. (hzg)
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