Mittwoch, 11 Oktober 2006 09:12

Visionen zwischen Vergangenem und Zukunft

Latsch

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Latsch ist eine glückliche Gemeinde: Mit ihrer Geschichte ist das Leben von Menschen verwoben, die mit Tatkraft und Visionen ausgestattet sind. Einer dieser Menschen ist Manfred Fuchs. Vor Jahren ist er in die Welt aufgebrochen, um sein Glück zu suchen. Heute lebt er als Unternehmer den Traum von der Eroberung des Weltraumes. Seine Bremer Firma stellt Satelliten her und gehört zu den besten ihrer Zunft.
Fuchs, der seiner alten Heimat immer verbunden geblieben ist, treibt nun in Latsch ein Bauvorhaben voran, das mit Staunen erfüllt.
Zunächst hat er Schloss Annaberg gekauft. Der Vorbesitzer war gestorben. Mit der Übernahme war der Erhalt der Anlage gesichert. Doch Manfred Fuchs denkt als Visionär weiter: Er will Annaberg eine Zukunft geben, will nicht nur ein feudales Zeugnis der Vergangenheit. Sein Plan ist ambitioniert, umfassend und schlüssig. An der Realisierung arbeiten fähige Leute.
Fuchs hat den bekannten Morterer Architekten Werner Tscholl mit der Planung der Bauvorhaben beauftragt. Tscholl ist für den Aus- und Umbau historischer Strukturen bekannt. Auch hat er in solchen schon zwei anerkannte museale Einrichtungen realisiert: in Sigmundskron und auf Marienberg. Tscholls drittes Museum wird auf Annaberg entstehen. Daneben ist er für den Bau einer herrschaftlichen Wohnung sowie eines firmeneigenen Tagungszentrums zuständig. Neues Leben soll auch dem Annaberg angegliederten landwirtschaftlichen Betrieb eingehaucht werden.
Wohnung und Tagungszentrum werden in den bereits bestehenden inneren Strukturen der Anlage entstehen. Architekt Tscholl meint dazu, das Schloss habe viel von seiner ursprünglichen Ausstrahlung verloren. Besonders die historisierenden Zubauten von 1912 seien daran schuld. Für ihn sei es die größte Herausforderung, Annaberg so viel als möglich seiner Ausstrahlung zurückzugeben. Dabei bleibe die Anlage in ihrem jetzigen Zustand erhalten. Zusätze aus Glas garantieren die Lichtzufuhr. Neue Räume entstehen unterirdisch.
Die geplanten Tagungsräume fassen zwischen 20 und 200 Besucher. Die großen Räume finden sich alle im Dachgeschoss und werden nicht beheizt. Daher ist ihre Benützung nur im Sommer möglich. Zum Tagungszentrum gehört auch eine Bibliothek. s29_2062Die Errichtung einer solchen liegt Manfred Fuchs am Herzen.
Ebenfalls nur im Sommer soll das Museum geöffnet sein. In ihm soll eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft hergestellt werden. Vor Schloss Annaberg liegt eine bronzezeitliche Siedlungsstätte. 1994 fand dort eine kurze Grabung statt. Die meisten der damaligen Fundstücke liegen in Kellern. Südtirol hat nicht genügend Raum, um all seine Schätze zu zeigen. Auch fehlen Besucher, die mehr als ein Museum zur Frühgeschichte anschauen wollen. Manfred Fuchs schlägt ein anderes Museum vor: Er will dem technischenVermögen der Menschen, von der Bronzezeit bis ins Satellitenzeitalter, gedenken. Es wird also ein Museum für Hochtechnologieentwicklung sein. Die Räumlichkeiten hierfür werden größtenteils unterirdisch geschaffen. Beginnend vom Eingangstor bewegen sich die Besucher der Mauer entlang von Turm zu Turm. In diesen werden zweigeschossige Ausstellungsräume geschaffen werden. Dort finden auch größere Objekte Platz. Das Museum ist vom Tagungszentrum und der Wohnung abgegrenzt.
Die Besucher werden von Shuttlebussen transportiert werden. Derzeit wird eine neue Zufahrt über den Goldrainer Schießstand geplant. Mit den Arbeiten am Schloss wird im Frühjahr begonnen werden. Das Projekt soll in zwei bis zweieinhalb Jahren fertig sein. Damit wird Manfred Fuchs wie sein Architekt meint, ein großes Kapitel in der Geschichte des Schlosses und seiner Heimat schreiben. Was bewegt diesen Mann dazu, dies alles genau hier zu tun? Er selbst meint dazu: „Eigentlich gibt es nur einen persönlichen Beweggrund, ich bin ein Latscher. Ich bin 1938 in Latsch geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und immer wieder nach Latsch gekommen und wollte etwas für Latsch tun.“ (jan)

Publiziert in Ausgabe 2/2011

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