Mittwoch, 21 März 2012 00:00

Jeder stirbt seinen eigenen Tod

Naturns

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Gedankenschwangere Stille in einem nur von sanftem Kerzenlicht beleuchteten Raum – in dieser passenden Stimmung endete der Infoabend zum Thema Sterbebegleitung, welcher im Seniorenwohnheim „St.Zeno“ in Naturns, am 9.März veranstaltet wurde.

Heinrich Kainz eröffnete den Abend, begrüßte die Präsidentin des Seniorenwohnheimes Maria Rainer Brugger und Schwester Adele vom Seelsorgeteam Martinsbrunn als Referentinnen, sowie das fast ausschließlich weibliche Publikum. Passend zum Thema zitierte er Sprüche aus dem Plauser Totentanz, der in seinen Augen dazu beigetragen hat, die Themen Tod und Sterben etwas zu enttabuisieren. „Die Schutzengel und der Tod sind von Geburt an unsere ständigen Begleiter“, mit diesen Gedanken gab er das Wort an Maria Rainer weiter, welche eindrucksvoll aus ihrer langjährigen Praxis als Krankenschwester und auch aus ihrem Privatleben erzählte. Gerne erinnert sie sich auch an ihre Kindheit zurück, wie es war, als die Knechte und Dirnen bis zu ihrem Ableben auf dem Hof von der Bauernfamilie gepflegt wurden. Die Tatsache, dass die Toten damals zu Hause aufgebahrt wurden, wirkte sich auf die Angehörigen positiv aus, und es konnte besser Abschied genommen werden. Auch für die Kinder waren Tod und Sterben somit etwas Natürliches, wobei Kinder im Allgemeinen mit diesen Themen unbefangener umgehen. In ihrer Praxis als Krankenschwester gab es für Maria Rainer allerdings manchmal die für sie unangenehme Situation, in denen Eltern die Kinder aufforderten, dem Verstorbenen noch ein letztes Küsschen zu geben. Besonders während ihrer Nachtdienste im Martinsbrunn erlebte sie, welch großen Stellenwert das Sterben dort hat, denn Sterbebegleitung beginnt schon im Leben. Auch ist es wenig verwunderlich, wenn ältere Leute bei ihrem Eintritt ins Altersheim von widersprüchlichen Gefühlen geplagt werden. Ihnen ist sehr wohl bewusst, dass das Heim über kurz oder lang die Endstation für sie bedeutet. Umso wichtiger ist es, die alten Menschen professionell aufzufangen und zu begleiten, wie und in welcher Form ist allerdings sehr individuell. Für Sterbebegleitung gibt es kein Patentrezept.

Schwester Adele führte den Abend fort und beschrieb in ihrer ruhigen Art ihre Erlebnisse mit Sterbenden und deren Angehörigen. Erste Erfahrungen machte sie im Familienkreis durch das Ableben ihrer Schwestern, die sehr unterschiedlich auf den bevorstehenden Tod reagierten. Große Wichtigkeit liegt daher im Erkennen der Bedürfnisse des Sterbenden und diese zu respektieren. In der Palliativstation Martinsbrunn steht genügend Personal zur Verfügung und durch den Einsatz der freiwilligen Helfer ist dort eine individuelle Betreuung möglich. Doch nicht jeder will von „Fremden“ umgeben sein, wenn es dem Ende zugeht, manche Menschen sterben lieber, wenn sie alleine sind. Die Angehörigenbetreuung nimmt im Wirkungsfeld von Schwerste Adele einen großen Stellenwert ein, so ist es manchmal auch notwendig die Angehörigen dazu zu bringen, mit den eigenen Kräften hauszuhalten. Schwester Adele schloss ihr Referat mit der Geschichte „Der Tod und der Geißenhirte“, welche anschaulich vor Augen führte, dass das Sterben leichter fällt, wenn man sich bereits zu Lebzeiten über die Endlichkeit des Seins bewusst ist.

Nachdem die Präsidentin des Seniorenwohnheimes die fünf Sterbephasen nach Kübler Ross erklärte, beschrieb sie noch ein sehr persönliches und betroffen machendes Ereignis aus ihrer Vergangenheit und entzündete mit allen Anwesenden kleine Kerzen, sodass jeder in Ruhe kurz seinen Gedanken nachgehen konnte. (ria)

Publiziert in Ausgabe 6/2012

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