Der Vinschgau bietet dem Wanderer viele interessante Wege. Einer der abwechslungsreichsten beginnt am oberen Ende der kleiner Ortschaft Tarsch. Wer das Dorf von Latsch kommend Richtung Tarscher Alm durchquert, findet den Einstieg zum Steig in der ersten Kehre nach den Häusern. Er ist gut ausgeschildert und führt den Wanderer auf den Raminiwaal. Im ersten Teil führt der Waal kein Wasser mehr, die künstliche Beregnung hat dies unnötig gemacht. Im zweiten Teil aber lebt er noch. Seine Aufgabe besteht nun nicht mehr im Bewässern, er liefert die Kulisse für ein Schauspiel der besonderen Art: Eine Schar von Figuren aus Naturmaterialien bevölkern seine Ränder oder treiben ihr Spiel auf Bäumen. Im plätschernden Wasser treiben Wasserräder Apparaturen aller Art an. Einige schlagen Glocken, andere lassen Figuren tanzen. Unmittelbar daneben prallen hölzerne Ziegenköpfe aufeinander und werden Äpfel allein mit der Kraft des Wassers gepflückt. Wer die Künstler sind, die hier am Werk sind? Gelegentlich kann man sie sehen, sie sitzen dann verschmitzt lächelnd auf einer Bank in ihrem feuchten Fabelreich.
Der Raminiwaal hat seinen Ursprung beim E-Werk der Gemeinde Latsch. Wer weiter Richtung Morter will, muss dem Forstweg zum Beregnungsbecken folgen. Dort weisen wiederum Schilder den Weg. Er führt nun einen kurzen Abschnitt lang durch ein dichtes Waldstück, in dem Licht und Schatten abwechselnd ihr Spiel treiben. Diese Stimmung ändert sich erst auf dem Jägersteig: Blicke auf das weite Tal und seine Dörfer werden nun möglich, die Vegetation verändert sich, die Sonne strahlt heftig. Nackter Fels unmittelbar ober dem Eisstadion mit dem weithin sichtbaren roten Dach, verstärkt den Effekt.
Wiederum weisen Schilder den Weg nach Morter. Nun geht es in Richtung Magrinböden, dem sonnigen Erholungsplätzchen aller Latscher Junggebliebenen. Zahlreiche Grillplätze auf ebenen Rasenflächen und ein Brunnen laden hier zum Verweilen ein. Wer noch mehr Abkühlung sucht, der sollte vom bisherigen Weg abweichen. Unterhalb der Magrinböden liegt der Bierkeller, wo sich unter hohen, schattigen Bäumen die Latscher seit alters her im Sommer erfrischt haben. Wer hingegen die Sonne nicht fürchtet und einen herrlichen Ausblick liebt, sollte nach Morter weiter gehen. Dabei geht es dem Neuwaal entlang, an steilen, felsigen Abhängen zur Burg Obermontani. Geschützt wird der Wanderer zwar von hölzernen Zäunen, Kinder sollten an dieser Stelle aber an der Hand geführt werden. Von Obermontani ist die Ruine Untermontani nur einen Katzensprung entfernt. Der ausgeschilderte Steig endet schließlich bei der Brücke über die Plima, von wo aus der Wanderer bequem dem Radweg nach Morter folgen kann. (jan)
Daten:
Start: Tarsch, die erste Kehre oberhalb des Dorfes auf dem Weg zur Tarscher Alm
Ziel: die Brücke über die Plima in Morter
Beschaffenheit: Waalwege, Steige
Distanz: ca. 6 km
Dauer: 2,5 bis 3 Stunden
Schwierigkeit: leicht, fast durchgehend flach mit nur kleinen Anstiegen, nicht für Kinderwagen geeignet. Wird auch von Mountainbikern befahren. Führt an einigen Stellen entlang steilem und abschüssigem Gelände. Besonders auf den letzten Kilometern der Sonne ausgesetzt. Auch in die andere Richtung erlebbar.
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