Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart
Die Freiheitlichen haben nach ihrem Dreikönigstreffen in Eppan verkündet, im Februar ein Konzept für einen Freistaat Südtirol vorlegen zu wollen. Der soll, so die Freiheitlichen, für Zünd- und Diskussionsstoff sorgen. Der SVP-Obmann Richard Theiner und Teile seiner Partei wollen eine Vollautonomie anstreben - dem Staat sollen Außenpolitik, Verteidigung, Gerichtsbarkeit und Währung bleiben. Der Rest sei den Südtirolern zu gewähren. Die Südtiroler Freiheit will eine Unabhängigkeit von Italien durch Ausüben des Selbstbestimmungsrechtes. Die eigentliche Fragestellung, worüber laut Südtiroler Freiheit abgestimmt werden solle, ist noch nicht genau definiert.
Vor allem mit dieser, aus der Geschichte gewachsenen, Südtiroler Besonderheit wird von diesen Parteien um die Deutungsoberhoheit Südtiroler Befindlichkeiten gerungen. Vor allem aus einer lauten patriotischen Ecke heraus, die sich bis weit in die Mitte der Gesellschaft wenn nicht Gehör so doch Beachtung zu verschaffen weiß. Bisher hatte die SVP, unter anderem nach heftigem, innerparteilichem Ringen - bei der Paketannahme 1969 etwa - die Deutungshoheit klar für sich entscheiden können. Erkennbar auch im Verhalten der Wähler, welches der SVP im Landtag und in den Gemeinden bisher satte Mehrheiten gebracht hat.
Ob die SVP mit ihrem Obmann die emotionale Deutungshoheit der jüngeren Südtiroler Geschichte behalten wird können? Und damit weiterhin die Marschrichtung - in ihrem Fall in Richtung Vollautonomie - bestimmen wird können? Die äußeren Umstände - die wie ein Geschwulst aufgebrochene Krise des Staates Italien etwa (früher Dauerkrise des Ministerpräsidenten Berlusconi) - sind jedenfalls in starkem Wandel.
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