Von der Tschenglsburg aus überblicken wir weite Abschnitte des Vinschgauer Sonnenberges. Über diese besondere Landschaft habe ich im Tappeiner Verlag ein neues Buch herausgebracht. Es wird hier in Tschengls vorgestellt, in einem kleinen Kreis von Geladenen, mit Musik und der kostbaren Stimmung eines Burggasthauses. In der Einladung heißt es: Wir freuen uns auf Ihr Kommen, auf Gespräche über Kargheit und Überfluss, auf eine Marende mit vitaminreichen Säften und einem Gläschen Wein vom Vinschger Sonnenberg.
Die Musik besorgt der junge Cellist Mateo Bodini, Sohn des Fotografen Gianni Bodini, den hier alle kennen und der auch mit einigen wichtigen Bildern in diesem Buch vertreten ist. Verwendet wurde auch altes Fotomaterial; der Vergleich mit Gegenwärtigem zeigt die Entwicklung des Sonnenberges, der ja etwa Lebendiges ist.
Von der Tschenglsburg aus überblicken wir die Flanken der Schludernser, Eyrser und Laaser Leiten, unterscheiden das Grün der gelungenen Aufforstung und die bewusst als Steppe erhaltenen Flächen, die sich die Gemeinden für ihre Bauern, also für Weidezwecke vorbehalten haben. All das wird in dieser Arbeit erzählt und erklärt, auch Geologisches und Botanisches.
Der Vinschgauer Sonnenberg ist eine Welt für sich. Aber zuerst zum Mateo, dem Musiker, der den Auftrag bekommen hat, zu diesem Anlass etwas zu spielen. Ich frage meinen Freund Eduard, den Geigenbauer, an welche Musik er denkt. „Etwas in d-dur“ meint er. Diese Tonart klingt heiter, auch klingt sie gelb oder braungelb, entsprechend dem häufigsten Farbkleid des Sonnenberges. Töne haben auch Farbe, erklärt mir der Eduard weiter und ich soll den Mateo auffordern, etwas zum Sonnenberg zu komponieren. Vielleicht improvisieren? Welche Musik passt zum Sonnenberg, was kann man bei so einer steinigen Welt zum Klingen bringen?
„Geschichte aus Stein, Erde und Wasser“ - darüber wird Marjan Cescutti sprechen. Über Siedlungsgeschichte, über das Anlegen der Sonnenberghöfe und frühe Herrschaftsverhältnisse. Der vinschgauliebende Bozner Kulturmensch schätzt auch unser Weine, besonders den Eigenbau vom Pfraumer in Kastelbell. Dabei wird nicht nur getrunken und gegessen, mit dem Wein fließt auch viel Wissenswertes, das nicht zuletzt in diesem Buch verwertet wurde.
Das Titelbild zeigt die winterliche Terrassenlandschaft von Kortsch. Ein Holzschnitt von Karl Grasser beschließt als Nachsatzblatt das Buch. Es ist dies der ausdrückliche Wunsch des Verlegers Othmar Thaler; der Künstler Grasser war nämlich sein Lehrer. Er hat in ihm vieles geweckt, vor allem auch tiefes Verstehen der Landschaft.
Und dann steht auf der Einladung noch der Titel „Landschaft als Kunstwerk“. Der Künstler Erich Kofler Fuchsberg veröffentlichte im Schlern (78/2004) einen großen Beitrag: „Der Reiz einer Landschaft - der Vinschgauer Sonnenberg“. Darin schreibt er: „Die vom Mensch gestaltete Landschaft kann in Einzelheiten und ihrem Gesamtkontext als Kunstwerk verstanden werden...“
Lange wurde der Vinschgauer Sonnenberg als furchtbar ernstes, ja drohendes Greisenantlitz beschrieben. Eine Wende in der Beurteilung dieser widersprüchlichen Landschaft brachten verschiedene botanische und meteorologische Untersuchungen, vor allem „Die Klimainsel Vinschgau“ von Ina Schenk. Es folgen wissenschaftliche Arbeiten zur Steppenvegetation des mittleren und oberen Vinschgaus von Alfred Strimmer und viele weitere Forschungen, die zu einem überraschenden Umdenken führten.
Zur Vorstellung sind nur wenige geladen, aber zum Kauf des reich ausgestatteten Buches kann ich alle einladen. Ich aber freue mich vor allem auf die „Musik vom Notenblatt des Sonnenberges“, auf den Bogenstrich krachender Steinmassen und spielerischer Wasser.
Hans Wielander
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