Glurns
Mit dem „Tiroler Faust“ brachte die „Theatergruppe Glurns“ unter der Regie von Christoph Anstein ein anspruchsvolles Stück (größtenteils in der Schriftsprache) auf die Bühne. Anlass war der zehnte „Glurnser Advent“ am 10., 11. und 12. Dezember. Zwei Aufführungen gab es noch am darauf folgenden Wochenende.
Das Stück „Der Tiroler Faust“ beruht auf einer alten Handschrift, die Norbert Kühebacher im Jahre 2009 für die Bühne bearbeitet hat. Die Vorlage stammt vom Prettauer Bauern Georg Steger, verfasst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Faust-Stoff geht auf ein mittelalterliches Volksbuch zurück. Große Dichter wie Goethe, Lessing und Volksschriftsteller haben die Thematik aufgegriffen. Die Handlung zeigt den Menschen im Spannungsfeld zwischen Himmel und Hölle, zwischen Habgier, Lastern und Verderben. Gott auf der einen Seite und Luzifer auf der anderen kämpfen um die Seele des Menschen. Die Polarisierung, die Unterteilung in Gut und Böse wiederspiegelt die einstige Haltung der Kirche, die ihre Gläubigen über Jahrhunderte auf ein jenseitsbezogenes Leben einschwor, nicht zuletzt um Macht über sie zu haben und die eigene Macht zu sichern. Die Akteure der Theaterbühne führten die Zerrissenheit der Menschen zwischen irdischen Freuden und gottesfürchtigem Dasein eindrucksvoll und gekonnt vor. Schaupielerisch über sich hinaus wuchs vor allem der Regisseur Anstein selbst, der in der Rolle des „Mephistopheles“ glänzte. (mds)
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