Hanglagen an der Sonnenseite, milde Temperaturen, geringer Niederschlag und der Einsatz fleißiger Weinbauern lassen im Vinschgau erstklassige Weine gedeihen. Organisiert sind die Weinbauern seit 1981 im Vinschger Weinbauverein. Dieser zählt rund 250 Mitglieder.
von Magdalena Dietl Sapelza
Der Vinschger Wein ist derart sauer, dass er dem Trinker – ich bitt vielmals um Verzeihung - die Pfoat hinteneiniziacht“.
Das schrieb der Historiker im Jahre 1921 in seiner Studie über den Weinpatron Urban.
Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Die Vinschger Weine sind heute bekömmliche, besonders edle Tropfen, deren Qualität Weinkenner aus aller Welt überzeugen. Die Weine punkten mit Eigenheit, mit individuellem und besonderem Charakter. Das Vinschger Weinbaugebiet reicht von der Töll bis Burgeis und umfasst 80,66 Hektar (Stand: August 2019). Zu den Haupt- Weißweinsorten zählen Riesling, Weißburgunder und Müllerthurgau, zu den Haupt-Rotweinsorten Blauburgunder, Vernatsch und Zweigelt. Dazu kommen bei den Weißen in kleineren Mengen noch die Sorten Chardonnay, Ruländer, Gewürztraminer und Frauerler (autochthone Sorte), bei den Roten Lagrein und Cabernet.
Auf der höchst gelegenen Weinbaufläche am Kloster Marienberg bei Burgeis auf 1250 Metern Meereshöhe werden seit 2011 versuchsweise Bio-Weine der Weißweinsorte Solaris und der Rotweinsorten Cabernet Cortis kultiviert. In Stilfs erzeugt ein junger Winzer seit zwei Jahren ebenfalls die Bio-Weißweine Solaris sowie Muscaris und den Rotwein Cabernet Cantor. Es handelt sich in beiden Fällen um pilzresistente Sorten.
Im Gegensatz zu anderen Regionen ist der Vinschger Weinbau nicht von großen Genossenschaften, sondern von kleinen Kellereien geprägt. Kastelbell, Latsch und Schlanders sind als DOC-Gebiete anerkannt, ihre Weinbaufläche liegt bei rund 35 ha. Im Vinschgau keltern viele kleine Weinbauern ihre Weine selbst und erzeugen dabei vielbeachtete Spitzenweine.
Der 1981 gegründete Vinschger Weinbauverein kümmert sich um die Belange der Weinbauern, organisiert Weinverkostungen, Fortbildungsveranstaltungen, Flurbegehungen, Lehrfahrten und einiges mehr.
Leo Forcher vom Rebhof in Galsaun/Kastelbell führt den Verein seit der Gründung als Obmann. Im Vorstand unterstützen ihn Matthias Bernhart (Partschins), Andreas Gruber (Naturns), Martin Schuster (Vetzan), Matthias Thoman (Kortsch), Martin Pohl (Kastelbell) sowie neun kooptierte Mitglieder darunter auch Hans Zagler von der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg. Ansprechpartner sind die Verantwortlichen des Südtiroler Beratungsringes. Bei der diesjährigen Herbstbegehung im August in den Rebanlagen der Weinbauern Theodor Mitterer und Elmar Luggin in den „Scheanen“ bei Schluderns informierte beispielsweiseThomas Weitgruber vom Beratungsring über die richtige Pflege der Reben und rief dazu auf, regelmäßig Beerenproben abzugeben, damit ein möglicher Befall der Kirschessigfliege, die Trauben ungenießbar macht, rechtzeitig erkannt wird und behandelt werden kann. Die Kirschessigfliege zählt neuerdings zu den größten Bedrohungen im Weinbau. Da gilt es achtsam zu sein, um die Ernte nicht zu gefährden.
Dass der Weinbau im Vinschgau seit jeher mit großen Herausforderungen verbunden ist, beweist auch der Umstand, dass die Vinschger Weinbauern in ferner Vergangenheit neben dem Wein-Patron Urban zwei zusätzliche Weinpatrone angerufen haben, und zwar den Bischof Valentin von Rätien und den Matscher Dorfheiligen Florinus, nach dem Motto „Doppelt gebetet, hilft doppelt“.
Heute folgen sie jedoch lieber den Tipps der Fachleute im Beratungsring.
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