Partschins - Am 27. August 2018 jährt sich der Todestag von Peter Mitterhofer zum 125. Mal.
Peter Mitterhofer wurde am 20. September 1822 als erstes von 9 Kindern des Tischlermeisters Peter Mitterhofer und der Anna Gschwenter geboren. Nach erfolgreichem Abschluss der Dorfschule erlernte Peter bei seinem Vater das Tischler - und später das Zimmermannshandwerk, wobei seine große Geschicklichkeit und Erfindungsgabe schon frühzeitig zutage traten. Peter Mitterhofer galt in Partschins als Sonderling oder gar als Narr. Er war nicht nur ein genialer, allerdings missverstandener Erfinder, der zudem zu seinen selbst inszenierten „Abendunterhaltungen“ einlud, wo er als „Musiker, Sänger, Tonkünstler und Bauchredner“ auftrat. Dazu soll er – nach mündlicher Überlieferung – 14 Musikinstrumente nach eigenen Ideen gebaut haben. Darunter waren nicht nur die üblichen Musikinstrumente, sondern auch „Phantasieinstrumente“, u. a. das „Hölzerne Glachter“. Es handelte sich dabei um eine Art Xylophon bzw. ein leicht tragbares Klavier mit Tasten, Verbindungshebeln und Hämmerchen, die auf abgestimmte Holzblättchen schlugen, wobei „lachende Töne“ erzeugt wurden. Das sonderbare Instrument brachte ihm den Spitznamen „Peter mit dem hölzernen Glachter“ ein. Nach Aussage von Zeitzeugen soll ihn dieses Instrument zur Erfindung der Schreibmaschine angeregt haben.
Peter Mitterhofer konstruierte ohne jegliche technische Hilfsmittel, mit einfachstem Werkzeug, in der Zeit von 1864 bis 1869 fünf Schreibmaschinenmodelle, und zwar zwei in Holz mit Stechschriftbuchstaben und drei in Metallausführung für Typendruck. Mit dem 3. und 5. Modell ging der Erfinder zweimal zu Fuß nach Wien und wandte sich an den Kaiser Franz Joseph I. um Unterstützung. Dieser befürwortete aufgrund eines Gutachten seiner Sachverständigen eine Subvention von 350 Gulden und die Übertragung des 5. Modells in die Sammlung des Polytechnischen Institutes, dem späteren Technischen Museum in Wien.
Es war für Peter Mitterhofer tragisch, dass die prominenten Gutachter nicht den wahren Wert seiner großartigen Erfindung erkannten. Entmutigt und resigniert zog er sich in sein Heimatdorf Partschins zurück, wo er am 27. August 1893 eines einsamen Todes starb. Auf seinem Grabstein, der sich im Pfarrfriedhof von Partschins befindet, stehen die Worte: „Die Andern, die von ihm lernten, durften die Früchte seines Talentes ernten“. Der Erfinder geriet vollständig in Vergessenheit, und erst die zufällige Auffindung seiner Schreibapparate rückte ihn wieder ins Licht der Öffentlichkeit und weckte das Interesse für das verkannte Genie.
Peter Mitterhofers Modelle waren technisch hervorragend durchdacht und hatten schon alle notwendigen Einrichtungen einer richtigen funktionsfähigen Schreibmaschine. Seine ursprünglichen Gedanken sind es, die in ununterbrochener Linie in die hohe Entwicklung der modernen Schreibmaschinen-Industrie hineinführten. Er gilt damit zu Recht als der Erfinder der Schreibmaschine.
25 Jahre „Weltmuseum der Schreibmaschine“
Um ihrem großen Sohn ein bleibendes Andenken zu bewahren, hat die Gemeinde Partschins , anlässlich des 100. Todestages von Peter Mitterhofer im Jahre 1993, ein provisorisches Schreibmaschinenmuseum im ehemaligen Grundschulgebäude im Ortsteil Töll eingerichtet. Im August 1997 übersiedelte das Schreibmaschinenmuseum in den Neubau „Teisenhaus“ im Zentrum von Partschins, wo es einen würdigen und nunmehr endgültigen Platz gefunden hat. Das Schreibmaschinenmuseum beherbergt über 2000 Schreibmaschinen und zusätzlich über 1000 verschiedenste Exponate. Die weltweit um- fangreichste Sammlung wurde von Kurt Ryba aus München, einem gebürtigen Meraner, der Gemeinde Partschins als „unveräußerliches Kulturgut“ gestiftet.
Dingwerth-Archiv
Das Schreibmaschinenmuseum beherbergt zudem eines der weltweit größten Archive zum Thema Schreibmaschine. Dieses wurde mit Unterstützung der Südtiroler Landesregierung und der Stiftung Südtiroler Sparkasse, um 89.000 Euro von Leonhard Dingwerth aus Delbrück (bei Paderborn) erworben. Das Archiv wird von zahlreichen Forschern genutzt, wodurch sich das Schreibmaschinenmuseum zu einer internationalen Forschungsstätte entwickelt hat.
Ewald Lassnig
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