Franz Tumler Literaturpreis - die Nominierungen Teil 3 - Isabell und Georg: fesche Wohnung, süßes Söhnchen, städtischer Genuss; perfektes Glück, oder nicht? Nicht unbedingt, denn für die beiden gerät die Welt ins Wanken. Isabell, nach der Babypause als Cellistin in ein Orchester zurückgekehrt, hat Schwierigkeiten, die Hände ruhig zu halten und die Soli sauber zu spielen. Die Anspannung macht das früher Leichte zum Unmöglichen und nagt an ihr. Georg weiß nichts davon und ist mit eigenen Schwierigkeiten beschäftigt. Als Redakteur einer großen Zeitung ist er unzufrieden und sucht nach einem anderen Lebensmodell, er könnte aussteigen, als Selbstversorger leben? Während er Immobilien googelt und Preise vergleicht, hat die Chefetage seiner Zeitung andere Pläne: Georg steht ohne Arbeit da. Isabell hat sich krankschreiben lassen, denn das Zittern war nicht mehr auszuhalten, ebenso wie das Schamgefühl, den Aufgaben nicht gewachsen zu sein. Daraufhin wird ihr Vertrag nicht verlängert. Wie nahe Erfolg und Enttäuschung beieinander liegen, führt die deutsche Autorin Kristine Bilkau in ihrem Erstlingsroman vor. Das Selbstvertrauen der Protagonisten bröckelt, Zuversicht und Unbeschwertheit weichen existenziellen Ängsten. So steuern die beiden nervös durch den Alltag, der keiner mehr ist. Jetzt heißt es kalkulieren, Kosten kontrollieren. Wie auf Luxus verzichten, den man sich antrainiert hat? Das Glück nimmt ab, die Entfremdung zu. Ein aktueller Roman, der weh tut und zeigt, wie das Leistungsprinzip unsere Gesellschaft aushöhlen kann. Aber auch ein Roman, der die Hoffnung auf das Glücklichsein nicht völlig zerschlägt.
Maria Raffeiner
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