Schlanders/Vinschgau - Jagd ist Leidenschaft und Lebensraumschutz, sagen die einen. Es ist Mord und eine der letzten Männerdomänen, sagen die anderen. Jedenfalls lässt sich herrlich darüber streiten, wie man richtig jagt und was man jagen sollte. So kamen auch sehr viele der fast 900 Vinschger Jäger ins Kulturhaus nach Schlanders, um den Wildbiologen, Buchautor und aktiven Jäger Hubert Zeiler aus Kärnten bei seinen Ausführungen über die Rotwildproblematik anzuhören.
In ganz Europa nimmt das Rotwild zu und Zeiler hat in seinem Buch „Herausforderung Rotwild“ nachgewiesen, dass die Erhöhung der Abschüsse nicht unbedingt zu einer Reduktion führt. Im Gegenteil, Zeiler zeigte mehrere Beispiele, wobei eine Erhöhung der Abschüsse zu einer Zunahme des Rotwildes geführt hatte. Um das Rotwild in Grenzen zu halten, müssen nach den Südtiroler Hegerichtlinien für jeden Hirschabschuss, d.h. für jedes männliche Tier, zwei Stück Kahlwild, d.h. ein weibliches Tier und ein Kalb geschossen werden. Dass diese Formel nicht immer zum Ziel führt, hat mit der Sozialstruktur des Rotwildes zu tun. Wenn man die Stückzahl reduzieren will, darf man nicht einfach nur die Anzahl der Abschüsse erhöhen, sondern man muss auf die Altersstruktur und auf das Geschlechterverhältnis achtet. „Wenn ihr reduzieren wollt, vergesst die Hirsche“, rief Zeiler den Jägern zu. Wer vor allem junge Hirsche wegen der Trophäe erlegt, der zerstört die Struktur. Ein Hirsch wird rund 18 Jahre alt. Die erfolgreichsten Hirsche bei der Brunft sind die 10-jährigen Hirsche. „Reife Väter sorgen für eine kurze Brunft, haben einen hohen Befruchtungserfolg und sie zeugen mehr Hirschkälber als junge und mittelalterliche Väter“, meinte der Wildbiologe. Deshalb sollten junge Hirsche nicht erlegt werden. Will man den Rotwildbestand in den Griff bekommen, ist ein Eingriff beim weiblichen und beim jungen Wild nötig, meinte Zeiler. Der Kahlwildbestand muss abgebaut und der Hirschbestand aufgebaut werden. Es bräuchte auch eine kurze, aber intensive Jagd, möglichst in den Morgenstunden. Deshalb dürfen die Jagdzeiten nicht immer mehr ausgedehnt werden, sondern vielmehr sollten Ruhepausen, Bejagungspausen eingeführt und Ruhezonen geschaffen werden, damit auch das Wild nicht unter Stress kommt und Jungtiere verliert. In der Diskussion bedankten sich mehrere Jäger für den wunderbaren Vortrag, der leider 20 Jahre zu spät kommt, wie ein Diskussionsteilnehmer meinte. (hzg)
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