Kultur - Zum neuen Buch HERBERT SCHÖNWEGER FARBDESIGN: Verlag Farbe und Gesundheit Meran 2018, ISBN 978-3-939946-07-6, 180 Farbseiten, vor allem die engere Heimat Tirol, Südtirol und Nachbarräume betreffend, in Zwiesprache mit der Fassadengestaltung historischer und aktueller Bauten. Ein Buch mit reichem Bildmaterial, das auch die verschiedenen Techniken der Mauerbildgestaltung anschaulich macht.
Und damit sind wir bereits mitten in der Kontroverse: Gute Architektur braucht keine farbliche Ergänzung, so die eine These; die andere meint: Farbgestaltung macht den Geist des Gebäudes erst sichtbar. Eine Entscheidung in diesen Fragen fällt leichter nach dem sorgfältigen und anregenden Studium des Bildbandes und der begleitenden Texte. Auf Seite 58 erfahren wir unter dem Titel „Raiffeisenkasse Passeier“ den genauen Werdegang eines Gebäudes und der Bildbotschaft Schönwegers:
Farbgestaltung als Ergänzung zur Architektur? Da gibt es einmal die böse Bemerkung eines Architekten über den weltberühmten Hundertwasserbau in Wien: Gustav Peichl (geb. 1928 in Wien, zeichnet und schreibt unter dem Pseudonym „Ironimus“) nennt die überbordende Ausstattung und Farbgestaltung „Behübschung“. Verglichen zur Philosophie Hundertwassers und seiner Architektur wirkt Schönweger geradezu keusch und karg. Friedensreich Hundertwasser vermeidet gerade Linien und rechte Winkel, sie kommen in der Natur ja auch nicht vor, so die Begründung. Die Fülle von ästhetischen Anregungen begeistert vor allem junge Besucher. Es gibt nun schon zahlreiche Kunstwerke in ganz Europa und Nachahmer des Stils in der ganzen Welt. Dass Hundertwasser (1928-2000) als Monarchist von der Rückkehr der Habsburger träumte, sei nur nebenbei erwähnt. Seine Gedanken zur Architektur sind verführerisch und müssen gebändigt werden.
Am besten durch einen Ausflug ins schweizerische Engadin. Die meisten Leute dort sind evangelisch oder calvinistisch, jedenfalls fehlt ihnen unsere bayerisch/katholische Bildfreudigkeit.
Die Sgrafittos an ihren Häusern sind zwar auch Schmuck, aber vor allem moralische Belehrung. Immer wieder Sprüche aus der Bibel oder aus reicher Lebenserfahrung. An diesen Beispielen kann erkannt werden, dass der Mauerschmuck etwas mit dem Geist des Hauses zu tun hat. Das hier gezeigte Mauerbild enthält als weiteren „Schmuck“, die romanische Sprache, die ein Teil auch unserer Geschichte ist (entnommen dem Buch von Max Kettnaker HAUSINSCHRIFTEN, Darstellung und Interpretation einer Alltagskultur im Engadin, im Münstertal und im oberen Albilatal, Zernez 1987).
Was ist der Geist eines Hauses? Ich sprach darüber mit einem Architekten und habe behauptet, dass Schönweger mit seinen Farbgebilden die Dämonen eines Hauses sichtbar macht. Verglichen mit der Philosophie der Huntertwasser Raumgestaltung wirkt Schönweger geradezu keusch und karg.
Im Bürgerheim von Schlanders steht über dem Eingang jeder Kleinwohnung ein Bild des Hauses oder zumindest der Ortschaft, aus der die neuen Bewohner stammen.
Schönweger hat sich die Mühe gemacht, die Menschen des Bürgerheimes auch nach ihren Häusern zu fragen und machte damit ein bisschen auch den Geist dieser Häuser sichtbar. Er kann enthalten sein in einer Stiege, im Geländer, in einem alten Tor, auf dem Dachboden oder im Keller. Alles liebevoll gesuchte Ecken, die Vertrautheit schaffen. Und das ohne großen Aufwand mit Siebdruckbildern.
Der mit allen Techniken vertraute Künstler und Handwerker weiß vieles sichtbar zu machen, so auch den Geist eines Hauses.
Hans Wielander
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