Schlanders - Der Einfluss der Konzerne auf die Forschung hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, meinte Christian Kreiß bei seinem Vortrag „Gekaufte Forschung“ in Schlanders, organisiert von der Umweltschutzgruppe Vinschgau.
Der ehemalige Investment Banker und nunmehr Professor an der Hochschule Aalen für Volkswirtschaftslehre, Investition und Finanzierung und Buchautor meinte, dass rund 75 Prozent der Hochschulen in Deutschland von der Industrie finanziert werden und nur 25 Prozent freie und unabhängige Forschung betreiben. Die Studentenzahlen haben stark zugenommen, auch die Forschungsintensität, aber die öffentlichen Geldmittel für die Forschung sind mehr oder weniger gleich geblieben. Das ist eine bedenkliche Entwicklung, da es den Konzernen nach Kreiß lediglich um Profit, Macht und Wachstum geht. Kreiß, der sich gegen Ungleichverteilung und gegen die Vermachtung der Wirtschaft einsetzt und für eine menschengerechte Wirtschaft arbeitet, eine Wirtschaft, die Mensch, Tier und Umwelt gerecht wird, zeichnete ein düsteres Bild der Forschung in Deutschland und meinte am Ende der Diskussion, dass es in Nordamerika noch schlimmer aussähe. Ausführlich berichtete er über Wissenschaftler, die von der Tabakindustrie gekauft wurden, über Pharmaforschung, die von der Pharmaindustrie finanziert wird und über Monsanto und seine „wissenschaftlichen“ Studien. Er berichtete über die Zulassungspraxis von Impfstoffen und die Forschungsinstitute, die sich mit Glyphosat beschäftigen. Nach Kreiß sind die meisten Zulassungskommissionen nicht unabhängig, viele Studien unseriös und unwissenschaftlich. Es wird getrickst und einseitig industrienah gearbeitet. Am Ende seines Vortrages berichtete Kreiß über die Studie des Sanitätsbetriebes über die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die menschliche Gesundheit und die Einwände der Onkologin Patrizia Gentilini. In der Diskussion wurde u. a. gefragt: Sind alle so böse? Was kommt nach dem Profit? Gibt es auch Gegenbewegungen? Kreiß zitierte die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus und meinte, dass es ganz viele ermutigende Gegenbewegungen gibt, die Macht der Börse und der internationalen Konzerne aber nach wie vor sehr stark und einflussreich ist. Er lobte die Initiative für eine pestizidfreie Gemeinde Mals und erinnerte an Martin Luther, der vor 500 Jahren durch seine 95 Thesen ein ganzes Land verändert hat. (hzg)
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