Panzersperre1Die Panzersperren auf Plamort sind beeindruckende Zeugen aus der Kriegszeit des 20. Jahrhunderts. Ihre Bedrohlichkeit haben sie aber längst verloren. Heute ist es kaum vorstellbar, dass Panzer über die innereuropäische Grenze rollten. Über viele Kavernen-Eingänge ist im Laufe von Jahrzehnten Gras gewachsen. Die Eingänge der Bunker waren verbarrikadiert, als militärisches Sperrgebiet deklariert, versehen mit Stacheldraht und Verbotsschildern. Über Teile des Innenlebens wussten nur Abenteurer Bescheid, die sich  illegal Zugang verschafften. Vieles blieb verschwommen, auch der geschichtliche Hintergrund. Die Anlagen waren in der 1930er Jahren unter strengster Geheimhaltung fast ausschließlich von italienischen Arbeitern gebaut worden. Die Bunker standen für die Angliederung Südtirols an Italien und für die faschistische Unterdrückung. Mittlerweile sind die Verteidigungsanlagen an das Land Südtirol übergegangen. Damit hat die Aufarbeitung der Geschichte eine Chance bekommen und erste Initiativen für eine friedliche Nutzung sind vielerorts gestartet worden, so zum Beispiel am Reschenpass. Dort sind im Rahmen eines Interreg IV Projektes Italien-Österreich-Schweiz Bunkeranlagen für Besucher geöffnet und Panzersperren aufpoliert worden.  Auf Schautafeln wird die Geschichte der Grenzbefestigung im Dreiländereck erzählt.
Die Panzersperren, Bunker, Gefechtsstände, Kavernen und Nachschubstraßen sind Teile der umfangreichen Verteidigungslinie „Vallo Alpino Littorio“ (Alpenwall), die im Auftrag des faschistischen Regimes EingangPlamortItaliens zur Grenzsicherung entstand. Ab 1930 ließ der „Duce“ die ersten konspirativen Bauarbeiten in Südtirol starten, als Fortsetzung der Befestigungslinie „Ventimiglia Fiume“. Die Sperrgruppen im Vinschgau waren Reschenpass-Plamort, Mals-Glurns, die Eingänge des Münster- und des Schnalstales. Nachdem der „Führer“ Österreich 1938 ins Reich „heim geholt“ hatte, kamen die Einflussbereiche beider Diktatoren in direkten Kontakt, was zu grotesken Situationen führte. Sie misstrauten einander, obwohl sie sich im „Stahlpakt“ Treue geschworen hatten. Im November 1939 forcierte der „Duce“ die Arbeiten an der Nordgrenze, als Bollwerk gegen Hitler-Deutschland. Bereits ein Jahr später stand in den Grenzgebieten Südtirols das Verteidigungssystem mit 66 Anlagen, die noch auszubauen waren. 1941 und 1942 kamen die Arbeiten im Zuge des Krieges ins Stocken. Der „Führer“ bekam Wind von der Sache und es hagelte scharfe Proteste. Daraufhin ließ der „Duce“ die Arbeiten einstellen.
WehrgangDie Befestigungslinie am Reschenpass zählt mit neun Anlagen und einem 320 Meter langen Panzergraben/Panzermauer quer durch das Tal zu den umfangreichsten. Drei Anlagen waren 1938 funktionstüchtig, bis September 1943. Dann rückten Soldaten der Wehrmacht vor und räumten die Anlagen, die ihnen die italienischen Soldaten kampflos überlassen hatten. Feindliche Angriffe mussten die Verteidigungsanlagen im Vinschgau also keine aushalten. Vor dem Hintergrund des „Kalten Krieges“ in den 1950er Jahren nahm Italien einige der Verteidigungsanlagen wieder in Betrieb, so auch den Bunker an der Etschquelle. Dieser wurde mit Geschützen und  Waffen ausgestattet und bis 1992 genutzt. Nach der Entmilitarisierung und nachdem das Land bzw. die Gemeinde Graun das Sagen hatten, öffneten sich neue Perspektiven und Ideen für eine Nutzung und nahmen konkrete Formen an. Zu den treibenden Kräften im Oberland zählten BM Albrecht Plangger und der Präsident vom Verein Altfinstermünz Hermann Klapeer. Planggers Nachfolger Heinrich Noggler und Kulturreferent Franz Prieth sorgten mit Unterstützung der Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung GWR für die Umsetzung des Interreg IV Projektes. Die historischen Verteidigungsanlagen betreut seit dem Abschluss der Bauarbeiten im Juni 2011 der „Kultur- und Förderverein Oculus“(gegründet im Jänner 2011), mit Florian Eller (Präsident), Franz Prieth (Vizepräsident), Kurt Ziernhöld und Manuel Padöller. Als Beiräte wirken Plangger und Klapeer mit, sowie der  BM Noggler. Der Bildungsausschuss der Gemeinde Graun hat die Erstellung der brandneuen Internetseite unterstützt. www.bunker.reschenpass.it 
Führungen in deutscher und italienischer Sprache werden jeden Freitag um 15.00 Uhr (Bunker Etschquelle) oder nach Anmeldung (ab 4 Personen) angeboten. Infos unter Tel. 0473 633101 (Ferienregion Reschenpass).HauptSchautafeln

Magdalena Dietl Sapelza

Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau

Publiziert in Ausgabe 16/2011

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