Mittwoch, 09 Januar 2013 00:00

Architektur im Rahmen

RZ_04Wie eine Hofstelle modern interpretiert und architektonisch inszeniert werden kann, zeigt ein Projekt von Klaus Marsoner und Iwan Zanzotti. Um genau zu sein, ist es das erste Projekt, das die beiden jungen Architekten gemeinsam geplant haben. Das Ergebnis ist ein harmonisches, das mit seiner Optik im Einklang mit der Umgebung steht.

Text: Angelika Ploner  |  Fotos: René Riller

Das erste gemeinsame Projekt der beiden jungen Architekten Klaus Marsoner und Iwan Zanzotti steht in Eyrs. Unweit vom Zugbahnhof gelegen - außerhalb des Dorfkerns – ist die landwirtschaftliche Hofstelle samt dazugehörender Garage unübersehbar für jene, die hier vorbeikommen. Seit etlichen Monaten sind die Bauarbeiten beendet, etwas ändern würden Klaus Marsoner und Iwan Zanzotti nicht. Im Gegenteil. „Wir würden alles genau so wieder planen, bis ins Detail“, sind sich beide einig. Dabei war die Bauaufgabe gar nicht so einfach: Ein landwirtschaftliches Gebäude, eine Hofstelle, traditionell und doch modern planen. Von der Umgebung, der Satteldacharchitektur, hat man sich leiten lassen und ein Satteldach als äußere Form gewählt, eines, das „jedoch flach gehalten und modern interpretiert“ wurde von den beiden Architekten. Die moderne Nuance gibt dem Bau einen Rahmen, der eigentlich Witterungsschutz ist, sich aber als markantes Element die Aufmerksamkeit seiner Betrachter verschafft. Und: eine frische, ganz neue architektonische Handschrift nach außen trägt.
RZ_12Das Haus ruht auf einem Sockel, einer imposanten, mächtigen Mauer, grau ist ihre Farbe. Sie ist massives Element und hat gleich mehrere Funktionen: sie absorbiert den Schall der angrenzenden Straße, schottet die Bewohner ab, schützt vor unliebsamen Blicken und übernimmt – innen – eine funktionale Rolle. Nischen in der Mauer selbst beherbergen die Garderobe, das TV-Mobiliar, das Mülllager und den Grill. Ein präzise gewähltes Lichtband schließt das erste Stockwerk zum zweiten hin ab und holt viel Licht herein. Die geschickte Lenkung erzeugt wechselnde Lichtstimmungen, spannende Lichtspiele  im Inneren. „Es herrscht eine ganz besondere heimelige, angenehme Atmosphäre“, sagt Klaus Marsoner.
Das obere Stockwerk kragt leicht nach außen und scheint zu schweben. Der Rahmen aus weißem Mauerwerk, der die Verkleidung aus Lärchenholz  umrandet, verstärkt diesen Eindruck noch zusätzlich. Vertikal sind die Lärchenlamellen angebracht und stellen den Bezug zur Umgebung, der Natur her, sind das Bindeglied, wenn man so will.
Lärche hat nicht nur außen, sondern auch im Inneren ihren Auftritt und spielt die Hauptrolle bei den Materialien. Böden, Fenster, Türen, Mobiliar  tragen Lärche und strahlen Gemütlichkeit, Behaglichkeit und Wärme aus, für Küche, Essbereich, Bad und Eingangsbereich wählte man aus praktischen Gründen Bodenplatten. Während sich in der unteren Etage um einen zentralen Ofen die Küche, der Essraum, das Wohnzimmer und mehrere Wirtschaftsräume gruppieren, beherbergt der aufgesetzte Riegel, der zusätzlich durch Stahlstützen getragen wird, Kinder-, Elternzimmer, Bad und einen Raum, der mit zwei Sesseln ausgestattet, eine gemütliche Ruhezone bildet und zum Relaxen einlädt. Hier hat RZ_20man auch Zugang zu der Terrasse, die überdacht, weiteren geschützten Wohnraum bietet und zu  den Lieblingsplätzen der Familie gehört. Geschützt vor unliebsamen Blicken ist die Terrasse durch die Verkleidung aus Lärchenholz, die Lamellen sind nämlich so angeordnet, dass von außen niemand ein, von drinnen aber sehr wohl der Blick in die Umgebung genossen werden darf. Großzügigkeit herrscht auf beiden Etagen, zum Elternzimmer zählen sogar ein Schrankraum und ein eigenes Bad.
Im Einklang mit der Natur zu bauen, war ein wichtiges Anliegen der Bauherrschaft. Erfüllt wurde dies gleich mehrmals: Einmal decken Sonnenkollektoren auf dem Dach den Warmwasserverbrauch, zum Zweiten tragen die Wände als Außendämmung Mineralschaumplatten und unter dem natürlich belassenen Fußboden dienen Schafwollmatten als Unterlage und Trittschalldämmung. Auf Kleber wurde völlig verzichtet. Dadurch ist die Hofstelle in Eyrs auch ein Beispiel dafür, wie ein landwirtschaftliches Gebäude modern interpretiert, architektonisch inszeniert und ökologisch konkretisiert werden kann.

Publiziert in Ausgabe 1/2013

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