Spezial-Landwirtschaft: Inser Wein - Der Quereinsteiger

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Florian Schönthaler vom Oberrieglhof oberhalb von Schlanders ist ein Quereinsteiger. Der junge Winzer hat sich jegliches Wissen um Reben und um Weine selbst angelernt. Begeistert von Florian Schönthalers Weinen ist nicht nur Sonya Egger, Wein-Sommelier Italiens, die seine Weine als „Perlen“ geadelt hat.

von Angelika Ploner

Wenn Sonya Egger von Florian Schönthalers Weinen spricht, dann gleicht das einer Hommage an einen jungen, vielversprechenden Winzer im Vinschgau. „Eine floreale Vielfalt findet man in diesem Bergsauvignon vom Schlanderser Sonnenberg wieder. Enorm mineralisch, wunderschön elegant, klar, eine Stilistik wie sie mir gefällt, einfach super gut“.
„Stuanig“ nennt sich eben jener Sauvignon. „Stuanig“ deshalb, weil es dort, wo er angebaut wird, auf dem Oberrieglhof oberhalb von Schlanders, steinig und steil ist. Der Oberrieglhof thront oberhalb von Schlanders, oberhalb der für Schlanders typischen „Stehlenlandschaft“. Ein Gutteil der Stehlen befindet sich bereits seit vielen Jahren im Besitz der Familie Schönthaler, andere hat man damals - 2017, als alles anfing - in Pacht gehabt.
Ob es nicht interessant wäre dort Wein anzubauen, meinte der Vater von Florian Schönthaler ganz nebenbei. Dieser reagierte erst mit Vorbehalt, dann mit Zustimmung und wenig später mit Begeisterung. Mit der tatkräftigen Hilfe seiner Familie wurden die Stehlen gesäubert, die Steinmauern aufgerichtet und aus dem Nichts ein wunderschöner Weinberg hergerichtet. Stück für Stück. Meter für Meter. Harte Arbeit, die sich in jedem Fall gelohnt hat.
2017 wurden rund 1.000 Quadratmeter mit den ersten Sauvignon-Reben bepflanzt. Dass letztendlich die Wahl auf die Sauvignon-Rebe fiel, hat mehrere Gründe. Zum einen hat der s41 oberrieglKellermeister von der Kellerei Kurtatsch grünes Licht für Lage und Boden gegeben und bekräftigte Florian Schönthaler in seinem Vorhaben. Zum anderen wollte sich dieser ein Profil geben. „Wir haben gesagt, wenn wir schon neu anfangen, dann mit einer Sorte, die eine Nische besetzt und mit einem Wein, mit dem man herausstechen und sich einen Namen machen kann“, erzählt Florian Schönthaler. Und in der Tat: Die Weine vom Oberrieglhof sprechen für sich. Den Oberrieglhof hat - ganz nebenbei bemerkt – Florians Opa 1959 aus einem Felsen gehauen. Er hat mit nichts angefangen und aus dem Nichts einen Hof aufgebaut.
Jahr für Jahr kamen einige Quadratmeter an Rebfläche dazu. Landwirtschaftliche Ausbildung hat Florian Schönthaler keine. „Ich habe Leute gefragt, die sich auskennen, mir Tipps geholt, viel gelesen“, sagt er. Und: Er habe alle Freiheiten gehabt, auch Fehler zu machen.

„Wenn man von Neuem startet, dann kann man tun und lassen, was man will. Das ist ein riesiger Vorteil.“ Die ersten Weine hat Magdalena Schuster vom Befehlhof für Florian Schönthaler ausgebaut und auf die Flasche gebracht. Von ihr hat er viele Tipps bekommen: „Sie kam zu mir herauf in den Weinberg, hat mir Dinge gezeigt und erklärt.“ Seit 2022 baut Hartmann Donà, eine Weinkoryphäe vom gleichnamigen Weingut in Lana, die Weine aus und füllt sie ab. „Wir setzen auf Qualität und nicht auf die Menge“, sagt Florian Schönthaler.
Das vergangene Jahr war von den Bedingungen her ein einfacheres Jahr, als das heurige. Weil es sehr warm war, hat irgendwann der Zucker Überhand genommen und die Säure hat gefehlt. 2023 war ein viel schwierigeres Jahr mit einem regenreichen Sommer. Das heißt die Reben waren anfällig für Schädlinge. Dafür hat der Herbst viel wieder wettgemacht und bot perfekte Bedingungen für die Reife. „Wir hatten kühle Nächte und angenehme, warme Tage. Das sind perfekte Bedingungen für die Trauben zum Reifen“, sagt Florian Schönthaler. Die Qualität für den Wein wird allerdings bereits im Winter mit dem richtigen Schnitt gelegt. „Da muss man auf den Saftfluss achten, wo man den Zapfen weiterführt, man darf den Fluss nicht unterbrechen.“ Auch ein sogenannter wundarmer oberriegl weineSchnitt ist wichtig. Der Schnitt ist die erste und größte Maßnahme für die Regulierung des Rebstockes. Weitere sind die gute Belüftung und Belichtung im Stock. Dadurch wird die Krankheitsanfälligkeit des Stocks verringert und die Qualität der Früchte erhöht.
Der Sauvignon 2023 ist bereits eingekeltert. Als nächstes werden der Kerner und der Weißburgunder gelesen, dann kommt der Zweigelt und Ende Oktober macht der Riesling den Abschluss. „Kearnig“ nennt sich der Kerner. Bei den restlichen Weinnamen tüftelt man noch. „Wenn man etwas macht, dann zu hundert Prozent, dann - wenn schon – ordentlich“, lautet das Credo von Florian Schönthaler. Dazu zählen auch ein pfiffiges Logo und ein individueller Auftritt.
Apropos Auftritt. In nächster Zukunft wird Florian Schönthaler die Weine selbst ausbauen. Auf dem Oberrieglhof. Das nächste Jahr entsteht dort eine Kellerei. „Ich möchte alles selber machen, einkeltern, ausbauen, auf die Flasche bringen und vermarkten“, erklärt er.
Entstehen soll auch ein Buschenschank am Oberrieglhof. Einige Wanderwege führen dort vorbei. Die Lage eignet sich perfekt. Buschenschank und Weinkultur – eine wunderbare Symbiose. Mit den hochwertigen Weinen ist die Basis für den Erfolg bereits gelegt. Sonya Egger: „Die Weine von diesem Oberrieglhof sind kostbar und rar – also quasi wie Perlen hier im Vinschgau, die „Zuckerlen“.

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