Watles - Am vergangenen Sonntag, den 5. März 2023, wurde im Rahmen einer Feier auf der Plantapatschhütte das 50-jährige Bestehen des Skigebietes Watles begangen. Ein Rückblick auf 50 vergangene Jahre mit vielen Erinnerungen, mit großem Respekt für die Pioniere am Watles.
von Erwin Bernhart
Der Watles hat vom Panorama her keinen Vergleich im Lande: Von der sonnenbeschienenen Terrasse der Plantapatschhütte ist der Blick auf die Ortlergruppe, auf die Kette der Tschenglser Hochwand, hinunter ins breite Tal ein unvergleichlicher Genuss. Ein Hineinatmen in grenzenlose Weiten.
Die Plantapatschhütte ist das Zentrum des kleinen Skigebietes mit dem Zubringerlift von Prämajur, mit dem Watleslift fast hinauf zur Watlesspitze und mit dem Babylift. Allein schon an der Plantapatschhütte, an den Erweiterungen und Umbauten dort, lässt sich ein Teil der Entwicklungsgeschichte des Watles ablesen.
Auf die Platapatschhütte hat der Vorstand der Touristik und Freizeit GmbH um Präsident Ronald Patscheider am Sonntag, den 5. März 2023 ehemalige Präsidenten und Funktionäre, die Bürgermeister aus Mals, Glurns, Schluderns und Taufers und Graun, die Fraktionsvorsteher von Schlinig und Burgeis als Grundbesitzer, Aktionäre, Hoteliers, die Skilehrer, ehemalige und aktive Angestellte, die Carabinieri als Staatsvertreter und Freunde des Watles geladen. Es gab zu feiern und zwar die 50 Jahre Bestehen des Watles, als Skigebiet und als Erlebnisberg. Und Pater Pius Rabensteiner hat die zwei neuen Pistenraupen gesegnet.
„Wir wollen heute die Gründer des Watles hochleben lassen, die Pioniere von damals, auf die wir stolz sind und ohne die der Watles in seiner heutigen Form nicht existieren würde“, begann Ronald Patscheider seine Ausführungen auf der Terrasse der Plantapatschhütte. In einer Broschüre hat Karin Thöni die Geschichte der letzten 50 Jahre nachgezeichnet, die Visionen, die Entscheidungen. Mit Bildern und Anregungen zur Erinnerung ließen Thöni und Patscheider auf der Terrasse die letzten 50 Jahre Revue passieren.
Die Geschichte des Watles bzw. die Idee eines Skigebietes und die Gründung einer Watles AG lässt sich bis 1963 zurückverfolgen. Unter der ersten Präsidentschaft von Karl Stecher wurden Ideen entwickelt, sich umgeschaut. 1963 hat man in Erwägung gezogen, so heißt es in der Broschüre „Retrospektive - 50 Jahre Watles“, den Lift schon ab der Staatsstraße unterhalb von Burgeis starten zu lassen. Gebaut werden sollte eine klassische Seilbahn im Pendelverkehr mit zwei Kabinen für je 30 Personen. Thöni hat herausgefunden, dass diese Bahn die Gemeinde Mals finanziert hätte. Diese Vision, diese Idee wurde nicht weiterverfolgt.
Konkret wurde es dann zu Beginn der 70er Jahre. Das Skigebiet wurde im Winter 1972/1973 unter der Präsidentschaft (1972-1978) von Hermann Bernhart eröffnet. Rudi Sagmeister folgte als Präsident 1978 bis 1986. Dann übernahm für 22 Jahre von 1986 bis 2008 Fritz Raffeiner die Präsidentschaft. Nach der Übernahme von großen Aktienpaketen und durch die Fusion mit dem Hallenbad und die Aufnahme des Langlaufzentrums Schlinig in die neu gegründete Touristik und Freizeit AG durch die Gemeinde Mals präsidierte der damalige BM Sepp Noggler dem neuen Gebilde für zwei Jahre von 2008 bis 2010. Von 2010 bis 2020 war Günther Bernhart Präsident. 2017 hat die Ferienregion Obervinschgau das Aktienpaket von der Gemeinde Mals übernommen, weil die Gemeinde aus defizitären Strukturen per Gesetz aussteigen hat müssen. Seit 2020 steht Ronald Patscheider der mittlerweile in eine GmbH umgewandelten Touristik und Freizeit als Präsident vor.
Hinter den einzelnen Präsidentschaften und deren Verwaltungsräten steckt Geschichte voller Geschichten. Und wenn aus Geschichten gelernt werden könnte, am Watles gäbe es Beispiele in Fülle.
Etwa die Geschichte von Überzeugungen und Zusammenhalt. So erzählt der gelernte Mechaniker Anton „Tandl“ Polin aus den Anfangszeiten, als die Mitglieder des Verwaltungsrates am Watles unzählige und unbezahlte Arbeitsstunden geleistet haben: „Ein Essen schaute nicht immer heraus nach einem Arbeitstag bei den Maschinen. Sparen, sparen, sparen war die Devise. Präsident Gerstl (Hermann Bernhart Anm. d. Red.) regte den Verwaltungsrat sogar an, die Liftkarte zu lösen, wenn sie zum Arbeiten auf den Berg kamen.“ Aber: „Es gab viel Zusammenhalt unter uns (...).“
Oder jene Geschichte, die die künstliche Beschneiung auf den Watles brachte, die ins Jahr 1985/1986 zurückreicht. „Es war ein kühnes Vorhaben, das sich Fritz Raffeiner und sein Verwaltungsrat vorgenommen hatten, stieß man doch bei Teilen der Bevölkerung und bei vielen Ämtern auf Ablehnung“, schreibt Karin Thöni.
Tatsächlich hat Hans Moriggl am vergangenen Sonntag seine Art der Erinnerung an den Bau der Wasserleitung für die Beschneiung vorgetragen. Der Bau der Leitungen sollte, so Moriggl, auf Antrag von den Gegnern („Diese Partei gibt es heute noch“, Moriggl) eingestellt werden. Er hatte den Auftrag, bei Magnago in Bozen zu intervenieren, dass der Baustopp erst Tage später ausgestellt werden solle, so dass man Zeit für die Fertigstellung gewinnen könne. Fritz Raffeiner erinnert sich an Gerichtsverhandlungen damals, an Wochenendarbeiten. „Die Zeit damals kann man mit heute nicht vergleichen“, sagt Raffeiner.
Mit der Beschneiung war man weitum Vorreiter. Es sollte akrat ein schneearmer Winter folgen. Mit der Beschneiung war man auf dem Watles gerüstet. Busse mit Einheimischen und Gästen sind dann vom Oberland und von Sulden auf den Watles gekommen.
Von Anbeginn an dabei war die Skischule Watles. „Schöne Zeiten hatten wir“, erinnert sich Ida Peer, die lange Zeit auf der Plantapatschhütte dafür gesorgt hat, dass hungrige Mäuler die Hütte nie hungrig verlassen haben.
Unter der Präsidentschaft von Günther Bernhart kam mit dem Spielesee, Bogenschießen und anderen Attraktionen die Sommersaison am Watles in Gang. Als Eventisierung vom Watles mit großem Erfolg bezeichnet Patscheider diese Entwicklung. Günther Bernhart: „Wir haben alle zusammengeschaut, um den Sommer auszubauen. Wir haben von Fiss-Serfaus abgeschaut und gute Bewegung am Watles erzeugen können.“ Der Skicross war, so erinnert sich Bernhart, wohl eine Nummer zu groß.
Der letzte Investitionsschub war der Ankauf von zwei Schneeraupen modernster Bauart. „Die Technisierung macht vor Skigebieten nicht Halt“, sagt Patscheider
Grußworte kamen vom Präsidenten der Ferienregion Lukas Gerstl („Mein Opa und mein Vater haben beim Aufbau mitgearbeitet. Unser Ziel ist es, das zu erhalten, was wir haben.“), von Sepp Noggler („Gratulation zu diesem stolzen Jubiläum. Ein Blick nach vorn: Die Winter bleiben immer häufiger Grün. Wir müssen gut darüber nachdenken, wie wir wirtschaftlich in die Zukunft gehen wollen.“), vom LA Helmuth Tauber (Solche Infrastrukturen sind vor allem für die Einheimischen, für die Kinder da, damit wir morgen noch Skifahrer haben.“) von BM Josef Thurner („Respekt jenen, die aufgebaut haben. Wir sind bestrebt, diese wichtige Struktur für den Winter und auch für den Sommer zu erhalten.“).
Im Anschluss an die Anprachen lud Patscheider zur gemeinsamen Feier bei einem Mittagsmahl in die Platanpatschhütte.
Schub und Schübe hatte und hat der Watles immer nötig. Von Seiten der lokalen Wirtschaft, wie auch von Seiten der lokalen Politik und als Kleinskigebiet vor allem auch von der Landespolitik. Denn aktuell steht die Revision des oberen Watlesliftes an und zeitnahe muss der Zubringerlift von Prämajur zur Plantapatschhütte ausgetauscht werden.