Interview mit Hans Tappeiner, dem Bezirksvorsitzenden der Vinzenzgemeinschaft Vinschgau -
Die Vinzenzgemeinschaft Vinschgau hilft Menschen in Not. Schnell und unbürokratisch. Vor kurzem hat es einen Wechsel an der Spitze des Bezirkes gegeben. Der Vinschgerwind hat mit dem neuen Bezirksvorsitzenden Hans Tappeiner aus Latsch gesprochen.
Vinschgerwind: Herr Tappeiner, Sie sind der neue Bezirksvorsitzende der Vinzenzgemeinschaft Vinschgau. Welchen Auftrag hat die Südtiroler Vinzenzgemeinschaft?
Hans Tappeiner: Dazu brauche ich nur den Leitsatz aus der Homepage der Vinzenzgemeinschaft Südtirol zitieren: Wir helfen Menschen in Not! Mitten unter uns leben Menschen in Armut und Not. Oft werden sie nicht wahrgenommen und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Der Auftrag besteht also darin Menschen in Not wahrzunehmen, zu verhindern, dass sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Bei Schicksalsschlägen ist die Sache meist klar, da ist Helfen keine Frage. Schwieriger wird es, wenn andere Gründe vorliegen, wie seelische Probleme oder eine Suchtproblematik. Da gehen dann die Überlegungen weiter. Welche Hilfe kann/muss mit der finanziellen verbunden werden, dass Menschen aus ihrer Situation herauskommen?
Vinschgerwind: Im Bezirk Vinschgau sind sechs Konferenzen aktiv, wo herrscht noch Bedarf?
Hans Tappeiner: Die Vinzenzgemeinschaft nennt Gebiete, die nicht von Ortsgruppen, genannt Konferenzen, abgedeckt sind „Weiße Flecken“. Für diese ist momentan der Bezirk zuständig. Im Vinschgau sind dies die Gemeinden Kastelbell-Tschars, Laas, Prad, Stilfs und Taufers i.M.. Vielleicht finden sich mit der Zeit auch dort Menschen, die im Sinne der Vinzenzgemeinschaft tätig werden wollen.
Vinschgerwind: Mit welchen Anliegen sehen sich die Vinzenzkonferenzen derzeit konfrontiert?
Hans Tappeiner: Das erste und wichtigste Anliegen ist und bleiben die Spenden von Menschen, die ein Herz haben für jene, denen es nicht so gut geht. Gerade in Zeiten wie diesen, wo alles teurer wird, kann es sein, dass auf der einen Seite der Bedarf steigt und auf der anderen die Möglichkeit zu spenden sinkt. Umso mehr hoffen wir, dass auch die Spendenaktion „Vinschger Weihnachtslicht“ weiter stattfindet, die von den Verbänden hds, lvh, HGV und den Raiffeisenkassen organisiert und durchgeführt wird.
Das andere Anliegen ist den Menschen Mut zu machen Hilfe zu suchen. Es geht dabei nicht nur um Unterstützung mit Geld. Es gibt z.B. auch die so genannten Tafeln in Mals, Schlanders und Latsch. Dort können sich Menschen Lebensmittel abholen und sparen somit Geld. Zudem gibt es die Kleiderkammern in Schlanders und Latsch, wo eine große Auswahl an guter Kleidung auf ihre zweite Chance wartet.
Vinschgerwind: Hat die Corona-Pandemie die Not verschärft?
Hans Tappeiner: Ich persönlich kann dazu wenig sagen, da ich erst in der Corona-Zeit zur Vinzenzgemeinschaft gekommen bin. Was ich mitbekommen habe, ist dass es im Spendenverhalten kleine Verschiebungen gegeben hat. Auf der einen Seite waren die Spenden geringer auf der anderen Seite aber spendeten Betriebe Geld, weil sie wegen der Pandemie keine Weihnachts- bzw. Betriebsfeiern abhalten konnten.
Vinschgerwind: Regina Marth Gardetto hat den Bezirk Vinschgau der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft fünf Jahre lang vorbildlich geführt. Was können Sie von Ihrer Vorgängerin mitnehmen?
Hans Tappeiner: Regina ist eine sehr engagierte Frau. Ihre Stärken liegen im Setzen von Aktionen und in der direkten Kommunikation. Was ich von ihr gerne mitnehme, ist ihr Wissen um Fälle und um die Vorgänge und ihre Präzision in der Dokumentation. Es wird einige Zeit brauchen, bis ich den vollen Überblick haben werde. Aber ich kann auf all die netten Menschen zählen, die in der Gemeinschaft und für die Gemeinschaft tätig sind.
Interview: Angelika Ploner