Leserbriefe Ausgabe 3-22

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Magnago auf dem Motorrad
Hermann Wenter aus Naturns hat in der Arunda 101 (Geschichten aus dem Vinschgau - in Kooperation mit dem Vinchgerwind) den Bericht über „Siegmundskron 1957“ gelesen und weiß dazu ein kleine Geschichte über Leo Platzgummer zu erzählen. Der „Pangarter Leo“ ist mit seinem Vater Isidor (1904 - 1965) auf dem Motorrad zur Kundgebung nach Siegmundskron gefahren. Dort wurde er gebeten, den Landeshauptmann zur Burgruine hinauf zu fahren, zumal wegen der vielen Teilnehmer ein Durchkommen mit dem Auto unmöglich war. Der invalide Dr. Silvius Magnago wurde kurzerhand aufs Motorrad gesetzt und erreichte so zwischen der gespannt wartenden Mange das Rednerpult. Damals wurden für Südtirol politische Weichen gestellt.
Auch der Leo Platzgummer (im Bild *20. April 1934 - +21. Dezember 2021) aus Tabland hat mit seinem Motorrad dafür einen wichtigen Beitrag geleistet.
Hans Wielander

 

Dieses Haus ist ein Erlebnis
Das Hotel Restaurant Chalavaina in 7537 Müstair wurde nun neu von der „Stiftung Chasa Chalavaina“ übernommen (...)(sh. Seite 24 Anm. d. Red.). Dieses Haus ist ein Erlebnis; die Küche mit dem russgeschwärztem Gewölbe beherbergt den ältesten noch betriebenen Holzbackofen Europas. Ein Haus, das schon seit 700 Jahre lang den Gästen zur Verfügung steht und dessen Fundamente sogar bis in die karolingische Zeit zurückgehen ist unwillkürlich Schauplatz von Ereignissen. Ein Highlight in dieser hektischen Zeit. Wir Münstertaler wünschen dem Joni Fasser viel Gesundheit und dass er nun seinen Lebensabend mit seiner Gattin Pia in vollen Zügen geniessen kann. Cun blers salüds ed stat bain!
Kurz vor der berüchtigten Calven Schlacht hielt Benedikt Fontana seine letzte Rede vom Balkon der Chasa Chalavaina an seine Jünger... am Abend vor dem grossen Ereignis die am 22.Mai des Jahres 1499 die doppelt so grosse Truppe der Habsburger in die Flucht schlugen. Fontana verlor im Kampf das Leben, seine letzte Herberge war somit die „Chasa Chalavaina“. Der schweizerische Kanton Graubünden kennt kaum einen wirkungsmächtigeren Mythos als jenen um Benedikt Fontana, den Helden der Calvenschlacht 1499. Doch kaum jemand ausserhalb der schweizerischen Eidgenossenschaft kennt den Begriff ‚Calven’ (rätoroman. Chalavaina). Wenig weitläufig ist auch der Begriff der ‚Calvenschlacht’ (rätoroman. Battaglia da Chalavaina), die im Rahmen des Schwabenkrieges 1499 zwischen einer Bündner Truppe und dem Heer vom römischdeutschen König Maximilian I. stattgefunden hat. Eine historische Persönlichkeit war für den Ausgang der Schlacht entscheidend: der Hauptmann der Bündner Truppen Benedikt Fontana. Der bekannte Dichter Simon Lemnius, geboren auf dem Hof Guad bei Sta. Maria im Münstertal, beschrieb im Jahre 1550 in seinem Werk Raeteis die Schlacht in Versform auf Latein. Lemnius betonte besonders die Rolle Benedikt Fontanas. Sterbend hätte dieser auf dem Schlachtfeld die Bündner mit Aufmunterungsworten angefeuert: «Hei fraischgiamang meiss matts, cun mai ais be ün hom da fear, quai brichia guardad, u chia hoatz Grischuns e Ligias u maa non plü.» «Frisch auf, meine Jungen, ich bin nur ein Mann, achtet meiner nicht, heute noch Bündner und Bünde oder nie mehr.» Heute erinnert in Chur ein im Jahr 1903 errichtetes Denkmal an Benedikt Fontana und die erwähnte Szene aus der Schlacht an der Calven 1499.
Giacumin Bass, Müstair

 

Unterschutzstellung der Malser Haide
Die einen wollen die Malser Haide unter Schutz stellen, was ich ja sehr gut finde, und die anderen wollen die Malser Haide mit einer zwei Mal überquerenden Zuglinie vernichten. Jetzt will man unbedingt, dass eine neue Zugtrasse von Mals über den Reschen gebaut wird. Auf dem Papier ist das ganz einfach zu machen, aber die Wirklichkeit schaut ganz anders aus. Man stelle sich vor, von Mals in Richtung Schleis dann durch den Berg unter Marienberg durch bis oberhalb Burgeis, dann quer über die Malser haide bis unterhalb Planeil, dort ein Kurve und her bis St. Valentin, dann links oder rechts vom Reschensee bis Nauders und dann der große Höhenunterschied bis ins Inntal (so war einmal eine Zeichnung in der Zeitung). Da muss man sich vorstellen, wie es auf der Malser Haide ausschaut. Eine Bewirtschaftung der Felder unmöglich. Und was sagen die in ST. Valentin dazu? Die Schweizer bzw. Herr Paul Stopper hat einmal gesagt, dass sie nur für eine Bahn Mals-Schulz sind, eventuell über das Münstertal, sonst zahlen sie nichts. Das wäre auch die Kürzeste und beste und billigste Lösung. Der Vinschgau kann nur für diese Lösung sein. Es werden nur Gäste aus der Schweiz in den Vinschgau kommen, nicht aus Österreich. Lange zeit schaute es gut aus mit dieser Planung Mals-Schulz bis Herr Knoll Sven mit dem Vorschlag kam, wir müssen eine Bahn ins Vaterland Österreich verbinden. Setidem gehen die Meinungen hin und her oder bleiben ganz aus. So können wir nur hoffen, dass sich die Naturschützer, die Bauernvertreter, Der HGV, die Umweltschützer und die Bevölkerung gegen eine Bahnverbindung über den Reschen wegen obiger Befürchtungen wehren.
Heinrich Thöni, Burgeis

 

Beobachten ohne zu urteilen
Es ist interessant zu beobachten, wie sich die Diskussionen in letzter Zeit von der Bekämpfung der Pandemie hin zur Bekämpfung anderer Meinungen entwickelt haben. Es ist interessant zu beobachten, wie unterschiedliche Meinungen im öffentlichen Diskurs von verschiedensten Seiten als schwarz oder weiß, als richtig oder falsch und als gut oder böse gewertet werden. Mittlerweile bin ich seit November 2021 in Lateinamerika unterwegs. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie unterschiedlich sich die Regierungen aber auch die Menschen dort in der Pandemie verhalten. Man sieht, dass es auch andere Lösungsansätze gibt und diese funktionieren, wenn auch die geographischen oder politischen Voraussetzungen andere sind.
Ich fühle mich absolut nicht in der Position dazu, anderen Menschen zu sagen, was richtig oder falsch ist. Für mich sind die Herausforderungen dieser Welt zu komplex für einfache Antworten. Das Einzige, was ich machen kann, ist, die Situation zu beobachten, dabei die Emotionen bestmöglich bei Seite zu legen und mir eine eigene Meinung zu bilden. Jedoch auch offen für Gegenargumente und Diskussionen zu bleiben, denn meine Überzeugungen können auch falsch sein. Dessen bin ich mir bewusst.
Durch die Beobachtung der derzeitigen Diskussionen in Südtirol fühlt es sich für mich allmählich so an, als würden wir uns als Gesellschaft in eine Richtung bewegen, die eigentlich niemand wirklich einschlagen will. Die Menschen sind so gespalten, wie ich es in meinen etwas über zwanzig Jahren noch nicht erlebt habe. Die Akzeptanz einer anderen Meinung war meines Erachtens schon lange nicht mehr so niedrig, wie wir dies zurzeit erleben. Doch vielleicht sind diese Sorgen auch unberechtigt, ich weiß es nicht. Wir werden erst in Zukunft sehen, wo wir uns hinentwickeln werden, und für jeden Menschen wird sich dies dann auch anders anfühlen. Bis dahin hat es jede Person selbst in der Hand, in welche Richtung er oder sie unsere Gesellschaft bewegen möchte und welchen Einfluss sie oder er auf die Mitmenschen haben will.
Grüße aus Mexiko,
Johannes Marseiler, (gebürtig aus Prad)

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