von Peter Tscholl
Robert Scherer gehört wohl zu den bekanntesten und erfolgreichsten Südtiroler Künstlern der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er ist Bildhauer, Maler, Grafiker und Glaskünstler.
Geboren wurde Robert Scherer am 7. Juni 1928 in Kortsch (Schlanders) und ist dort in einer kinderreichen Familie aufgewachsen. 1939 optierte sein Vater, der als Maurermeister sein Geld verdiente und keine Arbeit mehr hatte. Robert kam nach Linz. Nach dem Krieg kehrte sein Vater mit ihm nach Südtirol zurück. Von 1951 bis 1958 studierte Robert Scherer in Wien an der Akademie der Bildenden Künste. Von 1960 bis 1966 unterrichtete er Kunsterziehung an verschiedenen Schulen, danach lebte er als freischaffender Künstler zunächst in Bozen, dann in Eppan und Kaltern (Altenburg). Dazwischen unternahm er immer wieder Reisen in verschiedene Länder. Lange hat er es allerdings an einem Ort nie ausgehalten. „Ich muss immer wieder weg. Wahrscheinlich habe ich das von den Karrnern“ hat er einmal gesagt.
2004 zog es Robert Scherer nach Ala. Er erwarb ein 250 Jahre altes, geschichtsträchtiges Palais, den Palazzo Ferrari - Malfatti, mit drei Stöcken, vierzig Zimmern und unendlichg vielen Nebenräumen, insgesamt 3.633 Quadratmeter. Bis ins 19. Jahrhundert diente dieser Palazzo als Residenz reicher Seidenbarone, die u.a. den Kaiserhof in Wien mit Samt und Seide versorgten. Vieles an dem alten Gebäude musste restauriert werden. Sein Cousin Anton Scherer hat ihn dabei tatkräftig unterstützt. „Der Toni hat mir viel geholfen“ erzählt Robert Scherer „dafür bin ich ihm sehr dankbar“.
Mehrere Projekte hat Scherer in den letzten Jahrzehnten im Vinschgau verwirklicht. „Ich habe viel gearbeitet. Ich weiß heute gar nicht mehr, was ich alles gemacht habe“ sagt er.
Heute ist es allerdings still geworden um Robert Scherer. Einsam lebt er in seinem Palazzo in Ala. Eine Badante kümmert sich um ihn. „Sie macht alles, aber im Herzen versteht sie mich nicht“ sagt Robert. Er würde sich wünschen öfters mit jemanden auf ein Glasl zusammen zu sitzen, der ihn auch versteht.
Auf die Frage ob er noch arbeiten/malen kann, antwortete er: „Ach, hör auf. Jetzt mach ich nichts mehr. Am liebsten schlafe ich. Ich schlafe viel. Das ist das einzig Gute, dass ich viel schlafe“.
Nur selten kommen Freunde oder Bekannte zu Besuch. Sein Sohn Ludwig kümmert sich um ihn. „Ludwig, mein Sohn, ist ein lieber und feiner Bua. Er kommt machmal und schläft auch hier. Oft bleibt er eine ganze Woche. Er kann gut kochen“.
Gerne denkt Robert Scherer an seinen Cousin Karl Grasser. „Der Karl ist mein liebster Cousin. Wir haben viel zusammen gearbeitet. Ich würde mich freuen ihn wieder einmal zu sehen“.
Grasser und Scherer haben beide in Wien studiert. Karl erinnert sich: „Robert kam ein Jahr nach mir. Zuerst machte er Bildhauerei, dann als Prof. Santifaller starb ging er über zu Grafik und Malerei. Wir wohnten lange Zeit zusammen mit anderen Studenten der Kunstakademie. Robert konnte gut kochen. Wir besuchten öfters Ausstellungen, gingen in die Albertina und in andere Museen. Manchmal gingen wir abends auch in eine Oper, denn als Student bekam man verbilligte Stehplätze. Robert war ein feiner Mensch. Von ihm konnte man alles haben. Wenn man bedenkt, dass er so jung seine Mutter verloren hat und ein paar Jahre nach dem Krieg auch seinen Vater, dann hat er es trotz allem recht gut gemacht“.
Noch lebt Robert Scherer gerne. Große Erwartungen hat er allerdings keine mehr. Es scheint, dass er sich mit seinem Dasein abgefunden hat. „Freilich, zurück nach Südtirol zu gehen wäre mir schon lieber“ sagt er.
Eine Auswahl von Wandbildern, Glas- und Mosaikarbeiten, die der Künstler Robert Scherer im Vinschgau gestaltet hat:
Morter – Hotel Schwarzer Adler, Hl. Johannes von Nepomuk, Seccotechnik (1962)
Kortsch – Pfarrkirche, Hl. Katharina, Bleiglasfenster (1979), Pfarrkirche, Taufkapelle, Hl. Johannes, Fresko (1996), Fachschule für Hauswirtschaft in Kortsch, Glasarbeiten (2002)
Naturns – Totenkapelle, Schöpfungs- und Erlösungsgeschichte, Bleiglasfenster (1979)
Eyrs – Totenkapelle, gekreuzigter/auferstandener Christus, Bleiglasfenster (1986)
Latsch – Raiffeisenkasse, Daphne, Seccomalerei (1986) – Nikolauskirche, Hl. Nikolaus, Glasfenster (2008)
Schlanders – Bürgerheim, Nikolauskapelle, Leben des Hl. Nilolaus von der Flüe, Fresko und Silikatmalerei (1990), die Nordseite der Kapelle wurde später zwischen 1999 und 2000 künstlerisch gestaltet, die Eingangstür in Glas wurde 2007 fertiggestellt - Vinzenzheim, Hl. Vinzenz, Mosaik (1995)
Laas – Raiffeisenkasse, Kleintiere und Blumen an der Vinschgauer Sonnenstraße, Die Korner, Der weiße Berg, Mosaik (1995)
Schluderns – Pfarrkirche, Geschichte der Hl. Katharina und Hl. Notburga, Glasfenster (2007)
Tarsch – Mariahilfkapelle, Madonna mit Kind, Glasmalerei (2007)