Lichtenberg - Bericht über die Segnung des Hirtenkreuzes „Steffl-Kreuz“ am Frauegg und vom Hirtenleben im Lichtenberger Almgebiet:
Am 14. Juli 2019 wurde mit einigen Hirten, Sennern, Alm- und Bergfreunden das mittlerweile 55 Jahre alte Hirtenkreuz am Frauegg von der Lektorin Bernarda Asper Gostner gesegnet. Dieses Holzkreuz wurde vom damaligen alten Schartalm-Hirt Honssepp Riedl „Steffl“ Jahrgang 1903 (+1987) und vom damaligen „Kleinhirt“ Alt-Bürgermeister Hubert Pinggera im Jahr 1964 zum Frauegg auf ca. 2.450 m hinaufgetragen und aufgestellt.
Weil dieses Kreuz nach 55 Jahren alle Wetter und Stürme zum Großteil unbeschadet überstanden hat, haben wir es heuer nachträglich als Dank, Erinnerung und in Gedenken an alle Hirten, Senner und Sennerinnen in diesem Almgebiet gesegnet.
Der älteste Teilnehmer war Hans Gruber mit 81 Jahren aus Prad. Er erzählte, dass er damals in den 1960iger Jahren als junger Hirt einige Jahre hinter dem Grenzberg Piz Chavalatsch auf Schweizer Seite Vieh hütete und guten Kontakt zum alten Schartalm-Hirt „Steffl-Honssepp“ hatte. Von der Schweizer Seite schmuggelte der Gruber Hans seinem alten Freund „Steffl“ immer wieder nach Bedarf einige Kilos guten „Rössli“ Tabak über den nahe gelegenen Grenzberg zur Lichtenberger Schartalm herüber. Mit lauten Rufen und Winkzeichen mit dem Hirtenstock vom Piz Chavalatsch (2.764 m) zum Frauegg hinüber verständigten sie sich damals auf Fernsicht auch ohne Handy gut, um die Schmuggelware auf Halbweg zu übergeben.
Der damalige „Kleinhirt“ und spätere Tierarzt Hubert Pinggera erzählte und erklärte uns, dass man seit den 1960iger Jahren genau beobachten kann wie auch in diesem Almgebiet der Permafrost im Berg auftaue.
Auch über die vielen verschiedenen alten Namen der Weideflächen, Almböden und Bergrücken wusste er als früherer Hirte genau Bescheid. Z.B: Beim Namen Frauegg stellten sich die Alten den Bergrücken von unten hinauf gesehen als eine liegende Frau mit ihren Brüsten vor, deshalb Frauegg und die seitliche Weidefläche heißt Fraueggseit. Diese alten Namen, Kreuze und kleinen Natur- und Kulturdenkmäler bereichern unsere Tiroler Alm- und Berglandschaften sehr und machen sie interessant und schützenswert.
Beim „Steffl-Kreuz“ war auch der heutige Almhirt und Senner Oswald Mair dabei. Er und seine Frau Brigitte hüten schon seit vielen Sommern gewissenhaft und fachkundig die ca. 250 Stück Rindvieh, einige Rösser und Esel. Der Oswald hütet heuer insgesamt den 21. Sommer in diesem Almgebiet.
Bei der Segnung las Bernarda tiefgründige, ermunternde Gedanken und Gebete vom ehemaligen Bergsteiger und Bergfreund Bischof Reinhold Stecher vor. Mit einem gemeinsamen Gebet und schönen Liedern verabschiedeten wir uns alle vom „Steffl-Kreuz“ und wanderten wieder hinunter zur Lichtenberger Alm zum Almfest der Schützen.
Text und Bilder:
Ernst Gögele, Plaus