Für viele sind die 36 Bergsteigerdörfer, mittlerweile verteilt im ganzen Alpenraum, zu beliebten Urlaubszielen geworden.
von Karin Thöni
Die Idee zwei Bergsteigerdörfer in einer Mehrtagestour miteinander zu verbinden ist allerdings neu. Aber wir finden, es ist eine naheliegende Idee. Was könnte das Wanderherz mehr erfreuen, als bei einer atemberaubenden Tour über mehrere Tage gleich zwei bzw. vier Bergsteigerdörfer kennen zu lernen? Seit 2021 sind Lavin, Guarda und Ardez mit dabei in der Familie der Bergsteigerdörfer. Das Vinschger Seitental Matsch ist 2017 aufgenommen worden.
Die Tour liegt wie eine riesige Acht über das Unterengadin und den Obervinschgau. Knotenpunkt ist die Schutzhütte Sesvenna im hintersten Schlinigertal.
Was sind Bergsteigerdörfer?
Die Bergsteigerdörfer sind eine länder- und kulturübergreifende Initiative, die vom Österreichischen Alpenverein ins Leben gerufen wurden. Den Rahmen der Initiative bildet die Alpenkonvention, deren Hauptziel eine nachhaltige Entwicklung im gesamten Alpenraum ist.
Der Titel Bergsteigerdorf versteht sich auch als Qualitätssiegel, weshalb Bewerber einen strengen Kriterienkatalog zu erfüllen haben, ehe sie die Bezeichnung offiziell tragen dürfen.
Einige wesentlichen Grundsätze lauten:
• Bewahrung der örtlichen Kultur und Tradition
• Nachhaltiger Tourismus unter Verzicht auf technische Erschließungsmaßnahmen, qualitativ hochwertige Beherbergungsbetriebe und Fokus auf ein anspruchsvolles Bergsportangebot.
• Nachhaltige Berglandwirtschaft unter dem Aspekt der Produktion und Vermarktung lokaler und regionaler Erzeugnisse
• Aktiver Natur- und Landschaftsschutz
• Sanfte Mobilität und weitläufiger Verzicht auf motorisierten Verkehrs
Im Angesicht aktueller Diskussionen und Probleme mit Klimawandel, überbordenden Verkehr, Sterben von bäuerlichen Betrieben, Rohstoffknappheit sicherlich Grundsätze, die mehr als auf der Höhe der Zeit sind.
Wanderung: Varianten, Abkürzungen, Öffis
Natürlich kann man die Wanderung auf weniger Tage verkürzen, indem man die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, die Wanderung nur in eine Richtung begeht oder Teile der Etappen mit den Öffis verkürzt. Alles ist möglich. Bus und Zug sind auf beiden Seiten der Grenze gratis, wenn man übernachtet (CH- Gästekarte, Vinschgau- VinschgauCard).
In absehbarer Zeit wird die Tour online auf alpenvereinaktiv.com mit dem Titel „Von Bergsteigerdorf zu Bergsteigerdorf- Matsch, Lavin, Guarda, Ardez“ zu finden sein. Hier gibt es dann eine Karte, einen digitalen Streckenverlauf, eine Beschreibung der Tagesetappen, viele Fotos und Infopoints auf einen Blick.
Die Tourismusvereine beider Regionen erteilen natürlich auch gerne Auskunft.
Geschichtlich gesehen hat der Obervinschgau und das Engadin sowieso eine sehr enge Verbindung, sprachlich lassen sich heute noch im Matschertal sehr viele Spuren der gemeinsamen Vergangenheit finden: Tanaluv, Plan dal Uors, Zanezza, Fastei, Valfur… die Liste ist lang.
Im Unterengadin liegen an den Sonnenhängen Ardez und Guarda, eingebettet in die Bergkulisse der Silvretta. In beiden Dörfern kommt man sich vor, wie in einer Geschichte des „Schellen- Ursli“: rätoromanischer Dorfkern, typischer Häuserbau mit Engadiner Sgrafiti verziert, ruhig und verträumt.
Lavin, 1869 komplett abgebrannt, unterscheidet sich stark im Erscheinungsbild von den beiden anderen Bergsteigerdörfern. Hier haben Auswärtige geplant. Die Bergriesen wie Piz Linard und Piz Buin, die für viele Bewohner noch wichtige Landwirtschaft und starke Traditionen wie der „Chalandamarz“ prägen das Unterengadin.
Matsch hingegen punktet mit einer traumhaften Kulisse vor König Ortler und den umgebenden 3000ern. Das Haufendorf blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bekannten Matscher Raubritter sind nur ein Teil davon. Die vielfältige Landschaft ist das Extra des Tales: von Trockenrasen am Anfang des Tales, bis zum Gletscher unter der Weißkugel ist alles zu finden.
Villaggi alpinistici
L’idea di collegare due villaggi alpinistici in un tour di più giorni è nuova. Cosa può piacere di più al cuore dell’escursionista che conoscere due o quattro villaggi alpinistici in un tour mozzafiato di più giorni?
Doch nun zur Mehrtageswanderung:
Etappe 1: Ankunft in Matsch, Aufstieg zur AVS Oberetteshütte (gut mit den Öffis erreichbar, am besten über die Fahrplansuche suedtirolmobil.info oder die App). ( 2 h, 5 km)
Etappe 2: Von der Oberetteshütte geht es über das höchste Seeenplateau der Alpen, die Saldurseen hinunter und über den Waalweg nach Matsch. Von dort über den alten Waal hinaus nach Muntetschinig und hinunter nach Mals. Alternativ kann man auch den öffentlichen Bus vom Glieshof bis nach Mals nehmen. Gute Einkehrmöglichkeiten. (7 h, 24 km)
Etappe 3: Von Mals über Schleis, dann über den Patersteig bis zum Kloster Marienberg (sehenswerte Führungen) und von dort über den alten Seppalesteig hinein bis zum Bergdorf Schlinig und zur AVS Schutzhütte Sesvenna. Auch hier können alternativ die Öffis benutzt werden. Gute Einkehrmöglichkeiten. (6 h, 15 km)
Etappe 4: Von der Sesvennahütte startend geht die Wanderung weiter durch das Val d’ Uina. In Sur En angekommen geht es mit dem Schweizer Postauto nach Scuol. ( 4,5 h, 13 km) In Scuol auf den Zug umsteigen, welcher in die Bergsteigerdörfer Lavin, Guarda & Ardez fährt. Bei der Übernachtung hat man hier die freie Wahl in den Dörfern. Dann Aufstieg zur Schutzhütte Tuoi. (3 h, 10 km)
Etappe 5: Von der Schutzhütte Tuoi, vorbei an dem markanten Piz Buin, auf die Anhöhe Furcletta hinauf. Anschließend führt die Wanderung weiter durch das wilde Val Tasna, welches im Winter Ausgangpunkt von zahlreichen Skitouren ist. Am Ende des Tals führt die Wanderung zurück nach Ardez, hier empfiehlt sich der Besuch der Schlossruine Steinsberg. (6 h, 19 km)
Etappe 6: Diese Etappe startet von einem der Bergsteigerdörfer Richtung Scuol. Die Wanderung führt durch einen Wald hinauf auf die Chamonna Lischana. Hier empfiehlt sich es eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Anschließend geht es zurück Richtung Sesvennahütte vorbei am umwerfend schönen „Lais da Rims“. (6,5 h, 16 km)
Etappe 7: Von der Sesvennahütte über das Zerzertal, Haidersee, Dörfl nach Planeil. Die Strecke ist ein Teil des bekannten „Romans Weg“, in Erinnerung an Roman Burgo; gute Einkehrmöglichkeiten. (20 km, 6 h)
Etappe 8: Von Planeil über den Aussichtsberg Spitzige Lun und den Matscher Höhenweg zur Oberetteshütte. Auch hier kann man von der Spitzigen Lun nach Matsch absteigen und mit dem Bus bis zum Talschluss Glieshof fahren. Ansonsten lange Tour ohne Einkehrmöglichkeiten. (7,5 h, 20 km)
Alle Wege sind gut markiert und Teile von anderen Wanderungen. Eine gute Wanderkarte, Kondition, alpine Erfahrung und Orientierung sind sicherlich wichtig. Ansonsten warten geniale Ausblicke, beschauliche Dörfer, gut geführte Schutzhütten, alpines Gelände, Seen, Waale, Kultur und vieles mehr auf die Wanderer.
Escursione di più giorni
La grande escursione circolare può essere percorsa in 8 tappe. Tutti i sentieri sono ben segnalati e fanno parte di altre escursioni. Una buona carta escursionistica, la forma fisica, l‘esperienza alpina e l‘orientamento sono certamente importanti. Per il resto, panorami splendidi, villaggi tranquilli, rifugi ben gestiti, terreni alpini, laghi, cultura e molto altro attendono gli escursionisti.