Der Hund ist Teil der Rettungskette

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Bergrettungsdienste sind im Alpenbogen von enormer Wichtigkeit und damit unabdingbar. Der Bergrettungsdienst (BRD) in Südtirol und so auch im Vinschgau ist im Alpenverein (AVS) und im Corpo nazionale soccorso alpino e speleologico (CNSAS) organisiert. Die Zusammenarbeit zwischen den Diensten ist hervorragend.

Beispiel Martell: Mit 35 Mitgliedern ist der Bergrettungsdienst Martell eines der mitgliederstärksten Dienste im Vinschgau. Weil das Einsatzgebiet groß und Martell ein vielfrequentiertes Bergsteiger-, Skitouren- und Wandergebiet ist, gibt es auch viele Einsätze des Bergrettungsdienstes, sagt der Leiter der Bergrettung Martell, Egon Eberhöfer. Etwa die Hälfte der Einsätze sind im Winter erforderlich.
Eine besondere Gruppe im Bergrettungsdienst im AVS sind die Hundeführer. Im Vinschgau sind derzeit 4 Hundeführer und eine Hundeführerin aktiv. Der Bezirksleiter der Hundeführer ist Stefan Habicher mit seinem Hund „Irk“ im BRD Latsch. Karl Pedross im BRD Laas mit dem Hund „Indio“, Andreas Fleischmann im BRD Martell mit „Timmi“, Karl Anton Pegoraro im CNSAS Taufers mit „Jessi“ und die Anwärterin Monika Kaserer mit „Linus“ und „Ares“ im CNSAS Martell.
Im Schnitt, sagt Andreas Fleischmann, machen wir im Jahr 12 Einsätze. Wobei 70% im Sommer für Suchaktionen und 30% im Winter absolviert werden. Erst nach erfolgreichem Abschluss der Bergretterkurse mit Abschlussprüfung und somit als aktiver Bergretter kann man auch Hundeführer werden. Eine besondere Beziehung zu Hunden ist natürlich Voraussetzung. Waren es bis vor 30 Jahren vorwiegend deutsche Schäferhunde, die als Rettungshunde zum Einsatz gekommen sind, sind heute vermehrt andere Rassen im Einsatz. An der Seite von Stefan Habicher, Karl Pedross und Andreas Fleischmann sind belgische Schäferhunde. Karl Anton Pegoraro hat einen deutschen Langhaar-schäfer und Monika Kaserer führt zwei Labradore.
Ein ausgeprägter Spieltrieb, ein von Neugier geprägter Charakter sind unter anderem Voraussetzungen eines Hundes, der für eine gezielte Ausbildung in Frage kommt. Die Ausbildung verläuft in mehreren Stufen und mit vielen Übungen, bevor der Hund einsatzfähig ist. Die Grunderziehung erfolgt zu Hause und ist in der Prägephase, also bei jungen Hunden, von enormer Wichtigkeit. Die Beziehung zwischen Hund und Hundeführer wird in dieser Phase aufgebaut, gefestigt und vor allem ein Grundvertrauen entwickelt.
Mit etwa einem Jahr kann der Hund die A-Stufe erreichen, mit dem Ziel, jemanden oder etwas zu finden und auszugraben. Mit etwa 2 Jahren kann die B-Stufe erreicht werden - das Suchen über längere Distanzen gemeinsam mit mehreren Hunden, das Anzeigen durch Verbellen. Mit etwa drei Jahren und mit dem Erreichen der C-Stufe soll der Hund Sicherheit gewonnen haben, ausdauernd und auf entsprechende Aufgaben fokussiert sein, keine Ablenkungen zulassen. Dann ist der Hund gerüstet für den Einsatz.
Die Entwicklungsstufen von Hund und Hundeführer werden gut begleitet, sagt Andreas Fleischmann. Jeden Monat gibt es ein Treffen auf Bezirksebene mit Übungen, im Sommer Stöberübungen, also Suchübungen, im Winter Übungen im Schnee. Stefan Habicher ist Ausbilder auf Landesebene und bringt reichlich Erfahrung mit. Andreas Fleischmann ist seit 2006 bei den Hundeführern. Auf Landesebene sind insgesamt 9 Tage Übungen für Hundeführer Pflicht, 4 Tage im Sommer und 5 Tage im Winter. Diese gemeinsamen Übungen seien, so Andreas Fleischmann, enorm wichtig. Neben dem Kennenlernen der Bergretter gibt es einen Austausch, Tipps und ein Feilen an Gemeinsamkeiten. Einmal im Jahr wird eine Großübung geprobt, gemeinsam mit vielen Bergrettern, mit der Finanzwache, mit Gerätschaften. Im vergangenen Februar war diese Großübung in Taufers im Münstertal. Für die Hunde sind diese Übungen große Belastungsproben mit ungeheuer vielen Sinneseindrücken und Ablenkungsmöglichkeiten. Wenn Hundeführer und Hund in Großübungen und vor allem dann auch im Einsatz als Team funktionieren, gelingen Rettungen, gelingen Erfolge. „Der Hund ist Teil der Rettungskette“, sagt Andreas Fleischmann. Mag auch die Technik (LVS-Geräte usw.) auf einem guten Stand sein, der Hund wird als Teil der Rettungskette Bestand haben.

 

Wer Interesse an einer Ausbildung als Bergretter und auch als Hundeführer hat, soll sich an die jeweilige Alpenvereinsstelle vor Ort wenden.

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