Leserbriefe Ausgabe 6-20

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Umfahrung oder Transitstrecke?
s12 titel 4 20zum Leitartikel im Vinschgerwind 4 vom 20.2.2020
Die vom Autoverkehr geplagten Dörfer rufen seit Jahrzehnten – zu Recht – nach Entlastung. Logischste Lösung scheint immer die Umfahrung zu sein.
Das kann auch manchmal zutreffen. Aber es gilt eine Einschränkung: Wenn die Umfahrung zu groß wird, dann wird sie zur Transitstrecke!
Die angedachten „Umfahrungen“ von Forst bis Naturns und von Schluderns bis Mals sind solche Riesenumfahrungen, die nicht mehr den Dorfverkehr betreffen, sondern den Durchzugsverkehr.
Und damit schneidet man sich ins eigene Fleisch: Jede straßenbauliche Maßnahme, die den Verkehr durch den Vinschgau bzw. zwischen Füssen und Bozen flüssiger macht, erhöht auch die Attraktivität dieser (fast) mautfreien Strecke für den touristischen und gewerblichen Nord-Süd-Transit. Das hat schon die Eröffnung der Me-Bo gezeigt: bereits im Folgejahr ist der Transitverkehr um 7 % angestiegen. (Und seit dem immer weiter!)
Und das sollte bedacht werden: Denn auch wenn der Autoverkehr aus den Dörfern verbannt wird, bleiben seine Abgase im Tal! Und wenn mehr Autoverkehr entsteht (= geplant wird!), bleiben eben mehr Abgase im Tal! Die Luft lässt sich nicht umleiten!
Ich möchte eine Metapher anwenden: Wenn bei einem Haus das Dach Löcher hat und der Regen herein fließt: Baut man dann im Haus Dachrinnen, um das Wasser möglichst gut durchs Haus zu leiten, oder versucht man, den Wasserstrom zu stoppen, und das Dach abzudichten?
Wir müssen also den Autoverkehr reduzieren, nicht umleiten! Und dazu müssen wir andere Verkehrssysteme noch viel mehr als bisher stärken: Bahn, Bus, Fahrrad- und Fußgängerwege. Urbanistische Entscheidungen müssen so gefällt werden, dass sie Autoverkehr vermeiden, und nicht anheizen! Jede einzelne Gemeinde ist dabei in der Verantwortung, aber auch die Bezirksgemeinschaft und das Land.

Sigmund Kripp, Partschins

 

Subtiler Sexismus
Ich möchte Sie höflich auf den subtilen Sexismus hinweisen, den Sie im Artikel „BM-Kandidatin“ Vinschger Wind vom 5. März auf Seite 9 im Wirtschaftsteil anwenden (Autor*in leider unbekannt).
Eine Bürgermeisterkandidatin als attraktiv anstatt beispielsweise intelligent, engagiert, professionell, ehrgeizig, willensstark, fachkundig etc. zu beschreiben, sollte in einer professionellen Zeitung heutzutage eigentlich nicht vorkommen. Die Fachlichkeit der Kandidat*innen hat ja schließlich in keinster Weise etwas mit ihrem Äußeren zu tun. Zudem würde kein Mensch je einen Bürgermeisterkandidaten öffentlich als attraktiv bezeichnen...
Diese patriarchale Sichtweise geht in diesem Satz gleich weiter, indem Sie schreiben: „…, die sich das Amt der Bürgermeisterin zutraut.“. Diese Formulierung deutet darauf hin, dass Frauen diesem Amt im Normalfall nicht gewachsen seien, bzw. dass Frauen in diesem Amt eigentlich nichts zu suchen hätten, bzw. dass eine BürgermeisterkandidatIN etwas Außergewöhnliches wäre. All das entspricht natürlich nicht dem aktuellen Stand der Dinge. Außerdem wäre eine solche Beifügung im Falle eines Bürgermeisterkandidaten schlichtweg obsolet.
Mir ist durchaus bewusst, dass die meisten Bürgermeister*innenämter zwar von Männern besetzt sind, dies aber nicht daran liegt, dass Frauen diesen Positionen nicht gewachsen sind, sondern viel mehr an gesellschaftlichen und politischen Umständen.
Formulierungen, wie sie in diesem Artikel zu finden sind - seien sie noch so unscheinbar und klein -, unterstreichen solche altmodischen Denkweisen, tragen zur fortbestehenden Geschlechterungleichheit bei und sind daher schlicht und einfach zu vermeiden.
Als junge Vinschger Wind-Leserin möchte ich Sie also höflich darauf aufmerksam machen, dass solche Aussagen vermieden werden sollten, um der (leider) immer noch bestehenden Geschlechterungleichheit entgegenzuwirken, schließlich liegt das ja auch in Ihrem Interesse. Denn Sie als Zeitung tragen eine große Verantwortung darüber, was Ihre Leser*innenschaft konsumiert - und das sollte doch nicht sexistisch sein.

Name der Redaktion bekannt

 

Gesundheitswesen Teil I
Replik auf verschiedene, vorausgegangene Leserbriefe zum Gesundheitswesen im Südtirol, explizit in Bezug auf den Vinschgau.
In Leserbriefen zum Gesundheitswesen im Südtirol fällt auf, dass meist die „Probleme“ mit der italienischen Sprache beschrieben werden. Angefangen beim Beipackzettel, der nur italienisch vorliegt. Hier ist das Problem schon längst gelöst, schreibt doch die Südtiroler Landesverwaltung auf ihrer Webseite: „Im Land Südtirol müssen die Beipackzettel zweisprachig sein. Sie befinden sich nicht in der Schachtel, sondern müssen - auf deine Nachfrage hin, vor Ort ausgedruckt und dir zusammen mit dem Medikament ausgehändigt werden“.
Dann wird beanstandet, dass der Arzt nur italienisch spricht, das kommt vor, aber er ist jeweils begleitet von einer deutsch sprechenden Fachperson. Befunde nur in italienischer Sprache, muss das sein? Nein! Im Sonderdruck 1 zur Nr. 5/2006 „Das Land Südtirol” Herausgeber: Südtiroler Landesregierung Bozen · Verantwortlicher Schriftleiter: Franz Volgger steht folgendes: „Alle Mitteilungen und Befunde über den Gesundheitszustand eines Patienten/einer Patientin, die direkt an diese Person gerichtet sind, müssen in der mutmaßlichen Sprache des Patienten verfasst werden oder in der von ihm verwendeten Sprache.“
Würden diese BriefeschreiberInnen mal „über den Tellerrand hinaus schauen“, respektive einen Blick ins Ausland werfen, dann müssten sie feststellen, dass wir hier im Südtirol, insbesondere im Vinschgau, hervorragende Verhältnisse haben.
Aufgrund der hier gemachten Erfahrungen darf ich mit gutem Gewissen feststellen, dass die „Schweiz“ hinten anstehen muss. Es ist zwar richtig, dass dort die Beipackzettel dreisprachig sind (D/F/I), von den Rätoromanen wird erwartet, dass sie eine der anderen Sprache beherrschen. Aus meinem familiären Umfeld musste eine Person aus der französischen Schweiz nach Zürich (Fahrzeit über 2 Stunden) zu einem Spezialarzt im Universitätsspital. Dieser, ein Deutscher, sprach kein Französisch und so musste eine mitgereiste Person die per Zufall Deutsch sprach übersetzen, und dies bei Vorbesprechung einer äußerst schwierigen Operation. Es kommt hinzu, dass in Schweizer Krankenhäuser Ärzte tätig sind, die schlecht oder bis gar nicht eine der Landessprachen beherrschen.

Peter H. Schmid, Kastelbell

 

Gedenken

Hugo Paulmichl

s14 paulmichlHugo erblickte am 10. April 1965 das Licht der Welt, wobei ihm die Jagd mit in die Wiege gelegt wurde. Das Familienglück währte nicht lange. Hugo war gerade mal 3 Jahre, als der Vater verstarb. So wuchs Hugo, wohlbehütet von seiner fürsorglichen Mutter und seinen drei Geschwistern auf. Schon als junger Bub erkundete er seinen Hausberg und betrachtete immer wieder die Jagdtrophäen seines Vaters mit großer Begeisterung.
Mit 15 Jahren trat er eine Lehre als Tischler an und schon bald stellte Hugo seine handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis, absolvierte die Gesellenprüfung und blieb der Firma 13 Jahre lang treu. Einige Jahre arbeitete er als Maurer und als Zimmermann. Egal, welche Aufgaben er zu bewältigen hatte, Hugo war handwerklich sicherlich ein Ausnahmetalent und sein Schaffen wird viele von uns täglich an ihn erinnern. Wo auch immer eine helfende Hand gebraucht wurde, Hugo war ohne Wenn und Aber zur Stelle. Der Herr im Himmel möge ihm den Lohn dafür geben.
Gemeinsam mit seiner Frau Hedwig gründete er eine Familie auf die er sehr stolz war. Sie errichteten ihr eigenes Haus, in welches Hugo sein ganzes Können und unzählige Stunden investierte.
Die Jagd bedeutete Hugo viel. 2002 löste er die erste Jagdkarte und wann immer die Zeit es zuließ, zog es Hugo zur Jagd und meistens auf seinen Hausberg, welchen er wie kein anderer kannte. Seine große Leidenschaft war die Rotwildjagd. Hugo war ganz bestimmt ein Freund des Wildes und stand der Entwicklung unserer Jagd allmählich kritischer gegenüber. Sehr stolz war Hugo auch, als seine zwoa Buabm nach und nach der Jagd beitraten. So wurde mancher Abschuss im Familien- und Freundeskreis gefeiert.
Im letzten Sommer klagte Hugo des Öfteren über eine vermeintliche Erkältung, welche sich nicht bessern wollte. „Deis weart schun wiedr wearn!“ , so sein Spruch. Doch leider besserte sich sein Zustand nicht. Ende September, nach genauerer Untersuchung, stellte sich heraus, wie schlimm die Erkrankung war. Hugo trat ihr mit unbeschreiblicher Ruhe und Willensstärke entgegen.
Am 05. Dezember konnte Hugo, in Begleitung seines Jagdkameraden Markus, ein Stück Kahlwild erlegen und sogar bei der Bergung mithelfen. Hugo strahlte an diesem Morgen eine überwältigende Freude aus und dass dies sein letzter Abschuss sein würde, glaubte wohl keiner.
Da die Therapien nicht den gewünschten Erfolg brachten, verschlechterte sich sein Zustand von Tag zu Tag. Hugo verstarb kurz vor dem Jahreswechsel im Kreise seiner Lieben.
Am 04. Jänner wurde Hugo unter großer Anteilnahme, nach einer würdevollen Trauerfeier mit Abordnungen der Feuerwehr und Klängen aus Jagdhörnern, zur letzten Ruhe zum Friedhof von Plawenn getragen und beigesetzt.
Nun ruhe dort, mit ewigem Blick aufs Albl und deine geliebte Nördre.
Blick auch auf uns herab und sei uns allgegenwärtig, wie es in deinem Sinne war.
Weidmannsruh! Hugo du falsch!

Helmut Peer, Plawenn - im Namen der Freunde und der Familie

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1 Kommentar

  • Kommentar-Link Giacumin Bass Donnerstag, 19 März 2020 17:19 gepostet von Giacumin Bass

    Zynisch gesagt, das Ganze hat auch zu diesem Virus-Hype seine positiven Aspekte…

    Das Wasser in Venedig ist wieder klarer und sauber und man sieht sogar darin wieder Fische schwimmen.
    Wenn man den Himmel betrachtet, wie heute zBsp. herrlich blau ohne Kondensstreifen!

    Da die Grenze bei uns in der Val Müstair nach Italien wurde geschlossen dadurch haben wir überhaupt keinen Durchgangsverkehr mehr.
    Die Anlieger können wieder Kristallklare Luft atmen.

    Die Kreuzfahrtschifffahrt stellen ihre Dreckschleudern ein. Durch den Rückgang der Industrie- und Wirtschaftsleistung, der Alltagsmobilität sowie der Reisen während der Krise geht die Umweltverschmutzung zurück.

    Manche haben jetzt mehr Zeit und können individuell, gesellschaftlich, politisch und institutionell – aus dem aktuellen Geschehen lernen und nach der Pandemie gestärkt und weiser hervorgehen.

    Jetzt haben wir Gelegenheit zur Besinnung zu kommen sowie die eigene Gesundheit wertschätzen. Manche können jetzt auch die Auszeit nutzen und in der Stille manches Projekt realisieren, wie zBsp. den Garten frühlingsfit gestalten u.v.a.m.

    Vielleicht braucht es einfach mal einen Schuss vor den Bug, um aufzurütteln und aufzuwachen aus unserer Traumblase der unzerstörbaren und wunderbar funktionierenden Welt(wirtschaft).

    Ja und dann habe ich gelesen, dass man wahrscheinlich einen Babyboom zu erwarten hat. Ein niederländischer Pornoanbieter gab in einer Pressemitteilung bekannt, dass derzeit seine Umsätze, die sonst umsatzstärksten Tage des Jahres wie den Black Friday übersteigen. Auffällig sei der immense Zuwachs aus Nordrhein-Westfalen und Italien… Sorry, aber so habe ich das gelesen!

    Wünsche allen weiterhin die beste Gesundheit. Mehr braucht es in diesen Tagen nicht.

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