Für viele Wildtiere kann eine Störung im Winter lebensgefährlich werden. Naturnutzer sind aufgerufen, sich rücksichtsvoll zu zeigen und die Ruhegebiete der Wildtiere zu respektieren.
Skitourengeher und Schneeschuhwanderer zu einem rücksichtsvollen und naturverträglichen Verhalten im freien Gelände anregen: Das ist das Ziel der Sensibilisierungskampagne "Freiheit mit Rücksicht", die nach den ersten großen Schneefällen dieses Winters wieder startet.
Im Winter ist das Nahrungsangebot für Wildtiere knapp. Sie müssen mit ihrer Energie haushalten, um die kalten Monate gut zu überstehen. Unerwartete Störungen lösen Fluchtverhalten bei den Tieren aus und kosten ihnen viel Energie. Skitourengeher und Schneeschuhwanderer sind daher aufgefordert, Wildtierlebensräume möglichst zu umgehen bzw. sich darin ruhig und respektvoll zu verhalten. "In schwierigen Situationen, wie sie die Tierwelt im Winter vorfindet, liegt es an uns Menschen, dafür zu sorgen, dass wir der Natur nicht zum Verhängnis werden und Rücksicht zu nehmen", unterstreicht Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer.
Die Kampagne "Freiheit mit Rücksicht" wurde 2012 vom Alpenverein Südtirol (AVS) in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Jagdverband, dem Landesamt für Jagd und Fischerei, dem Clup Alpino Italiano (CAI) sowie dem Landesamt für Naturparke (nunmehr Landesamt für Natur) ins Leben gerufen. "Die Berge und Wälder, in denen wir zu unserem Freizeitvergnügen unterwegs sind, sind das Zuhause der Wildtiere. Mit einem respektvollen Verhalten wird ihr Überleben erleichtert", erklärt Klaus Bliem, Leiter des AVS-Referats für Natur & Umwelt.
Neue "Freiheit mit Rücksicht"-Gebiete ausgeschildert
Tafeln an den Ausgangspunkten in stark frequentierten Skitourengebieten weisen empfohlene Aufstiegsrouten und Abfahrtsbereiche aus. Im Gebiet selbst zeigen teilweise auch Wegweiser, wo empfohlene Abfahrtsrouten geschaffen wurden. In den Zonen Matsch/Schlinig, Latzfons/Feldthurns und Prags/Plätzwiese besteht diese Beschilderung bereits seit einiger Zeit. Neu beschildert wurde diesen Winter das Landesdomänengebiet Latemar sowie die Gebiete Kasern und Rein in Taufers im Naturpark Rieserferner-Ahrn. Ein Info-Folder klärt leicht verständlich über das Thema auf und ist unter anderem in den Naturparkhäusern erhältlich. In den Wintermonaten werden die wichtigsten Verhaltensregeln auch über die Social-Media-Kanäle bekannt gemacht. Alle Infos sind auf den Webseiten des Südtiroler Jagdverbandes auch online abrufbar. "Wir helfen den Wildtieren am besten, indem wir im Winter auf die notwendige Ruhe in ihrem Lebensraum achten", ergänzt Landesjägermeister Günther Rabensteiner vom Südtiroler Jagdverband.
Trichter-Regel befolgen
Wintersportler sollten im Winter daher das Begehen oder Befahren bevorzugter Rückzugsgebiete von Wildtieren - wie felsige und schneefreie Flächen oberhalb der Waldgrenze, wo sich oft wichtige Nahrungsplätze befinden, sowie den strukturreichen Waldrand – vermeiden und die so genannte Trichter-Regel befolgen: Wie bei einem Trichter gilt es, diese Gebiete auf kürzestem Weg zu durchqueren. Im Wald sollten nur Skirouten, Forstwege oder offene Schneisen genutzt werden, um für die Tiere berechenbar zu bleiben und keinen Grund zur Flucht zu geben. Tierspuren sollte man nie folgen sowie immer Abstand von Wildtieren halten. Hunde sind an der Leine zu führen. Ruhegebiete sollten respektiert werden. Plötzliche Störungen, wie es bei überraschend auftauchenden Skifahrern und Skitourengehern der Fall ist, bedeuten für Wildtiere Stress und extrem viel Energieverbrauch bei einer Flucht. Das kann schwerwiegende Folgen für die Tiere haben: Ihre körperliche Verfassung verschlechtert sich, sie werden anfälliger für Krankheiten und können an Erschöpfung sterben. Da Störungen während des Fressens besonders beeinträchtigend wirken, sollten die Dämmerungs- und Nachtstunden, die oft der Nahrungsaufnahme dienen, vermieden werden.
sa/mpi
Ein interdisziplinäres Team von ÄrztInnen aus Tirol und Südtirol hat anhand einer Online-Befragung von COVID-19 erkrankten, aber nicht hospitalisierten PatientInnen die komplexen, langanhaltenden Symptome ermittelt und analysiert. Ziel der Studie „Gesundheit nach COVID-19“ war es, das Krankheitsbild Long COVID besser zu charakterisieren. Das Fachjournal Clinical Infectious Diseases berichtet über die ersten Ergebnisse.
Innsbruck, am 15.12.2021: Atemnot, Erschöpfung, Geschmacksverlust, Konzentrations- und Schlafstörung oder depressive Verstimmung – das sind nur einige Beschwerden, von denen Genesene auch noch Monate nach COVID-19 berichten. Die Phase der Gesundung nach COVID-19 hat viele Aspekte und stellt das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen.
„Long COVID ist ein PatientInnen-geprägter Begriff, definiert als das Vorhandensein von mindestens einem COVID-19 assoziierten Symptom 28 Tage oder länger nach der akuten Infektphase. Dieser neue Begriff sagt aber nichts über das klinische Erscheinungsbild aus, das sehr heterogen ist. Um Langzeitfolgen zu charakterisieren und einordnen zu können, bedarf es epidemiologisch valider Daten“, betont Judith Löffler-Ragg von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Innere Medizin II an der Medizinischen Universität Innsbruck. Sie leitet gemeinsam mit Klinikdirektor Günter Weiss, Raimund Helbok von der Univ.-Klinik für Neurologie, Dietmar Ausserhofer und Giuliano Piccoliori vom Institut für Allgemeinmedizin und Public Health an der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana in Bozen und weiteren ExpertInnen aus den Bereichen Innere Medizin, Neurologie, Allgemeinmedizin, Psychiatrie, Dermatologie, Pädiatrie, Rehabilitation, Gesundheitswesen und Statistik, das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Gesundheit nach COVID-19“. An der vom Land Tirol geförderten Online-Befragung haben sich bisher insgesamt 2.065 TirolerInnen und 1075 SüdtirolerInnen beteiligt.
In die aktuelle Auswertung der ersten, zwischen September 2020 und Juli 2021 durchgeführten Online-Umfrage, wurden ausschließlich die Angaben jener Befragten einbezogen, die nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten und 28 Tage oder länger nach dem Infekt noch Symptome hatten. „Nahezu die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (Tirol: 47,6%, Südtirol: 49,3%) gab an, dass die Symptome über 28 Tage hinaus fortbestanden,“ so Studienleiterin Löffler-Ragg, die in diesem Zusammenhang auf eine mögliche Verzerrung durch StudienteilnehmerInnen mit erhöhtem Leidensdruck hinweist.
Komplexe Symptommuster
Aussagekräftiger sei die vorliegende Arbeit jedoch hinsichtlich Symptommuster und Erscheinungsbilder, sogenannter Phänotypen. Schon beim Verlauf der akuten COVID-19-Infektion konnten die StudienautorInnen in beiden Studien-Kohorten einen Unterschied zwischen der Gruppe mit vorwiegend “Grippe-ähnlichen“ Symptomen und jener mit zahlreichen neurologischen, kardiopulmonalen (Herz/Lunge) und abdominellen (die Bauchorgane betreffend) Beschwerden feststellen. Für letztere Gruppe prägten die ForscherInnen den Begriff „Multiorgan Phänotyp“ (MOP). „Es war überraschend, dass vor allem Menschen im arbeitsfähigen Alter von 35 bis 55 Jahren einen akuten Infekt mit durchschnittlich 13 Symptomen zu Hause durchmachten, der häufig dieser Multiorgan-Symptomatik zuzuordnen war. Die Anzahl der akuten Symptome sowie die Anzahl spezieller MOP Symptome kristallisierten sich schließlich als Risikofaktoren für eine verzögerte Genesung heraus, wobei Männer ein um 35 bis 55 Prozent vermindertes Risiko für Long COVID hatten“, so Löffler-Ragg. Auch andere internationale Studien belegen, dass von Long COVID mehrheitlich Frauen betroffen sind, wenngleich sie ein geringeres Risiko für einen schweren akuten Verlauf und eine niedrigere Hospitalisierungsrate haben.
Mittels sogenannter „Machine-Learning“ Mustererkennungstools aus den umfangreich erhobenen klinischen Symptomen gelang es schließlich auch bei Long COVID weitere klinische Erscheinungsbilder zu differenzieren, die jeweils in der Tiroler wie auch in der Südtiroler Kohorte konsistent waren: „Neben milderen, vorwiegend mit Riech- und/oder Geschmackstörung assoziierten Phänotypen, zeigte die Hauptgruppe der Betroffenen mit Long COVID (Tirol: 49,3%, Südtirol: 55,6%) zwar keine anhaltende Hyposmie (verminderter Geruchssinn) oder Hypogeusie (Geschmacksstörung), aber eine hohe Anzahl von postakuten Multiorgan-Symptomen wie Erschöpfung, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Kurzatmigkeit, Herzrasen, Engegefühl im Brustkorb, Verdauungsprobleme und Hauterscheinungen sowie eine schlechte, selbst berichtete körperliche Erholung“, schildert Neurologe Raimund Helbok die ersten Erkenntnisse und ergänzt: „Die akute COVID-19 Erkrankung ist als Multi-Organ-Infektion anerkannt, die Spezifität der lang anhaltenden Beschwerdelast muss nun im weiteren Studien untersucht werden“.
Herausforderung für das Gesundheitssystem
„Anhaltende, postinfektiöse Beschwerden kennen wir auch bei anderen Erregern, aber die Fallzahl der Pandemie wird uns hier herausfordern“, betont Klinikdirektor Günter Weiss. Mit den Ergebnissen dieser Zwei-Kohorten-Studie, die in Tirol fortgesetzt wird, soll es nun in der interdisziplinären Zusammenarbeit gelingen, Versorgungskonzepte zu entwerfen, die der langwierigen Erholung nach COVID-19 entsprechen. „Ein Wissenstransfer zu den HausärztInnen für die individuelle Behandlung und Betreuung von Long COVID PatientInnen, bei der Koordination fachärztlicher Abklärungen und rehabilitativer Maßnahmen spielt hierbei eine zentrale Rolle“, schließt Pflegewissenschafter Dietmar Ausserhofer. Die Entwicklung eines integrierten und wissenschaftlich begleiteten Versorgungsmodells befindet sich in Tirol bereits in Ausarbeitung.
Forschungsarbeit:
Phenotyping of acute and persistent COVID-19 features in the outpatient setting: exploratory analysis of an international cross-sectional online survey. Clinical Infectious Diseases, https://doi.org/10.1093/cid/ciab978
Ein verpflichtendes Angebot zur Wertevermittlung an Schüler, die sich vom Religionsunterricht abmelden, ist notwendig. Schulen haben bereits Erfahrungen gesammelt. Umsetzung frühestens 2023/24.
8634 Kinder und Jugendliche an Südtirols Grund,- und Mittelschulen sowie Ober- und Landesberufsschulen, also rund 12 Prozent aller Schülerinnen und Schüler, besuchen den Katholischen Religionsunterricht nicht. Bildungspolitisches Ziel ist, dass es im Schulbetrieb für sie alle zukünftig ein verpflichtendes Alternativangebot zum Katholischen Religionsunterricht gibt, und zwar eine Form von Ethikunterricht. Details zur geplanten Umsetzung haben heute (15. Dezember) Landesrat Philipp Achammer und Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner bei der Pressekonferenz vorgestellt. Angelika Ebner Kollmann, Schulführungskraft des Grundschulsprengels Bozen, und Michaela Dorfmann vom Schulsprengel Meran Untermais haben von diesbezüglichen Pilotprojekten aus der Praxis berichtet.
"Der Katholische Religionsunterricht hat in unserem Land eine besondere Bedeutung", schickt Landesrat Philipp Achammer voraus. Während man sich im restlichen Staatsgebiet für diesen anmelde, sei es in Südtirol umgekehrt. "Bei uns nimmt man das Angebot automatisch in Anspruch, außer man meldet sich ausdrücklich davon ab." Auch wenn der Katholische Religionsunterricht sich in den vergangenen Jahrzehnten in vielerlei Hinsicht stark gewandelt habe, habe er in vielen Köpfen immer noch den Anstrich einer Vermittlung von Glaubensinhalten. Das sei er aber schon lange nicht mehr, sagt Landesrat Achammer. "Der Katholische Religionsunterricht musste sich auf die verschiedenen Lebensrealitäten von Kindern und Jugendlichen, von Familien einstellen, vor allem im Dialog miteinander und im Respekt auch vor anderen Konfessionen." Nichtsdestoweniger hat Südtirol inzwischen eine beträchtliche Quote von Schülern, die sich vom Katholischen Religionsunterricht abmelden.
Abmeldung vom Religionsunterricht in Zahlen
Die aktuellen Zahlen für das Schuljahr 2021/22 aus den drei Bildungsdirektionen zu den Abmeldungen vom Katholischen Religionsunterricht zeigen deutlich, wie es um den Besuch desselben an Südtirols Schulen bestellt ist. 88 Prozent der insgesamt 74.174 Schüler an Südtirols deutsch- und italienischsprachigen sowie ladinischen Schulen nehmen freiwillig am Katholischen Religionsunterricht teil, während sich 12 Prozent von diesem abgemeldet haben. Den höchsten Prozentsatz weisen mit 18 Prozent die italienischsprachigen Schulen auf, gefolgt von den deutschsprachigen mit rund 9,8 Prozent und den ladinischen mit 3,3 Prozent. Deutlicher sind die Unterschiede beim Vergleich der Schulstufen: Die höchste Abmeldequote verzeichnen die Oberschulen mit 16,2 Prozent (3272 Schüler), die niedrigste die Landesberufsschulen mit 9,6 Prozent (911 Schüler). An den Grundschulen verzichten 10,2 Prozent aller Schüler (2820 Schüler) und an den Mittelschulen 9,7 Prozent (1630 Schüler) auf den Katholischen Religionsunterricht.
Die Gründe für die Abmeldungen vom Katholischen Religionsunterricht seien verschieden. Es könne daran liegen, dass die Kinder oder Jugendlichen einer anderen Konfession angehörten, aus einem anderen Kulturkreis kämen, sagt Landesrat Achammer. "Es kann aber durchaus auch am Reiz einer Freistunde in der Oberschule liegen."
Ungeachtet dessen, stellt sich dennoch das Problem der Tätigkeiten für jene Schüler, die sich nicht am konfessionellen Religionsunterricht beteiligen. Laut den gängigen Bestimmungen sehen die jeweiligen Schulen anstatt des Katholischen Religionsunterrichtes verschiedene Möglichkeiten vor, beispielsweise unter Aufsicht einer Lehrperson sich eigenständig zu beschäftigen oder Förderangebote zu nutzen. Ausdrücklich zugelassen ist aber auch die Möglichkeit, von der Schule abwesend zu sein.
"Der verpflichtende Besuch des Alternativunterrichts Ethik würde in dieser Sache Klarheit schaffen und das Recht aller Schüler auf eine gleiche Schulzeit und damit die Gleichbehandlung aller in Bezug auf die zu absolvierenden Anzahl an Schulstunden garantieren", sagt Landesrat Achammer. "Dem liegt auch die Überzeugung zugrunde, dass jedes Kind, jeder Jugendliche eine Form von Wertevermittlung oder -bildung braucht." Gerade in der jetzigen Zeit, wo der "Ausgleich innerhalb einer Gesellschaft, Austausch und Verständigung, Toleranz und Respekt wichtiger denn je" seien, sei es unabdingbar, "diese wesentliche Werte auch zu leben und den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln." Wo die Vermittlung aber nicht gelinge, "braucht es unbedingt eine verpflichtende Alternative zum Religionsunterricht", sagt Landesrat Achammer.
Ziel des Ethikunterrichts
Mit dem auf Landesebene einzuführenden Ersatzpflichtfach Ethik sollten zukünftig auch jene Schüler, die "aus verschiedensten Gründen" den Katholischen Religionsunterricht nicht besuchen, eine "religiös-ethisch-philosophische Bildung" erhalten, sagt Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner. "Damit wollen wir die Wertevermittlung nicht der Beliebigkeit überlassen, sondern dahingehend ein Zeichen setzen, dass uns diese wichtig ist." Gleichzeitig werde die Auseinandersetzung und das Verständnis der eigenen Identität und Kultur gefördert, was die Bereitschaft stärke, Verantwortung für sich und das Zusammenleben zu übernehmen."
Zwei unterschiedliche Modelle zum Ethikunterricht
Erfahrungen mit dem Ethikunterricht haben einige Südtiroler Schulen in den vergangenen Jahren in Rahmen von Pilotprojekten gesammelt, beispielsweise die Schulgemeinschaft des Grundschulsprengels Bozen und jene des Schulsprengel Meran Untermais.
"Unser Ziel war es vor Jahren, ein Alternativfach anzubieten, das dem Katholischen Religionsunterricht gleichwertig ist", sagt Angelika Ebner Kollmann, Schulführungskraft des Grundschulsprengels Bozen. "In einer säkularen, zusehends pluralistischen Welt ist Ethik ein geeignetes Fach, um grundlegende Werte oder ethisch-moralisches Handeln zu diskutieren und zu vermitteln."
Am Schulsprengel Meran Untermais greift ein anderes Modell. "Wir bieten in den drei Stadtschulen projektartig mehrmals im Schuljahr für alle Schüler und Schülerinnen einen so genannten 'Religionsunterricht für alle'. Die Überlegung, welche dahintersteckt ist, ein inklusives Zusammenwirken zu fördern", erklärt die Direktorin Michaela Dorfmann. Die Themen, welche im "Religionsunterricht für alle" behandelt werden, seien "religiös unabhängig oder religionsübergreifend". "Wichtig ist uns, dass der individuellen Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler Raum gegeben wird und Toleranz sowie gegenseitige Wertschätzung gefördert werden."
Damit Ethik als verpflichtendes Alternativangebot Realität werden kann, ist die Abänderung des Landesgesetzes 5/2008 durch den Landtag notwendig. Sofern das Gesetz einer möglichen Anfechtung durch die Regierung standhält, kann mit der Ausarbeitung entsprechender Unterrichtsmodelle für den Ethikunterricht für die verschiedenen Schulstufen begonnen werde, frühestens im Schuljahr 2023/24.
eb
Daten zur Entwicklung der Seilbahnbranche in Südtirol in den vergangenen Jahren bis 2020 liefert die neue Broschüre des Landesamts für Seilbahnen und des ASTAT. 2020 gab es in Südtirol 357 Anlagen.
Auf eine gemeinsame Förderleistung von 545.741 Personen pro Stunde sind die in Südtirol aktiven 357 Seilbahnanlagen im vergangenen Jahr gekommen. Dies bedeutet bei drei Anlagen weniger als 2019 eine Steigerung der Förderleistung von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Förderleistung ist in den vergangenen zehn Jahren um 7,6 Prozent angestiegen.
Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider unterstreicht die Wichtigkeit des Sektors für die gesamte lokale Wirtschaft: "Die Wintersaison 2020/21 ist aufgrund der Pandemie komplett ausgefallen. Heuer haben wir alles unternommen, um den Liftbetrieb mit spezifischen Sicherheitsregeln und einigen Einschränkungen zu ermöglichen." Der Landesrat zeigt sich zufrieden, dass es "nach Intervention auf nationaler Ebene und dank der Zusammenarbeit mit dem Seilbahnverband gelungen ist, die Saison zu starten". Zusammen mit den Betreibern und allen Beteiligten im Mobilitäts- und Sanitätssektor habe man sich bestmöglich auf die Wintersaison vorbereitet. "Dabei haben einige Betreiber auch in die automatische digitale Überprüfung der Green-Pass-Pflicht investiert. Dieser Digitalisierungsschub ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft und bietet auch eine gewisse Garantie für die nächsten Wochen und Monate", sagt Alfreider: "Wie sich die Pandemie-Situation in den nächsten Wochen entwickelt, hängt von uns allen ab. Ich hoffe, dass wir so sicher wie möglich über diesen Winter kommen."
Pandemiebedingt weniger beförderte Personen im Winter 2019/20, vorher noch mehr Ausflügler und Pendler
Die Anzahl der von den Seilbahnanlagen beförderten Personen hat in der Wintersaison 2019/20 gegenüber dem Vorjahr aufgrund der Covid-Pandemie und der darauffolgenden vorzeitigen Schließung der Anlagen (09. März 2020) deutlich abgenommen (-12,2 Prozent) und ist auf den Wert von 118,1 Millionen beförderte Personen gesunken. Dies entspricht dem Niveau am Anfang des Jahrtausends.
Vor der Pandemie, also im Sommer 2019 - so die Studie - ist die Zahl der "Fußgänger" (Ausflügler und Pendler), die die Aufstiegsanlagen zwischen Mai und Oktober nutzten, gegenüber dem Vorjahr auch aufgrund der guten Witterungsverhältnisse um weitere 6,0 Prozent angestiegen. In den vergangenen Jahrzehnten gab es insgesamt einen beträchtlichen Anstieg. Waren es 1999 noch 3,6 Millionen beförderte Personen, so waren es im Sommerhalbjahr 2019 fast dreimal so viele (10,0 Millionen).
Neun neue Anlagen gebaut und zwölf abgebaut
Im Laufe von 2020 wurden neun Anlagen neu errichtet und zwölf abgebaut. 16 Anlagen wurden der vom Gesetz vorgesehenen Generalrevision unterzogen, zwei Anlagen wurden umgebaut. Durch die Einführung der öffentlichen Zuschüsse für Dorflifte und Kleinstskigebiete konnte das Auflassen von einzelnen Anlagen verhindert und die Erneuerung der Anlagen vorangetrieben werden.
Diese und andere wichtige Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung der Aufstiegsanlagen sowie im Vergleich mit den Nachbarländern hat das Landesamt für Seilbahnen nun gemeinsam mit dem Landesstatistikinstitut ASTAT unter der Regie von Johann Zelger in einer handlichen Broschüre herausgegeben.
Die Broschüre zum Herunterladen gibt es auf der Internetseite des Landes Südtirol sowohl auf der Webseite der Landesabteilung Mobilität als auch auf dem Portal des Landesstatistikinstituts ASTAT.
rc/san
Das für 30. Jänner 2022 vorgesehene Referendum, mit dem das geänderte Gesetz zur Direkten Demokratie bestätigt werden soll, wird vorerst um 60 Tage verschoben.
Im vergangenen Juni hat der Südtiroler Landtag die Gesetzesnovelle "Direkte Demokratie, Partizipation und politische Bildung" mehrheitlich genehmigt, für welche die Kritiker der Gesetzesmaßnahme eine bestätigende Volksabstimmung angestrengt haben. Diese Volksbefragung, mit der über das Inkrafttreten des Landesgesetzes abgestimmt wird, sollte am 30. Jänner 2022 abgehalten werden.
Landeshauptmann Arno Kompatscher informierte im Rahmen der heutigen Pressekonferenz (14. Dezember) im Anschluss an die Regierungssitzung darüber, dass diese Volksbefragung vorerst pandemiebedingt verschoben werde: "Ich habe die Landesregierung informiert, dass es angesichts der Corona-Lage notwendig ist, die landesweit vorgesehene Volksbefragung zu verschieben. Mitten in der Pandemie ist es nicht sinnvoll, eine Volksbefragung abzuhalten."
Der Entscheidung liege ein Gutachten des Sanitätsbetriebs zugrunde, sagte der Landeshauptmann. Im Sinne der "klaren gesetzliche Regeln" werde der Termin vorerst um 60 Tage verschoben. Sollte sich die Lage nicht bessern, sei eine weitere Verschiebung um weitere 60 Tage möglich, informierte der Landeshauptmann. Festgeschrieben ist die Verschiebung in einem Dekret, das der Landeshauptmann unterzeichnet hat und das am kommenden Donnerstag veröffentlicht wird.
jw
Nach dem großen Corona-Impfwochenende setzt das Land Südtirol nun weitere Schritte. Welche das sind, darüber informierte LR Widmann heute (14. Dezember) nach Sitzung der Landesregierung.
Am vergangenen Impfwochenende wurden mit 46.895 Personen 1,5 Mal so viele Menschen geimpft wie in der vorausgegangenen Rekord-Impfwoche: Damit sind derzeit 128.672 Südtirolerinnen und Südtiroler frisch "geboostert".
Gesundheitslandesrat Thomas Widmann dankte im Rahmen der heutigen Pressekonferenz allen Mitwirkenden, die dies ermöglicht haben: "Das Impfevent war wichtig, um die Auffrischungsimpfungen zu beschleunigen, denn es geht jetzt darum, Impfdurchbrüche zu reduzieren, um die Überlastung des Gesundheitssystems und damit zusammenhängend weitere Schließungen zu vermeiden und die Pandemie früher oder später hinter uns zu lassen."
Die Wichtigkeit der Auffrischungsimpfung wird auch an der derzeitigen Bettensituation in den Krankenhäusern ersichtlich: Bei den sogenannten Impfdurchbrüchen, die derzeit rund 30 Prozent der Covid-Patientinnen und -Patienten in den Normalstationen ausmachen, handelt es sich größtenteils um Personen mit einem Durchschnittsalter von über 70 Jahren und einem Abstand von über 220 Tagen seit Abschluss des Impfzyklus. In den Intensivstationen sind derzeit südtirolweit rund 50 Betten belegt, davon 23 mit Covid-Patienten, die fast ausschließlich ungeimpft sind.
Einer angespannten Lage in den Krankenhäusern steht derzeit ein leichter Rückgang der 7-Tages-Inzidenz bei den Neuinfektionen gegenüber: Diese ist in der vergangenen Woche von 650 auf 550 zurückgegangen.
Jetzt auch verbleibende "Booster-Anwärter" erreichen
Dass die Booster-Impfung schnell und bereits nach rund zehn Tagen sehr wirksam ist, wisse man auch aus konkreten Erfahrungen in anderen Ländern wie Israel. Angesichts dessen werde man sich nach der Impfveranstaltung vom Wochenende nicht zur Ruhe setzen, betonte der Gesundheitslandesrat: In den kommenden Wochen gelte es, die verbleibenden potentiellen Booster-Anwärter zu erreichen.
Breites Informationsangebot, v.a. zur Kinder-Impfung
All jene, die sich noch nicht für eine Erst- oder Auffrischungsimpfung entschieden haben, will man durch Information, Sprechstunden- und Beratungsangeboten in den kommenden Wochen erreichen. Zudem wird Südtirol in den kommenden Tagen eine erste Lieferung von Impfdosen für Kinder von fünf bis elf Jahren erhalten.
kl
Wolfgang Platter, vormaliger Direktor des Nationalparks Stilfserjoch
Der Winter ist Lesezeit. Der Winter ist für manche auch Urlaubszeit. Und ein Teil der Urlaubszeit kann auch Lesezeit sein. Lesen bildet und verhilft zu mehr Wissen. Auf diesen Seiten mein Angebot zur Information und Reflexion über den Artenschwund, das Artensterben und den Verlust an Biodiversität. Als Informations- und Datenquelle dient mir das Buch des Hamburger Evolutionsbioloen und Universitätsprofessors für Biodiversität Matthias Glaubrecht „Das Ende der Evolution. Der Mensch und die Vernichtung der Arten“
(Pantheon Verlag 2021).
Insektenschwund
Vor Jahren klebten sie im Sommer noch zu Tausenden an den Windschutzscheiben unserer Autos. Vor drei bis vier Jahrzehnten schwirrten und flatterten sie noch auf unseren Wiesen, als diese noch Wildblumen und Kräuter trugen und nicht die Ertrag-Gräser dominierten: die Insekten. Doch wo es früher summte und brummte, schwirrte und zirpte, ist es heute still. Das Insektensterben kam lautlos und hinterließ keine Spuren. Vielleicht sollte ich besser sagen keine offenkundigen, schnell erkennbaren Spuren. Denn Schwund und Sterben der Insekten hinterlassen sehr wohl Spuren.
Insekten stellen nicht nur zwei Drittel aller tierischen Arten. Sie bilden in ihrer Vielfalt vor allem auch als wichtige Glieder der Nahrungskette die Grundnahrung für die insektenfressenden Vögel, Fledermäuse und für andere Tiere wie Eidechsen oder Lurche. Unverzichtbar ist die Rolle der Insekten bei der Bestäubung vieler Pflanzen.
Der gefühlsmäßige Eindruck, dass die Insekten in ihrer Biomasse und in ihrer Populationsdichte schwinden, ist mit der Veröffentlichung der sogenannten Krefelder Studie wissenschaftlich nachgewiesen und quantifiziert und somit zur Gewissheit geworden.
Die Krefelder Studie
Ausgewiesene Insektenkundler des Krefelder Entomologischen Vereines um Martin Sorg haben vorausahnend schon im Jahr 1989 in 63 Schutzgebieten in Nordwest- und Norddeutschland spezielle Insektenfallen aufgestellt und bei insgesamt 1.500 Proben jeweils das Gesamtgewicht der darin gefangenen Fluginsekten ermittelt. Das Ergebnis der wertvollen Langzeitstudie: An jeder Messstation sind über die 27 erfassten Jahre bis 2015 immer weniger Tiere in die Fallen geflogen. Konkret ging das Gewicht der gefangenen Insekten um 76 % zurück. In den Hochsommermonaten betrug der Rückgang sogar 82 %. Jahr für Jahr fiel das Insektengewicht in den Fallen um durchschnittlich 6 %. Hatten die Krefelder Forscher anfangs zwischen Mai und Oktober 1.400 Gramm von Insekten der unterschiedlichsten Arten gefangen, waren es gehen Ende des Erhebungszeitraumes z.B. im Jahr 2015 nur mehr 300 Gramm. In der Summe aller Jahre wurden insgesamt 53 kg Insekten gefangen. Die Millionen dieser Tiere wurden nicht nach Arten aufgeschlüsselt. Die Entschlüsselung der Sammelfänge nach Arten wäre auch gar nicht möglich gewesen. Deswegen kann die Krefelder Studie auch nicht darüber Aufschluss geben, welche Arten in den Proben jüngerer Zeit fehlen gegenüber früheren Fangjahren. Und die Daten dürfen nicht fehl- oder überinterpretiert werden. Die Studie belegt nicht das Artensterben bei Insekten. Sie sagt nicht, dass die Artenvielfalt der Insekten um 76 bzw. 82 % zurückgegangen ist. Belegt ist mit der Studie der Schwund der Biomasse, nicht der Biodiversität von Fluginsekten. Das ist ein wichtiger Unterschied. Und ein beruhigender: Wenn Forscher auf Arten und Populationen schauen, dann geht es ihnen um seltene Arten ebenso wie um häufigere Arten. Es sind aber die häufigen Arten, die den größten Teil am Gewicht (Masse) aller Individuen stellen. Wenn mit dem Gewicht, sprich der Masse auch die häufigen Arten zurückgehen, muss es um die Insektenwelt besonders schlecht bestellt sein; schlechter, als wenn nur die ohnehin seltenen, anspruchsvollen oder empfindlichen Arten betroffen wären. Es geht also bei der Krefelder Studie in erster Linie nicht um die geringere Artenvielfalt, sondern zunächst einmal um dramatisch weniger Tiere.
Zwei der dramatischen Folgen möchte ich nachstehend etwas ausführen: Bestäuber machen sich aus dem Staub und insektenfressende Vögel (ver)hungern.
Insekten als Bestäuber
80 Prozent aller Wildpflanzen werden von Insekten bestäubt. Und zwei Drittel der weltweit angebauten knapp 100 Arten von Nutzpflanzen sind ganz oder teilweise von der Bestäubung durch Insekten abhängig. So werden z. B. sämtliche Kakaopflanzen von nur zwei winzigen Mücken-Arten bestäubt. Ohne Mücken kein Kakao, ohne Kakao keine Schokolade.
Ohne Bestäuber nähme die Mangelernährung in der Welt zu. Zwar sind die für unsere Versorgung mit Kohlenhydraten wichtigen Getreide wie Weizen, Roggen, Gerste, Reis, Mais als Nutzpflanzen allesamt Windbestäuber. Doch jene Pflanzen, denen wir Obst und Gemüse und damit die wertvollen Vitamine verdanken, werden durch Tiere und eben vor allem durch Insekten bestäubt. Deshalb hängen auch wir Menschen von diesen Insekten ab. Weltweit, so schätzt man, dürften es 20.000 verschiedene Arten von Bestäuberinsekten sein.
Die unentgeltliche Serviceleistung der Bestäuber lässt sich als „Ökosystemdienstleistung“ sogar berechnen: der US-amerikanische Agrarökologe Simon Potts hat mit seinem Team eine geldwerte, weltweite Leistung der Bestäuber im Umfang zwischen 235 und 577 Milliarden US-Dollar errechnet. So viel müsste man zahlen, wenn der kostenfreie Service von Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und Konsorten entfiele. Für die Apfelbäume auf unserer Erde hat Potts einen Bestäubungswert von 33,5 Milliarden Dollar jährlich errechnet.
Doch wo sind die Insekten hin? Buchstäblich an der Wurzel des Insektensterbens steht die Verarmung unserer Pflanzenwelt. Den Pflanzen sind die Grundlage der ökologischen Netzwerke. Ohne die Wildpflanzen verhungern Insekten und mit ihnen andere Tiere, die sich von ihnen ernähren: fleischfressende Insekten und Spinnen, Vögel und Fledermäuse, Reptilien und Amphibien.
Vögel als sensible Bioindikatoren
Zwischen dem drastischen Insektensterben und dem rapiden Rückgang der Vögel gibt es einen direkten Zusammenhang. 60 % aller Vogelarten und 70 % aller Fledermausarten sind auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen. Insekten, und andere Wirbellose wie etwa Spinnen, Schnecken, Regenwürmer stellen darüber hinaus zumindest während der Brutzeit auch die Nahrung der körnerfressenden Vögel dar, weil beinahe sämtliche Arten zumindest ihre Jungvögel mit Insekten füttern. Wie die Krefelder Studie zur längerfristigen Entwicklung der Biomasse zeigt, sind im letzten Vierteljahrhundert (1989-2015) vier Fünftel des Futters für insektenfressende Vögel weggebrochen. Vögel hungern heute also. Die Frontscheiben an unseren Autos werden nicht mehr durch Insektenleichen verschmutzt.
Es verwundert nicht, dass sich das Insektensterben zeitlich sehr genau mit der negativen Bestandsentwicklung vieler Vogelarten deckt. Diana Bowle hat mit ihren Forscherkollegen im März 2019 eine Studie über den Langzeittrend der Bestände von insektivoren Vögeln vorgelegt. Die Forscher zeigten in der Studie auf, dass die Zahl der von Insekten lebenden Vogelarten, von Bachstelze und Wiesenpieper bis zu Rauchschwalbe und Rohrschwirl, in den letzten 25 Jahren in ganz Europa um 13 % zurückgegangen ist. Nur bei den omnivoren Arten, also bei jenen, die sich sowohl von Insekten als auch von Körnern und Samen ernähren, sind die Bestände weitgehend konstant geblieben. Aus diesen unterschiedlichen Entwicklungen der Vogelpopulationen von Insektenfressern und Körnerfressern lassen sich auch Schlüsse auf das Zusammenbrechen der Bestände von Insektivoren ziehen. Insektenfresser kommen mit vielen Arten bevorzugt auf Grasland wie Wiesen und Weiden vor. Der Lebensraum Wiese ist heute vielerorts durch Einsaat von Futtergräsern, Ausbringung von anorganischem Dünger, Überdüngung mit Jauche verstickstofft. Wildkräuter und Blumen der früheren extensiv genutzten Magerwiesen sind großflächig ausgefallen. In den landwirtschaftlichen Agrarsteppen bleibt neben den windbestäubten und für Insekten unattraktiven Gräsern nur mehr der kurzdauernde Blühaspekt des Löwenzahns. Und auf den Äckern sieht es fast europaweit nicht anders aus, wenn etwa Raps als Energiepflanze und Mais als Futterpflanze ausgesät werden. Oder Hecken und Feldraine aus der Landschaft gehobelt, Tümpel und Feuchtstellen zugeschüttet, durch Flurbereinigung kleine abwechslungsreiche Grundparzellen in Großflächen für Monokulturen zusammengelegt werden.
Das Artensterben bei den Vögeln
Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts sind (weltweit) 187 Vogelarten ausgestorben. Die große Mahnerin Rachel Carson hat schon 1962 mit ihrem Buch „Der stumme Frühling“ gewarnt. Das Buch ist inzwischen zum Kultbuch geworden. In der Tat, unser Frühling wird immer stummer.
Besonders gefährdet sind die insektenfressenden Vögel auch noch zusätzlich, weil sie Zugvögel sind und dem Winter als futterleere Zeit durch Abwanderung ausweichen. Und ziehende Vögel sind gleich dreifach von den Veränderungen ihrer Lebensräume betroffen: in den Brutgebieten etwa in Europa, unterwegs in den Rastgebieten rund um das Mittelmeer und in ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten. Um das Ganze auch etwas zu quantifizieren: Wir reden von etwa 280 regelmäßig ziehenden Vogelarten und etwa 500 Millionen Zugvögeln (M. Glaubrecht, S. 579). Beispiel Kuckuck: Seine Bestände sind allein in Deutschland um mehr als 20 % geschrumpft, regional hat sich die Zahl sogar halbiert, in England sind die Kuckucke zuletzt um beinahe 70 % eingebrochen. Und auch aus den Vinschgauer Wäldern war der allbekannte Kuckuck-Ruf im Frühling 2020 auffallend selten zu hören.
Testo/Foto: Gianni Bodini
Tra Morter, all’imbocco della val Martello e la cima del Cevedale ci sono oltre 3000 metri di dislivello in meno di 25 chilometri in linea d’aria! Risalendo questa valle stretta e selvaggia si passano quindi tutte le fasce climatiche e produttive: dalle colture intensive di mele e fragole, ai campi di cereali e patate, dai prati a sfalcio alle foreste di conifere, dagli alpeggi al limitie dei ghiacciai ed oltre. Il comune omonimo viene citato per la prima volta nel 1330 ( communitas hominem de Martelle…). Ma sappiamo che già in tempi preistorici la valle era frequentata dagli uomini e ne sono testimoni i numerosi reperti archeologici. Ci sono poi diverse saghe e leggende, il cui nocciolo è spesso difficile da interpretare, che raccontano di quando ai piedi del Cevedale non c’erano ghiacciai e le genti e gli animali superavano i passi per raggiungere i mercati della Valtellina, della val d’Ultimo, di Rabbi o Pejo. La leggenda racconta anche di un ospizio posto sotto il Cevedale e di mercati di bestiame in alta quota. La val Martello era la via più diretta dalla val Venosta verso sud. Ma oggi la val Martello non è più una valle di transito per le merci che viaggiavano sulla schiene di portatori o di muli, al massimo oggi sono gli zaini degli alpinisti a salire in quota, magari seguendo proprio quelle antiche mulattiere e quei sentieri. Ecco questa è la val Martello, una valle alpina carica di storia e di testimonianze della sua faticosa colonizzazione: masi, alpeggi, rifugi e panorami arcaici e splendidi in tutte le stagioni. ◂
Testo/Foto: Gianni Bodini
La val Senales è ormai nota in tutto il mondo per il ritrovamento di Ötzi , la famosa mummia dell’uomo venuto dal ghiaccio, scoperta il 19.09.1991. In questa splendida vallata alpina ci sono impianti sciistici, itinerari alpinistici adatti a tutte le categorie e numerosi masi d’alta quota, perfettamente conservati e attivi, risalenti al medioevo. Ma il vero gioiello della val Senales è, a mio avviso, il monastero di certosini, l’unico in tutto il Sudtirolo: La Certosa degli Angeli ( mons omnium angelorum), che ha condizionato per secoli la storia della valle. Fondata nel 1326 dal conte Enrico III di Tirolo, voluta per intercedere con le preghiere alla salvezza della sua anima. Dotata già inizialmente di ricchi beni fondiari, si arricchì nel tempo grazie a donazioni e lasciti che comprendevano numerosi masi della valle ma anche vigneti nella conca di Merano, e persino il laghetto di san Valentino alla Muta e il diritto di pesca per un tratto dell’Adige dai quale traevano i pesci indispensabili alla loro dieta che vietava il consumo di carne. Nel 1782 il convento venne soppresso per ordine dell’imperatore Giuseppe II , i monaci dovettero abbandonarlo e l’intero complesso venne acquistato dal nobile Francesco Castruccio Castracane degli Antelminelli che avrebbe voluto ritirarsi qui per condurre una vita di meditazione. Ma il suo sogno non divenne realtà e ben presto lo rivendette al conte Franz Hendl, rampollo di una importante famiglia che aveva diversi possedimenti in val Venosta. Questi divise in lotti il complesso degli edifici trasformandoli in diversi nuclei abitativi, che rivendette poi con grande profitto. Purtroppo nel 1924 un grande incendio distrusse buona parte delle strutture che solo a partire dal 1974 vennero risanate. Ma ciò che rimane della Certosa è talmente imponente da giustificarne una visita. Buona parte dell’ antico chiostro è perfettamente conservato e irradia una atmosfera particolare. Su di esso si affacciano le celle dei Certosini, in parte riconvertite in abitazioni, che per la loro regola dovevano vivere in quasi assoluto isolamento.Quindi ogni cella aveva anche un piccolo giardino usato sia per la contemplazione che per la produzione di qualche ortaggio. Passeggiando lungo il chiostro si possono notare ancora certe aperture nel muro: erano usate per passare le vivande ai monaci rinchiusi nella loro cella, ed erano angolate in modo da non permettere il contatto visivo tra i monaci e chi li forniva di cibo! C’è poi, ancora ben conservato, l’edificio che ospitava la vasta cucina del convento, con la copertura a forma di piramide e su di una parete esterna è stato murato un grosso blocco di pietra che mostra una scultura enigmatica: un serpente che sembra ingoiare un uovo. Ci sono poi diversi edifici, come la chiesa di sant’Anna, al cui interno risalta un altare seicentesco di fattura pregevole. Nella piazzetta antistante la casa del Priore una fontana sormontata da un gruppo scultoreo contemporaneo attira la nostra attenzione; rappresenta i monaci obbligati a lasciare il convento che si incamminano in fila indiana, tutti con il capo chino, mentre uno di essi si volge indietro a guardare per l’ultima volta il convento. Ma vale la pena di compiere anche un giro intorno alle mura perimetrali della certosa, fare tappa alla cappella del Santo Sepolcro e per di godere del magnifico paesaggio che offre la valle. Per finire si potrebbe magari fare visita all’adiacente cimitero arricchito da lapidi e sculture, un luogo che emana serenità.