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Geboren ist Karl Grasser am 23.12.1923 in Kortsch. Er war der älteste von sechs Kindern in einer bäuerlichen Familie. Schon früh entwickelte sich bei Karl die Freude am Malen und Schnitzen. „Mein Vater hat schon immer Schafe geschnitzt“ erzählt er. Mit 16 Jahren verliert Karl seine Mutter. „Sie war eine seelengute Frau, sie war für mich alles“. Als 19jähriger musste Karl Grasser in den Krieg ziehen. „Es war der 5. Jänner 1943. Wir kamen als Nachfüllung hinauf ins Narva Gebiet, ungf. 35 km vor Leningrad“. Karl gehörte der 5. Gebirgsdivision an. Schon im November 1943 wurde er mit der s26 torsoletzten Kompanie von Leningrad nach Süditalien versetzt. „Am Hl. Abend, ich war gerade 20 Jahre und einen Tag alt, musste ich in Stellung gehen, von 23 bis 2 Uhr morgens. Gottseidank waren wir in einem toten Winkel, wer weiß, wie es sonst ausgegangen wäre. Damals habe ich mir geschworen, wenn ich noch einmal nach Hause komme, werde ich nie wieder am Hl. Abend von zu Hause weg gehen“.
Am 30.12.1943 wurde Karl vor Monte Cassino zweimal verletzt. Es waren Verletzungen am Fuss, Arm und Schulter. „Im Divisionslazarett kam ein Soldat auf mich zu und fragte mich im Vinschger Dialekt: „Wieder a Londsmonn! Hosch an Wunsch?“ „Bitte heimschreiben!“ sagte ich nur. Darauf ging er weg, kam mit einem Blatt Papier wieder, setzte sich neben Karl und schrieb den Brief. Es war Josef Patscheider, er hatte 1940 in Reschen seine Primiz gehalten und wurde dann nach Süditalien versetzt.
s26 Karl druckTrotz der schweren Verletzungen im Krieg und der damit körperlichen Beeinträchtigung ging Karl von 1951 bis 1955 nach Wien an die Akademie der Bildenden Künste und studierte Bildhauerei. Seine Lehrer waren neben Hans Andre und Herbert Boeckl auch der aus Meran gebürtige Franz Santifaller.
Zurück nach Kortsch begann Karl mit seinem bildhauerischen Schaffen. „Plastik, das ist Ehrlichkeit. Da kann man nicht schwindeln. Da muss es das erste Mal schon passen. Es ist nicht wie bei einem Maler, der mit dem Pinsel immer noch drüber streichen kann.“ Am liebsten arbeitete Karl mit Holz und Bronze.
s26 karl druckenEines seiner ersten plastischen Werke war das Holzrelief des Hl. Kosmas und Damian in der Krankenhauskapelle in Schlanders (1958). Eines seiner letzten Werke war das Bronzerelief am Portal der Pfarrkirche in St. Pauls (2007). Darauf ist Karl besonders stolz. „Ich würde mir wünschen, dass das Portal in St. Pauls alle Zeiten übersteht“ sagt er.

Neben seinen plastischen Werken schuf Karl mehr als 500 Holzschnitte.
Holzschnitte gingen nur nebenbei, „waren nur Nebenerwerb“ sagt Karl. Aber mit der Zeit beherrschte er die Technik so gut, dass ihm keiner im Land das Wasser reichen konnte. Sogar Heiner Gschwendt soll gesagt haben: „Den Holzschnitt können wir ruhig dem Grasser überlassen!“.

1980 wurde Karl Grasser mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol geehrt. 1993 wurde er anlässlich seines 70. Geburtstages mit der Goldenen Verdienstmedaille der Marktgemeinde Schlanders ausgezeichnet. 2008 wurde ihm der Walther-von-der-Vogelweide-Preis verliehen.

Karl Grasser ist es gelungen mit seiner Kunst zu berühren. Seine Kunst ist echt, ehrlich und authentisch. Was er gemacht hat, hat er auch gelebt. Er selbst sagte einmal: „Ich habe versucht mein ganzes Leben lang ehrlich für die Kunst zu leben und vor allem dem Glauben zu dienen. Als Künstler sah ich meinen Auftrag darin, den Menschen etwas mitzuteilen. Meine Kunst soll die Menschen ansprechen. Der Mensch soll durch meine Kunst Halt bekommen, Kraft holen und Freude haben“. Und er fügte noch hinzu: „Ich habe für‘s Volk gearbeitet, auch für‘s einfache Volk. Zu meiner Kunst soll auch der einfache Mensch einen Zugang finden. Deshalb habe ich Bauernhöfe gemalt, Dinge aus dem alltäglichen Leben, Dinge die jeder verstehen kann“.

„Glücklich wer im Glauben und in der Kunst noch Stärkung findet“. Das ist das Credo im Leben des Karl Grasser. Im Glauben und in der Kunst findet er selber immer wieder die Kraft, alles zu ertragen und weiter zu machen.

s26 grasser tschollIm Februar 2019 erlitt Karl einen Wirbelbruch. Ihm geht es zwar recht gut, aber seitdem ist er körperlich stark beeinträchtigt. Er geht zwar nicht mehr in seine geliebte Werkstatt aber jeden Tag geht er ein paar Schritte vor dem Haus spazieren. Karl freut sich wenn er sein Urenkelkind Hugo sieht oder wenn jemand zu Besuch kommt. Auch liest er immer noch viel und gerne und manchmal zeichnet er in seinen Zeichenblock, der auf dem Stubentisch immer bereit liegt.

Was Karl im hohen Alter immer noch auszeichnet ist sein Gerechtigkeitssinn. Er hatte immer schon eine soziale Ader. Es beschäftigt ihn heute noch, wenn Menschen ungerecht behandelt werden. Er hat ein Gespür für Menschen, denen es schlecht geht und leidet mit ihnen.
Auf die Frage, ob er Angst vor dem Tod hätte, antwortete er: „ Nein, wenn man ein ehrliches Leben geführt hat, braucht man vor dem Tod keine Angst zu haben.“

Peter Tscholl

Montag, 15 März 2021 13:53

Ach du liebe Jugend!!

Vinschgau - Mit einer Aussendung weist der Geschäftsführer des Jugenddienstes Obervinschgau Tobias Stecher auf ein zeitloses Phänomen hin, dass gerade jetzt in der Corona-Zeit Konjunktur zu haben scheint: dem Generationenkonflikt. Laut der Fachdienststelle für Jugendarbeit bringt die derzeitige Corona-Situation den Generationenkonflikt mit seiner Stigmatisierung auf einen neuen Höhepunkt. Junge Menschen dürfen nicht im Dorf unterwegs sein; Junge Menschen dürfen sich nicht mit Freunden treffen; Junge Menschen sind unsolidarisch und halten sich nicht an die Regeln. Vorurteile und Benachteiligungen gegenüber jungen Menschen sind derzeit oft weitreichend und sogar diskriminierend. Herabwürdigende Blicke und das Unverständnis gegenüber jungen Menschen gibt ihnen aber oft das Gefühl „nicht ernst genommen“ zu werden. Aber im Gegensatz zur Jugend dürfen Erwachsene zur Arbeit gehen, selbst entscheiden wem sie treffen und ob sie die Regeln einhalten. Über sie urteilt niemand. Die Corona-Krise ist für Niemanden einfach, den Sündenbock bei der Jugend zu suchen, ist jedoch nicht gerecht. Junge Menschen fällt das Dach zuhause auf den Kopf, sie brauchen Raum und Platz um sich selbst kennen zu lernen. Junge Menschen müssen sich ausprobieren, Grenzen überschreiten und dafür Verantwortung übernehmen, spielen und feiern, träumen und trauern. Die Aussendung appelliert daher an die Erwachsenen die Bedürfnisse junger Menschen ernst zu nehmen und sie nicht pauschal zu verurteilen. Eine Erinnerung an die eigene Jugendzeit kann dabei hilfreich sein. (lu)

Montag, 15 März 2021 13:53

Viele Tätigkeiten trotz Corona

Schlanders/Elki Mitgliederversammlung - Bei der Mitgliederversammlung vom Eltern-Kind-Zentrum Schlanders (Elki) über die Videokonferenzplattform Zoom am 4. März konnte der Vorstand mit der Präsidentin Kunhilde von Marsoner trotz Corona auf eine vielfältige und recht bunte Tätigkeit zurückblicken. Ab Anfang März war das Elki geschlossen, aber zu Jahresbeginn, im Sommer und teilweise im Herbst konnten viele geplante Treffen und Kurse unter den strengen Coronabedingungen durchgeführt werden. Es gab 34 „Offene Treffs“ mit insgesamt 245 Kindern in Kleingruppen. Es gibt die Krabbelgruppe, Zwergengruppe und die Spielgruppe Hand in Hand mit Kindern von 2-4 Jahren. Diese werden von Freiwilligen bzw. von den Mitarbeiterinnen Linde Oester, Elisabeth Schweigl, Simone Wieser und Karin Lamprecht betreut und begleitet. Das Projekt FAMILY SUPPORT, eine Initiative vom Land zur praktischen Unterstützung nach der Geburt, wird vor allem von Elisabeth Schweigl betreut und soll auch auf den Obervinschgau ausgedehnt werden. Erfreulicherweise ist es auch gelungen 13 Freiwillige für dieses Projekt zu gewinnen. Sabine Stefani betreute die Facebook Seite, gestaltete den Veranstaltungskalender und das Programmheft, macht Übersetzungen und führte auch Kurse durch. Bei den verschiedenen Kursen beteiligten sich 189 Personen. Insgesamt wurden 510 ehrenamtliche Arbeitsstunden durchgeführt. Bei den Kursen und Treffen wurde gespielt, vorgelesen, gesungen, getanzt, gebastelt, Brot gebacken, die Natur entdeckt, Steine bemalt und Yoga gemacht. Sara Passler vom Südtiroler Netzwerk der Eltern-Kind-Zentren bestätigte dem Elki Schlanders, dass ein ambitioniertes und vielfältiges Programm durchgeführt wird. In Grußworten meldeten sich auch verschiedene Ehrengäste: Monika Wielander (Gemeindereferentin), Manuela Ortler (Leiterin der Bereiche Kinder und Jugendliche in der Bezirksgemeinschaft), Ivan Runggatscher (VKE Schlanders), Rosmarie Santer (Bildungsausschuss) und Ghazali Youness (Verein für Kommunikation). Carmen Januth moderierte die Mitgliederversammlung. (hzg)

Montag, 15 März 2021 13:52

Jugend: Jugendtreff Tschengls

Der Jugendtreff in Tschengls ist seit 2004 geöffnet und befindet sich in der Sportzone von Tschengls. Vom Eingangsbereich aus kommt man direkt in den offen und hell gehaltenen Aufenthaltsraum, welcher mittels Schiebetür in zwei separate Bereiche geteilt werden kann. Außerdem ist der Treff mit einer kleinen Kochnische, einen Budel mit Barhockern und zwei Toiletten ausgestattet. Das Goldstück des Treffs ist mit Sicherheit die Terrasse, die zum Zusammensitzen einlädt.

Leider wurde der Treff sowohl durch die monatelange Nichtbenützung aufgrund der Bestimmungen bezüglich Corona, als auch durch mutwillige Verschmutzungen und Zerstörungen ehemaliger Besucher*innen, stark in Mitleidenschaft gezogen.

Nach mehreren Besichtigungen seitens der Bürgermeisterin Verena Tröger, der Vizebürgermeisterin und zuständigen Jugendreferentin Franziska Riedl und der Gemeindearbeiter für die Bestandsaufnahme der Mängel, wurde die Durchführung der nötigen Reparaturarbeiten genehmigt.

Die Arbeiten sind nun weitgehend abgeschlossen und auch einige Neuanschaffungen konnten getätigt werden. Um nur das Wichtigste zu nennen: Schränke und Schubladen sind wieder intakt, das Eingangstürschloss wurde ausgetauscht, die Küche erhielt eine neue Herdplatte, die Mädchentoilette wurde erneut mit einer Tür ausgestattet und eine neue Sitzgarnitur mit Tisch und zwei Bänken für die Terrasse angekauft.

Zurzeit ist der Jugendtreff für alle Jugendliche ab 11 Jahren am Freitag von 18.00 bis 19.30 Uhr und am Samstag von 19.00 bis 20.30 Uhr geöffnet. Für weitere Fragen und Anliegen steht die Jugendarbeiterin Ellen Schuster unter der Tel. 328 558 8131 gerne zur Verfügung. Aktuelle Infos zu Öffnungszeiten usw. finden sich auch auf Facebook (JA Ellen Schuster) und auf Instagram (ja_ellenschuster).

Montag, 15 März 2021 13:51

Jugend: Jung sein in Zeiten der Pandemie

Stell dir vor, du bist 12 Jahre alt...
Du verbringst deinen Tag damit vor einem Bildschirm zu sitzen, in die Gesichter deiner Lehrpersonen zu starren. Im Hintergrund deine Mutter am Handy, sie versucht eine Möglichkeit zu finden, dein kleines Geschwisterchen irgendwo unter zu bringen, um arbeiten gehen zu können. Fußballtraining ist gestrichen, deine Freunde darfst du auch nicht sehen.

Stell dir vor, du bist 15 Jahre alt...
Deine Eltern nerven, die Lehre nervt, die Schule nervt. Alles ist Scheiße. Du versuchst heraus zu finden, wer du bist und was dir gefällt. Du verliebst dich. Du wirst enttäuscht und verliebst dich neu. Du bräuchtest jemanden zum Reden, jemanden, der das gleiche erlebt. Niemanden aus deiner Familie. Du bräuchtest deine Freunde.

Stell dir vor, du bist gerade volljährig geworden...
Endlich 18. Du hast so lange darauf gewartet, planst deine Fete schon lange. Du willst mit dem Führerschein beginnen, die Fahrstunden werden immer wieder verschoben. Du möchtest ausgehen, mit Freunden feiern, dich austesten. Du willst dem Türsteher deinen Ausweis hinhalten, mit einem Grinsen im Gesicht. Du hast keinen Bock mehr auf Bier in einem kalten Keller, zu hoffen, nicht erwischt zu werden.

Stell dir vor, du bist Anfang 20...
Bist gerade von zuhause ausgezogen, willst deine Unabhängigkeit. Das Geld ist knapp. Mal darfst du zur Arbeit, mal nicht. Deine Vorgesetzten wissen nicht, wie es weitergeht. Aufträge fehlen, Personal muss eingespart werden. Du machst dir Sorgen, fragst dich, wie deine Zukunft aussehen soll.

Immer wieder höre ich den Satz „als wir noch jung waren, das waren noch Zeiten“, meistens, wenn sich Erwachsene mit Freunden von früher darüber unterhalten, was sie denn alles miteinander erlebt und gesehen haben. Wehmütig wird der vergangenen Jugend gedacht, fast nachgetrauert. Schöne Momente, lustige Momente, spannende und aufregende Momente, aber auch blöde und ernste Momente.
Ich wünsche auch der Jugend von heute, dass sie trotz der schwierigen Zeit, später einmal mit dem gleichen Gesichtsausdruck an ihre jungen Jahre zurückdenken kann. So wie es auch wir machen.

Sylvia Pinggera, Jugendarbeiterin

Montag, 15 März 2021 13:48

Sommerangebote – Jetzt anmelden

Vinschgau - Die Anmeldungen für die Sommerschule/Spielend lernen und der Freizeitangebote für MittelschülerInnen sind ab sofort möglich. Für die GrundschülerInnen der Schulsprengel Graun, Mals, Schluderns, Prad und Laas werden die Anmeldeformulare in gewohnter Papierform in den jeweiligen Schulklassen ausgeteilt und eingesammelt. Die Anmeldungen für Sommerangebote für Mittelschüler/innen müssen hingegen aufgrund der Schulschließungen digital via Mail oder direkt über die Homepage der GWR in Spondinig erfolgen. (www.gwr.it/category/Sommeraktivitaeten/Sommerangebote-aktuelles). Die heurigen Angebote wurden durch das Koordinations-Team (Annerose Paulmichl, Evelyn Peer, Nadia Schwienbacher und Andreas Seidl) erstellt, ergänzt und ausgeweitet. Die Durchführung erfolgt zu den zum Durchführungszeitpunkt geltenden Corona-Sicherheitsprotokollen. Für GrundschülerInnen gibt es zusätzlich zur Sommerschule, welche heuer erstmals auch in Stilfs angeboten wird, eine Kreativ- und Mal-Woche. Das Berufsfindungsprojekt „ACTIVITY - was will ich einmal werden?“ ermöglicht es ‚MittelschülerInnen in die Berufswelt einzutauchen und aktiv verschiedene Berufe kennenzulernen. Das Angebot für Mittelschüler wird durch ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm ergänzt. Für Bewegungsfreudige gibt es „Sportivity“, eine Kletterwoche, eine Junior Enduro Bike Woche und eine Erlebnis Mountainbike-Woche. Für Kreative wird eine „Artwork“-Woche und mehrere Marmor-Gestaltungs-Wochen organisiert. Naturbegeisterte können an einer „Wildnis-Survival-Woche“ oder an einer Naturwoche in der Prader Sand teilnehmen. Für Kinder mit Beeinträchtigung wird eine Einzelbetreuung angeboten. Diese umfassenden Sommerangebote werden zwischen den einzelnen Kooperationspartnern der GWR in Spondinig, der Bezirksgemeinschaft Vinschgau/Sozialdienste, den Gemeinden, der Landesberufsschule Schlanders und den Schulsprengeln des Vinschgaus inhaltlich abgestimmt und logistisch geplant. Die Familienagentur der Autonomen Provinz Bozen ermöglicht mit einer Projektförderung, dass die Teilnehmerbeiträge den finanziellen Möglichkeiten der Familien angepasst sind. (lu)

Info: Die Anmeldungen können bis Donnerstag, 25. März 2021 in der jeweiligen Schule abgegeben werden, direkt an info@gwr.it gemailt oder online über www.gwr.it gemacht werden.
Für weitere Informationen: 0473/428238 oder info@gwr.it

Vinschgau - Der Spruch „Aff Zuckpichl und aff Laggar isch dr Schmolz-Kibl laar, aff Patsch und aff Mittreibn weartr a nimmer long heibn, aff Forra und Egg do gianzi schun nocketr in Bett“ kennzeichnet die damals aussichtslose Lage der Höfe am Vinschger Sonnenberg.
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg herrschte große Hungersnot. Auf „Mittreibn“ (Gemeinde Schlanders) lebte die Pächterfamilie Tappeiner. Die Eltern wußten oft tatsächlich nicht mehr, was sie ihren Kindern zum Essen vorsetzen sollten. Frau Philomena Gamper, eine ledige Tappeiner, verstorben im Jahre 1977 in Schlanders, lebte bis zum 15. Lebensjahr am „Mittreibn-Hof“. Sie erzählte: „Wir Kinder waren immer froh, wenn das Frühjahr kam, denn dann konnten wir uns endlich wieder einmal für eine Zeit lang an den jungen Trieben der Fichten und Lärchen satt essen. Wenn die Mutter nach langer Zeit wieder einmal Erdäpfel kochte, rissen wir dieselben noch im heißen Zustand, bevor sie auf den Tisch kamen, einander aus den Händen und verspeisten sie“. (aus „Verlassene und verödete Höfe am Sonnenberg“ von Johann Prenner, 2005)
Nicht viel besser erging es den Höfen Forra und Egg bei St. Martin im Kofel. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie mühsam die Bergbauern noch nach dem 2. Weltkrieg dort gelebt und gearbeitet haben. Forra (der Name leitet sich von „Forchach“ ab, was so viel wie Ort, wo viele Föhren wachsen, bedeutet) war zu seiner Blütezeit noch von sieben bis acht Parteien bewohnt. Mehr als 70 Menschen sollen in der verschachtelten, stadtähnlichen Siedlung gewohnt haben. 1921 ist „Forra-Stadt“ abgebrannt.
Auf Egg lebten drei Parteien, Gamper, Gruber und Kaserer. Das Gehöft lag abgelegen und war nur schwer erreichbar. Paul Gruber, geb. 1932 auf Egg, erinnert sich noch gut daran, wie er früher seine Mutter Anna (gest. 1952) noch auf dem Rücken zum Doktor nach Latsch brachte und über den steilen Steig dann wieder hinauf trug.
Dass Egg heute so gut da steht ist der Verdienst des damaligen Assessors und Vizebürgermeisters in Latsch, Adalbert Linser. Dank der politischen Unterstützung vom damaligen LH Luis Durnwalder und LR Hans Berger, konnte das Projekt, für das Linser jahrelang gekämpft hatte, realisiert und finanziert werden. Es wurde eine Zufahrt gebaut und die schwierigen Besitzverhältnisse wurden neu geregelt. Die Familie Gruber wurde umgesiedelt und errichtete die Hofstelle oberhalb des ursprünglichen Gehöfts.
Der Bau der Seilbahn nach St. Martin im Kofel im Jahre 1958 brachte für Forra und Egg schon die erste große Erleichterung. Im Jahre 1985 wurde die Strasse von Kastelbell nach St. Martin gebaut und 1997 endlich auch die Straße nach Forra und Egg. Im Jahre 2002 wurde die Seilbahn nach St. Martin im Kofel mit modernster Technik neu erbaut. (pt)

Montag, 15 März 2021 13:46

Bürger sind eingeladen

Über die Zukunft der Landwirtschaft will LR Schuler mit den Bürgern - online - diskutieren: Nach dem Auftakt im Jänner folgen nun vertiefend die Themen: Obst- und Weinbau, Tierhaltung, Klima- und Umweltschutz. Die Diskussion zum ersten Thema „Obst- und Weinbau – Wohin geht der Weg?“ findet am Dienstag, 16. März 2021, um 20.00 Uhr statt: Einstieg unter https://us02web.zoom.us/j/87457912880#success

Matsch - Bereits vor 30 Jahren haben sich einige Matscher und Matscherinnen mit der Idee eines BioTals beschäftigt. Leider wurde damals nichts daraus, wohl auch, weil die Zeit dafür noch nicht reif war. Im Herbst 2017 ist nun das Projekt „Machbarkeit BioTal Matsch“ im Rahmen des Bürgerhaushaltes der Gemeinde Mals von einem jungen Matscher Studenten eingereicht und von den GemeindebürgerInnen an die erste Stelle gewählt worden. In den darauffolgenden zwei Jahren wurde in Matsch intensiv am Projekt gearbeitet. Ursprünglich war geplant im Frühjahr 2020 in einer eigenen Veranstaltung einen Rückblick auf die Aktivitäten der vergangenen zwei Jahre zu werfen. Damit wurde aus den allseits bekannten Gründen bisher nichts. Daher nun auch dieser Bericht, der auf die Frage eingeht, was sich in dieser Zeit im Matscher Tal getan hat.
Das Projekt „Machbarkeit BioTal Matsch“ basiert auf dem Ansatz, dass die Menschen vor Ort gemeinsam eine nachhaltige und umweltverträgliche Lebens- und Wirtschaftsweise stärken. Damit soll ein Mehrwert für die Menschen vor Ort geschaffen werden. Ganz klar kommuniziert wurde von Beginn an, dass die Entscheidung, ob das „BioTal Matsch“ machbar ist, in der Hand der Menschen liegt, die in Matsch leben.
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung im März 2018, ging Michael Groier von der „Bundesanstalt für Bergbauernfragen“ in Wien auf das Thema „Bioregion“ ein. In weiterer Folge bildete sich eine neunköpfige Projektgruppe, die sich überwiegend aus MatscherInnen zusammensetzte. Schließlich waren alle BürgerInnen aus dem Projektgebiet Matsch und Muntetschinig zu einer Ideensammlung geladen. Dort wurden z.B. die Vorschläge „Organisation einer freiwilligen Bio-Umstellungsberatung für LandwirtInnen“ oder „Einrichtung einer Bioalm“ vorgebracht. Innerhalb des ersten Jahres meldeten sich 13 Bauern und Bäuerinnen für eine Bio-Umstellungsberatung auf dem eigenen Betrieb an. Organisiert und finanziert wurde dies über das Projekt. Bei den Initiativen, die im Bereich Landwirtschaft gesetzt wurden, standen sachliche Information und Sensibilisierung im Vordergrund.
Ziel des Projektes war es auch Fachwissen nach Matsch zu holen. So fanden Betriebsbesuche im Ortskern von Matsch im Beisein von Mathias Gauly, Prof. für Nutztierwissenschaften an der Freien Universität Bozen, statt. Gemeinsam wurde diskutiert, wie sich Betriebe in beengter Lage im Dorfkern weiter entwickeln können. Überlegt wurde in diesem Zusammenhang auch, inwieweit Gemeinschaftsflächen nahe dem Dorf sowohl von konventionell als auch biologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieben, gemeinsam als Heimweide genutzt werden könnten. Dr. Georg Miribung ebenfalls an der Freien Universität Bozen tätig, befasste sich in Matsch mit dem Thema „Betriebskooperationen“. Eine eigene Erhebung ergab, dass fast 40% der bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzflächen in Matsch und Muntetschinig mittlerweile biologisch bewirtschaftet werden. Organisiert wurde auch eine zweitägige Exkursion ins Schweizer Valposchiavo. Dort werden mittlerweile fast 98% der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet und es gibt eine eigene Regionalmarke „100% Valposchiavo“. Nach vielen Gesprächen konnte die Gondaalm oberhalb der Ortschaft Matsch im Sommer 2019 erstmals als „BioAlm“ zertifiziert werden. Der Besuch der ehemaligen deutschen Landwirtschaftsministerin Frau Renate Künast in Matsch gehörte zu einem der Höhepunkte. Sie informierte sich über das Projekt und besichtigte mehrere Bauernhöfe. 2020 hat der Schlanderser Student Peter Luis Thaler seine Masterarbeit an der Universität für Bodenkultur in Wien abgeschlossen. Darin geht es um die Einstellungen der Matscher Bevölkerung hinsichtlich eines „Bio-Tals Matsch“.
Die Finanzierung des Projektes „Machbarkeit BioTal Matsch“ ist mit Ende 2019 ausgelaufen. Nach wie vor ist aber geplant eine „Wie geht’s weiter“-Veranstaltung zu organisieren, bei der auch die Ergebnisse der Studie von Herrn Thaler präsentiert werden. Diese Veranstaltung soll dann auch einen Ausgangspunkt darstellen, wie die Idee eines „BioTals Matsch“ fortgeführt werden kann.
Anja Matscher

 

Nähere Informationen
www.da.bz.it

Sterzing/Online-Lesung - Für die einen war er ein Visionär und Brückenbauer, für die Anderen ein Nestbeschmutzer. Alexander Langer ist einer der bekanntesten und umstrittensten Politiker Südtirols. 1978, 1983 und 1988 wurde er in den Südtiroler Landtag gewählt und von 1989 bis zu seinem Tod 1995 war er Mitglied des Europaparlaments und Co-Präsident der Grünen Fraktion. Außerdem war er Journalist, Autor, Übersetzer und ein Wegbereiter der Grünen. Die Stadt Sarajewo verlieh dem Friedenskämpfer Langer posthum die Ehrenbürgerschaft. In Bozen trägt eine Schule seinen Namen. Plätze, Bibliotheken, eine Brücke und ein Radweg sind nach ihm benannt. Es gibt eine A. Langer Stiftung und auch eine Oper über das Leben von Langer. Vor 75 Jahren ist Langer in Sterzing geboren und vor rund 25 Jahren nahm sich Langer in einem Olivenhain auf einem Hügel oberhalb von Florenz am 3. Juli 1995 das Leben. In Erinnerung an diese außergewöhnliche Persönlichkeit organisierte die Stadtbibliothek Sterzing am 5. März eine Online-Lesung. Florian Kronbichler, Journalist, ehemaliger Kammerabgeordneter und Verfasser der Biografie „Was gut war – Ein Alexander-Langer-ABC“, las Texte von und über Langer in deutscher und italienischer Sprache, um an den Menschen Langer, an seine Wurzeln und an seine Arbeit zu erinnern. Moderiert wurde die Lesung von der Bibliotheksleiterin Karin Hochrainer. Im ersten der insgesamt sieben Texte, erinnerte Kronbichler an Elisabeth Kofler, die Mutter von Langer. Sie stammt aus einer Apothekerfamilie, hat Chemie und Pharmazie studiert, war Apothekerin und die erste Gemeinderätin in Sterzing. Sein Vater, ein aus Wien stammender Jude, war Chirurg im Krankenhaus. Langer besuchte das Gymnasium der Franziskaner in Bozen und gehörte dort der Marianischen Studentenkongregation an. Bereits als Jugendlicher hatte er etwas Rastloses, etwas Missionarisches. Er überlegte als Bruder Christophorus in den Kapuzinerorden einzutreten. Sein Hauptanliegen waren das friedliche Zusammenleben und die ökologische Wende. Zerbrochen ist er an seinem Anspruch, allen zu helfen und für alle da zu sein. (hzg)


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